Olympus Supersonic Wave Drive: Was bringt der Verwacklungsschutz?

Bildstabilisatoren sind bei modernen Digitalkameras immer verbreiteter, je nach Situation und Qualität erlauben sie typisch zwei Zeitstufen mehr, also die vierfache Belichtungszeit, bevor die Aufnahmen sichtbar verwackeln.

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Vergleich: Fotos mit und ohne Bildstabbilisator (Bild: Olympus)

Die E-510 ist die erste digitale Spiegelreflexkamera von Olympus mit einem echten Bildstabilisator, genannt „Supersonic Wave Drive“ (SWD). Frühere Modelle wie die E-330 kannten zwar bereits eine Bildstabilisatorfunktion, doch war dies eine „Mogelpackung“: die ISO-Empfindlichkeit wurde auf das Maximum hochgesetzt, was zwar die Belichtungszeit verringert, aber das Bildrauschen enorm ansteigen lässt.

Mancher Kamerahersteller spricht hier irreführenderweise von einem „elektronischen Bildstabilisator“. Diese Möglichkeit steht im Übrigen jedem Digital-Fotografen offen: statt wie früher den Film wechseln zu müssen, kann die Sensorempfindlichkeit in kritischen Situationen angehoben werden.

Bei der E-510 sind dabei bis ISO 400 (vierfache Empfindlichkeit gegenüber der Standard-Einstellung mit bester Bildqualität von ISO 100) keine wesentlichen Einschränkungen in der Bildqualität zu beobachten. Erst ab ISO 800 macht sich langsam mehr Bildrauschen bemerkbar, bis zu ISO 1600 sind möglich.

Es gilt die Faustformel „Der Kehrwert der kleinbildäquivalenten Brennweite ergibt die kürzestmögliche unverwackelte Belichtungszeit“. Mit einem Standardobjektiv entsprechend 50 mm Kleinbild – beim Four-Thirds-System also einer Brennweite von 25 mm – wäre somit eine Belichtungszeit von 1/50 unverwackelt sicher zu „halten“, die nächstliegende geeignete Einstellung ist 1/60. Mit einem Weitwinkel entsprechend 30 mm Kleinbild (15 mm bei Four-Thirds-Objektiven) ist noch 1/30 möglich. 1/30 gilt deshalb auch typischerweise als die letzte noch „freihändig“ nutzbare Belichtungszeit.

Zwei Lichtwerte zusätzlich sind möglich

Die Kondition des Fotografen und die Kamerahandhabung können hier noch leichte Unterschiede bewirken. So beziehen sich diese Zeiten auf die klassische Fotografierhaltung mit dem Kamerasucher am Auge, die Kamera ist somit am Körper abgestützt. Wer die Kamera über seinen Kopf oder am ausgestreckten Arm vor sich hält, wie es dank Live View ja nun auch mit Spiegelreflexkameras möglich ist, wird stärker verwackeln; wer die Kamera beispielsweise am Bauch abstützt und das Bild auf dem Monitor betrachtet, kann auch noch 1/15 oder mit Glück auch mal 1/8 schaffen. Darunter ist aber normalerweise Schluss – 1/6, 1/4 oder gar 1/2 sind nur noch möglich, wenn man die Kamera beispielsweise auf einer Mauer oder – bei Kneipenfotos – auf einem Bierglas abstützt.

Oft vergessen wird, dass das Zoomen – die Benutzung längerer Brennweiten – die zulässige Belichtungszeit ebenso verkürzt. Mit einem 200-mm-Objektiv im Four-Thirds-System landet man bei 400 mm Kleinbild und sollte folglich nicht weniger als 1/500 Belichtungszeit verwenden – das klappt nur bei gutem Licht, Aufnahmen in Innenräumen sind so nicht mehr zu schaffen.

Deshalb haben Teleobjektive oft einen eingebauten Bildstabilisator, die sie zu den beispielsweise von Pressekonferenzen bekannten „dicken Tüten“ aufblasen: hier wird dann eine Linse der Verwacklung entgegenwirkend bewegt. Der Nachteil ist nicht nur ein leichter Qualitätsverlust, weil die Linse aus der optischen Ideallinie bewegt wird, sondern das Objektiv wird auch schwer und teuer. Im Four-Thirds-System gibt es von Leica/Panasonic ein derartig optisch stabilisiertes Objektiv, das Leica D Elmarit 14-50 mm, entsprechend 28-100 mm Kleinbild.

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Der Four-Thirds-Bildsensor ist bei der Olympus E-510 noch von der Bildstabilisator-Mechanik umgeben (Bild: Olympus)

Der größte Nachteil der optischen Stabilisierung ist jedoch, dass sie beim Objektivwechsel hinfällig ist: man müsste sich für jedes Objektiv einzeln ein teures stabilisiertes Modell zulegen. Olympus hat deshalb bei der E-510 die Stabilisierung in die Kamera verlegt: nicht eine Linse wird entgegen der Verwacklungen bewegt, sondern der Sensorchip. Dazu ist weniger finanzieller und gewichtsmäßiger Aufwand erforderlich: die Olympus E-510 ist nur wenig teurer, schwerer und größer als ihr Schwestermodell E-410 ohne Bildstabilisator. Das Schönste ist aber, dass die Stabilisierung nun dem Fotografieren mit jedem Objektiv zugute kommt und das bei den Linsen gesparte Geld stattdessen in höhere optische Qualität investiert werden kann.

