Optische Verzerrung: Durchblicke in Köln

Gute Fotos lassen einen darüber nachdenken, wie und wo sie entstanden sind.

(c) Jörg Erbar

(c) Jörg Erbar

Jörg Erbar aus Kerpen schreibt zu diesem Bild:

„Köln, Rheinauhafen. Durchblick von der Rheinseite auf das alte Zollhaus Köln.“

Du hast uns hier ein bekanntes Motiv in ungewöhnlicher Version eingesandt. Ein meines Erachtens rundherum gelungenes Foto, an dem ich absolut nichts auszusetzen habe. Damit wäre jedoch die Besprechung auch schon zuende und der Beitrag viel zu kurz, also will ich erklären, WARUM ich es gut finde.

Abgesehen davon, daß bekanntermaßen Schwarzweißfotos mein „Ding“ sind, fiel mir das Foto dadurch auf, daß Du zwischen oder durch etwas hindurch fotografiert hast, und dieses Etwas und die von ihm hervorgerufenen Verzerrungen dominieren das Bild.

EXIF-Daten waren leider keine vorhanden, nur, daß in ViewNX nachbearbeitet wurde. Ich nehme daher an, Du fotografierst mit einer Nikon.

[bildkritik]

Der Turm des Zollhauses liegt praktisch perfekt im Goldenen Schnitt:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Dominiert wird die Aufnahme allerdings von dem, was nicht scharf dargestellt wurde: der Negative Raum nimmt hier drei Viertel des Foto ein, und man kann nur schemenhaft andere Gebäude und so weiter erahnen.

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Da ich noch nie am Rheinufer in Köln war, aber unbedingt wissen wollte, wo und wie das Bild entstanden ist, habe ich über Google gesucht. Ich denke, es handelt sich um die großen Stahlobjekte beim Kranhaus, wohl Lüftungsschächte oder so etwas, genauer habe ich nicht recherchiert. Einen sieht man noch direkt vor dem Zollhaus im Foto, und man bekommt einen Eindruck von ihrer Größe, sobald man den Mülleimer links oder das Geländer rechts entdeckt.

Du hast mich hier zum Nachdenken, zum Nachforschen gebracht, und das macht für mich ein gutes Bild aus. Ich wollte mehr erfahren.

Was ich auch passend finde, ist Deine Entscheidung, es in Monochrom zu verwandeln. In Farbe hätte man sich zu sehr auf andere Dinge konzentriert, und was jetzt als Schlieren und Schemen erscheint, hätte sich durch seine Farbigkeit als Mensch oder Pflanze etc. entpuppt. Das Kranhaus, unter dem sich die Luftschächte (oder was sie auch immer sind) befinden, wird durch die Perspektive und Art der Darstellung zum Statisten.

Ich weiß nicht, was Dich hier dazu veranlaßt hat, die Aufnahme zu beschneiden – vielleicht war Deine Reflexion irgendwo dann doch zu sehen, aber das Foto ist perfekt so wie es ist.

1 Kommentar
  1. dierk
    dierk sagte:

    ich kann mich Sofie wieder nur anschließen, Jörg!
    Eigentlich wollte ich schreiben, dass ich meine Bilder aus der getönten Phase jetzt immer wieder auf rein S/W umwandele – dann fand ich dein Bild bei der fotocommunity in S/W und es gefällt mir da noch erheblich besser!
    Da sind auch die EXIF:
    NIKON D7000
    24.0-70.0 mm f/2.8
    35.0 mm f5.6 1/640 ISO 100 EV
    An der Stelle wäre vielleicht das 24mm PC-E ideal gewesen, hätte vielleicht zu einem etwas anderen Bild geführt – aber nicht zwangsläufig einem „besseren“.
    Also noch einmal: gefällt mir sehr gut, Glückwunsch.
    VG
    dierk

    Antworten

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