Noch mehr Vordergrund!

Der Vordergrund kann Hilfsmittel sein oder im Zentrum der Aufnahme stehen – was wohl der Erwartung entspricht. Ein bewusster Bruch dieser Erwartung kann sehr effektvoll sein.

Teil I: Mehr Vordergrund

„Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug“, soll Robert Capa gesagt haben. Aber wie nah ist denn nah genug? Seit ich endlich begriffen habe, dass der Vordergrund eine Rolle spielt, auch wenn er eben eigentlich keine spielt, habe ich verschiedene Extreme ausprobiert.

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Halloween: Familie im Kürbisfeld. Half Moon Bay, CA, 2006 (© PS)

Nichts davon ist revolutionär – das sind einfache, etwas überspitzte Grundtechniken der Bildgestaltung. Aber ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie viel Überwindung es jedes Mal braucht, die Trampelpfade der Urlaubs-Bildgestaltung zu verlassen und ein kleines bisschen extremer zu werden. Dabei sprechen die Resultate meist für sich:

Bisweilen zeigt sich, dass eine Aufnahme eine weit stärkere Wirkung entwickelt, wenn sie gewissermassen auf das „falsche“ Motiv im Vordergrund ausgerichtet wird. Hier zum Beispiel ging es mir gar nicht um die bohnenartige Pflanze an den Klippen von Mendocino. Das war ein verzweifelter Versuch, der in Natura so malerischen, auf den üblichen Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen mit kleiner Blende aber so unscheinbaren Küste etwas abzutrotzen. Auf eine impressionistische Weise ist das mit der Aufnahme gelungen, mit etwas mehr Zeit hätte ich daran weiterprobiert.

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Klippen bei Mendocino, CA, September 2007. (© PS)

Die Übertreibung funktioniert aber auch in umgekehrter Konstellation. Diese Aufnahme der Videokünstlerin Ahree Lee fand ich passend zu einem Artikel über ihren Film „Me“ – es ist eine Zeitcollage über drei Jahre, in denen sie täglich ein Selbstporträt von sich aufgenommen hat. Ahrees Gesicht war demnach das einzige, was dem Publikum über die Künstlerin bestens bekannt war. Das sollte das Bild ausdrücken. Die Redaktion entschied sich für eine andere Aufnahme.


Ahree Lee (© PS)

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