Der Verwacklungsschutz wird mit dem Knopf „IS“ auf der Kamerarückseite eingeschaltet und bringt außer einem etwas erhöhten Stromverbrauch keinerlei Nachteile mit sich – es besteht also normalerweise kein Grund, ihn abzuschalten. Lediglich bei Aufnahmen, bei denen man die Kamera mitzieht, um das Objekt scharf und den Hintergrund unscharf zu haben – beispielsweise bei Rad- oder Autorennen – empfiehlt es sich, ihn entweder auf „Modus 2“ umzustellen, in dem nur vertikale „Wackler“ ausgeglichen werden, oder ihn ganz abzuschalten. Die normale Einstellung ist „IS. 1“.

Das schnarrende Geräusch beim Ausschalten der Olympus E-510 kommt übrigens vom Bildstabilisator, der sich dabei in Ausgangsposition zurücksetzt. Es entfällt, wenn der Bildstabilisator abgeschaltet ist.

 

Dies ist eine Leseprobe aus dem soeben im Franzis-Verlag erschienenen Buch „Olympus E-510“ von fokussiert.com -Autor Wolf-Dieter Roth, das neben Tipps speziell zur E-510 von Olympus auch etliche allgemeine Informationen und Anleitungen zur Digitalfotografie enthält.

5 Kommentare
  1. Wolf-Dieter Roth
    Wolf-Dieter Roth sagte:

    Der Satz ist zu kurz geraten, da hast Du recht. „Ausgerüstet mit“ statt „genannt“ wäre korrekter. Andererseits schreiben sie in ihrem eigenen Text „Gehäuseintegrierter Bildstabilisator (SWD system)“. Die zu weit gehende Vereinfachung kam also von Olympus. Leider passiert sowas öfters, wenn man solche Informationen hinterfragt, kommen durchaus Fehler bei raus. Lustig ist z.B. auch der auf etlichen Websites zu findende „nicht wiederaufladbare Li-Ion-Akkumulator LB-01“, bei dem es sich um eine schlichte Lithiumbatterie handelt.

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  2. Thomas
    Thomas sagte:

    Ganz recht, SWD ist die Bezeichnung einer Antriebstechnik, die für verschiedene Zwecke verwendet werden kann. Es ist aber nicht die Bezeichnung für den Olympus-Bildstabilisator. Deshalb ist der Satz

    „Die E-510 ist die erste digitale Spiegelreflexkamera von Olympus mit einem echten Bildstabilisator, genannt “Supersonic Wave Drive” (SWD).“

    m.E. nicht richtig.

    Olympus schreibt z.B. auch zu den neuen SWD-Objektiven:

    Zeitgleich zum Launch der professio­nellen D-SLR E-3 erweitert Olympus auch sein Sortiment an ZUIKO DIGITAL Objektiven. Zu den Neuzugängen, die selbstverständlich mit allen Kameras des Four Thirds Systems kompatibel sind, gehören auch herausragende ZUIKO DIGITAL SWD (Supersonic Wave Drive) Modelle mit Ultraschall-Antrieb. Sie bieten die weltweit schnellsten Autofokus-Geschwindigkeiten* und setzen einen neuen Standard in Sachen professioneller Vielseitigkeit und Leistung. * Stand: Oktober 2007

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  3. Wolf-Dieter Roth
    Wolf-Dieter Roth sagte:

    Sorry, Olympus sieht das anders. Für die ist SWD halt nur eine Antriebstechnik, ob nun zum Fokussieren von Objektiven oder zum Stabilisieren des Bildsensors. Allerdings hatte ich mich oben vertipt und „SWF“ geschrieben, das ist dann allerdings der Anti-Staub-Filter, das korrigiere ich auf SWD.

    Auch in offiziellen Produktunterlagen steht manchmal Unsinn, klar, aber wie ihre einzelnen Techniken heißen, das wird der Hersteller schon wissen.

    Ich zitiere im Folgenden aus Unterlagen von Olympus, das ist eindeutig:

    Olympus Bildstabilisator Technologie
    • Gehäuseintegrierter Bildstabilisator Einheit (SWD*
    system) für erweiterte Aufnahmemöglichkeiten
    • Korrektur der Bildverwacklung die durch die Hand entsteht,
    zusätzliche Einsatzmöglichkeit bei wenig Licht (Low-Light)
    oder bei Benutzung langbrennweitiger Objektive.
    • Die Stabilierungseinheit beinhaltet einen Ultraschallmotor
    mit einer sehr schnellen Reaktionszeit und einer sehr
    genauen Steuerbarkeit.
    • Entwickelt und gebaut für das Four Thirds System.
    • Die Einheit ist in der Lage einen Korrektureffekt
    vergleichbar mit 2 bis 4 EV Stufen zu erzielen.
    * SWD: Supersonic Wave Drive

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  4. Thomas
    Thomas sagte:

    „Supersonic Wave Drive“ hat rein gar nichts mit dem Bildstabilisator zu tun.
    SWD ist der Olympus‘ Name für den Ultraschall-Antrieb in einer neuen Generation von Objektiven, die angeblich den schnellsten Autofokus der Welt ermöglichen sollen.

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  1. […] bei Olympus auch in die Spiegelreflexklasse ein, ebenso ein System zur Schattenaufhellung. Ein Bildstabilisator ist dagegen – wie bei dem Vorgänger E-410 – nicht […]

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