Olympus E-30 im Test (2/3): Mehrfachbelichtung und ART-Programme

Sehr oft erwähnt werden bei der Olympus E-30 das neue Feature der Mehrfachbelichtung und die ART-Kreativprogramme: Beide seien völlig überflüssig. Nun, dies stimmt nur für eine der beiden Funktionen…

Teure Digitaltechnik erzeugt schwarzweißes Rauschen... (Bild: Olympus)Mehrfachbelichtung? Das war bei den früheren Film-Fotokameras eher ein Bug als ein Feature, wenn der Fotograf wieder mal verpennt hatte, nach der Aufnahme den Film zu transportieren. Schon waren Tante Erna und eine Kröte gemeinsam in ein Bild belichtet – und der Familienfrieden ernsthaft gefährdet.

Deshalb erhielten die meisten Fotokameras irgendwann eine Auslösesperre, bis der Film ordnungsgemäß transportiert war. Bei der Olympus E-30 kann dagegen nun mehrfach belichtet werden, auch wenn die Speicherkarte noch nicht ordnungsgemäß zurückgespult wurde:

Mehrfachbelichtung

Ist die Mehrfachbelichtung aktiviert... (Bild: W.D.Roth)...so wird automatisch die eingestellte Anzahl der nun folgenden Aufnahmen zusammenbelichtet (Bild: W.D.Roth)Die Mehrfachbelichtungsoption der Olympus E-30 (oder der Nikons) wird in ihren Fähigkeiten durchweg unterschätzt und als überflüssig eingestuft. Sie kann jedoch sehr gut zum Erstellen von Trickfotos genutzt werden, und zwar in einer Art, die mit Layer-Bearbeitung in Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen so leicht nicht umsetzbar ist.

Dazu ist allerdings der Einsatz der Live View not-wendig. Hier liegt der große Vorteil der Mehrfachbe-lichtung der Olympus E-30: Die bereits gemachten Teilaufnahmen werden von der Olympus E-30 in das aktuelle Monitorbild der Live View eingeblendet. Sollen also zwei Gegenstände in der endgültigen Aufnahme verschmelzen, können sie so passend zueinander platziert werden.

Ein Olympus-Akku BLM-1... (Bild: W.D.Roth)...kann mit der Mehrfachbelichtung der Olympus E-30 verdoppelt... Da jede Belichtung sich zur vorherigen addiert, wird das entstehende Bild mit jeder weiteren Belichtung heller – aus vier korrekt belichteten Teilbildern entsteht ein überbelichtetes Hauptbild. Um dies zu vermeiden, kann man AUTO EV einschalten – dann wird die Belichtung der Einzelbilder soweit abgesenkt, dass das Endbild die korrekte Helligkeit aufweist.

...und vervierfacht werden. (Bild: W.D.Roth)Ist AUTO EV aktiviert, so bleibt das Bild dabei auf gleicher Helligkeit.Mit ÜBERLAGERN kann schließlich eine bereits existente, ältere Aufnahme – wenn vorhanden, vorzugsweise im ORF-RAW-Format – mit dem aufzunehmenden Bild kombiniert werden, wie beispielsweise ein eingeblendeter Bühnenhintergrund.

Wenn sich die Inhalte zweier Bilder sichtbar überlagern, entstehen „Geister“ – unwirkliche Bildbestandteile. Dies ist also zu vermeiden, wobei Live View hift.

Mit ÜBERLAGERN kann auch eine bereits vollendete Aufnahme mit der neuen zusammenbelichtet werden...Zwei alte und ein neuer... (Bild: W.D.Roth) Ein tiefschwarzer Bildhintergrund ist ebenso von Vorteil, weil er nicht als „Geist“ durchschlagen kann.

Ist die Mehrfachbelichtung aktiviert, so wird automatisch die eingestellte Anzahl der nun folgenden Aufnahmen zusammenbelichtet.

Diese Taschenlampe, auf einem dunkleren Hintergrund dreimal aufgenommen.....erhät so zwei Geschwister! (Bild: W.D.Roth) Ohne die Schnüre, die dunkler als der Untergrund sind und die Kratzer in diesem, wäre die Aufnahme der „drei Taschenlampen“ nicht als Manipulation erkennbar – die Bilddaten lassen nur ein normales Digitalbild vermuten.

Die Olympus E-30 erlaubt es, bis zu vier Aufnahmen in einem Bild zu vereinen. Diese Aufnahmen addieren sich in ihren Helligkeitswerten zu einem Bild auf, so wie es zu erwarten ist, wenn der Verschluss einer Kamera mehrfach geöffnet wird.

ART-Belichtungsprogramme

Ihre Stofftiere sind ganz lieb, aber irgendwie so langweilig? Sie wollen etwas kreative Stimmung in das Bild bringen? Die ART-Belichtungsprogramme Ihrer Olympus E-30 versprechen Hilfe! (Bild: W.D.Roth)Die ART-Programme gelten als große Neuerung der Olympus E-30, die dank des neuen Truepic-III+-Bildprozessors möglich werden Doch sie sind tatsächlich eher eine Marketing-Spielerei: Derartige Effekte gehören, wenn, dann eher in die Bildbearbeitung.

Sie können mit den ART-Belichtungsprogrammen allerdings durchaus einmal einen interessanten Effekt aus der Hosentasche zaubern, insbesondere, wenn Sie beispielsweise als Reporter Ihre Bilder sofort abliefen müssen und keine Zeit für eine nachträgliche Bildbearbeitung haben. Allerdings sollten Sie dann unbedingt auch im RAW-Format aufnehmen, da dieses unverändert bleibt und Sie so bei Bedarf auch auf das Original Ihrer Aufnahme zurückgreifen können. Sie dürfen allerdings nicht nur in RAW ohne JPG aufnehmen – sonst bekommen Sie den ART-Effekt nicht zu sehen.

ART-Programm POPARTPOP ART

ART-Programm SOFT FOCUSSOFT FOKUS

ART-Programm BLASSE FARBENBLASSE FARBEN: ART-Programm MONOCHROME FILM MONOCHROME FILM:

ART-Programm LOCHKAMERALOCHKAMERA: Allerdings ist die Olympus E-30 in den Belichtungsprogrammen Soft Fokus, Monochrome Film und Lochkamera einige Sekunden mit der Bildverarbeitung beschäftigt. Und – wie in allen Motivprogrammen der Olympus E-30 – es sind viele Funktionen abgeschaltet, die Sie vielleicht brauchen.

So ist die Programm-Shift (Ps) nicht verfügbar, um bei einem Motiv mit großer Tiefe die Blende zuungunsten der Belichtungszeit weiter zu schließen. Und auch der Fernauslöser RM-1 ebenso wie der Selbstauslöser verweigern in den ART-Programmen den Dienst: Sie können sich also nicht selbst aufnehmen und müssen bei der Benutzung des bordeigenen Feuerwerksprogramms statt eigener Einstellungen die Belichtung von vier Sekunden leider wie ein Anfänger mit einem beherzten und kräftig verwackelnden Druck auf den Auslöser direkt an der Kamera starten.

Wer freiwillig Motivprogramme benutzt, ist nämlich nach Ansicht von Olympus zu blöd, um mit dem Fernauslöser RM-1 umzugehen: Er wird softwaremäßig ebenso wie der Selbstauslöser in allen Motiv- und Art-Programmen abgeschaltet.

Der Olympus Truepic-III+-Bildprozessor ist sicher eine feine Sache. Vielleicht fällt dem Hersteller zukünftig auch noch eine vernünftige Anwendung für seine Rechenleistung ein.

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