Objektive für Portraitaufnahmen: Bitte keine Knollennasen!

Welche Objektive sind für Portraits geeignet – und welche garantiert nicht? Ein paar Beispiele aus der Praxis.

Portrait einer blonden Frau, ZUIKO DIGITAL ED 35-100 mm 1:2,0

Aufgenommen wurde dieses Bild mit einer Studioblitzanlage und dem ZUIKO DIGITAL ED 35-100 mm 1:2,0 (Bild: W. D. Roth)

Makroobjektive mit längeren Brennweiten werden ebenso wie gemäßigte Teleobjetive oft in der Porträtfotografie eingesetzt, weil sie Beleuchtungsprobleme bei kurzen Aufnahmeabständen abmildern. Die geringere Schärfentiefe der langen Brennweiten spielt hier keine Rolle, da die Kamera bei kurzen Brennweiten für den gleichen Abbildungsmaßstab wieder näher an das zu fotografierende Objekt gerückt werden muss – das Ergebnis ist dasselbe.

Portrait 2
Mehr Licht!..von rechts.. (Bild: W.D.Roth)

Objektive langer Brennweite sind auch für die Porträtfotografie sehr beliebt, und zwar aus dreierlei Gründen. Zunächst muss man als Fotograf dem Porträtierten nicht unnötig nahe auf die Pelle rücken, was meistens als angenehm empfunden wird. Als Nächstes ist die flache Perspektive des Teleobjektivs vorteilhaft, da eine auffällige Nase oder ein markantes Kinn nicht so hervorspringt. Ein Weitwinkel kann aus dem Porträt schnell eine Karikatur werden lassen. Und schließlich kann ein Teleobjektiv mit offener Blende den Bildhintergrund verschwimmen lassen.

Des Weiteren ist für Porträtfotografie weiches Licht wichtig. 12 Uhr mittags in strahlendem Sonnenschein mag eine markante Cowboy-Visage ergeben, jedoch kein Porträt, das man als Fotograf vorzeigen kann. Besser ist es, im Schatten oder mit Studiobeleuchtung zu fotografieren. Und der richtige Weißabgleich ist ebenfalls von Bedeutung. Ein Model schminkt sich nicht erst aufwendig, um dann mit Magenta- oder Grünstich abgelichtet zu werden.

Fisheye-Portrait
Dieser nette Herr macht gute Miene zum bösen Spiel: Ein Fisheye-Objektiv ist als Portraitlinse denkbar ungeeignet (Bild: W.D.Roth)
Fisheye-Portrait korrrigiert
Und nein, das Korrigieren der Fisheye-Verzerrung macht es keinesfalls besser: Auch Weitwinkelobjektive sind für Portraits völlig ungeeignet (Bild: W.D.Roth)

Übermäßige Schärfe, mit der man alle Sommersprossen so zählen kann wie Astronomen die Sonnenflecken, ist nicht erwünscht, absichtliches Defokussieren oder gar Weichzeichnervorsätze aus der Zeit der Analogkameras, die anschließend vermuten lassen, es habe Nebel im Studio geherrscht, ebenso wenig. Derartige Dinge werden besser in der Bildbearbeitung geregelt – und natürlich ist auch hier wieder einmal das RAW-Format von Nutzen.

Dies ist eine Leseprobe aus dem demnächst im Franzis-Verlag erschienenen „Profibuch Olympus E-520“ von fokussiert.com-Autor Wolf-Dieter Roth, das neben Tipps speziell zur E-520 von Olympus auch etliche allgemeine Informationen und Anleitungen zur Digitalfotografie enthält.

2 Kommentare
  1. nina
    nina sagte:

    bei einem tele sollte aber auch beachtet werden, dass es gesichter flächig und breit erscheinen lassen kann. deshalb sollte man die brennweite auf das model abstimmen.

    Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] dass der Hintergrund aus im Kreis stehenden Hochzeitsgästen besteht.Es braucht eine Portion Mut (oder bösen Willen), um ein Fischaugen-Objektiv an lebenden Menschen anzuwenden:Die Extrem-Weitwinkel verzerren die […]

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