Peikwen Cheng: Traumwelten in der Wüste

Peikwen Chengs Traumwelten in der Wüste erscheinen zu fantastisch, um wahr zu sein. Er fotografierte sie beim „Burning Man“-Festival in Nevada.

[textad]Peikwen Cheng – aus: Lost and Found © Peikwen Cheng

Aber die Fotos von bizarren Vehikeln, Schaukelpferden, Mobiles und herumstehenden Buchstaben sind real, versichert Peikwen Cheng, nicht digital manipuliert oder erzeugt.

Das „Burning Man“-Festival in der Black Rock-Wüste in Nevada ist legendär. Peikwen Cheng erzählt im Interview mit der Kunstkritikerin Eileen Seifert:

Burning Man ist ein Ort der Selbstdarstellung. Eine experimentelle Gemeinschaft versammelt sich, um eine pulsierende Stadt zu imaginieren und aufzubauen, die nach einer Woche wieder spurlos verschwindet. Ich war am Aufbau von Kunstinstallationen, Art Cars und Sound Camps beteiligt. Diese Erfahrung war transformativ. Sie hat mich inspiriert, größere Träume zu verfolgen und mehr zu tun – auf aufgeschlossene und offenherzige Weise. Das Festival stellt eine sehr gemeinschaftliche Erfahrung dar (mit mittlerweile mehr als 50.000 Teilnehmern) und gleichzeitig eine sehr persönliche. Obwohl diese Serie während des Burning Man-Festivals fotografiert wurde, geht es nicht um Burning Man an sich. Es geht um die Teilhabe an meinen Träumen und den Träumen derer, die mich umgeben.

Peikwen Cheng – aus: Lost and Found © Peikwen Cheng
Kannst du das genauer erklären?

Träume sind etwas Persönliches und stellen die Reflektion der eigenen, inneren Gedanken, Fragen, Ängste und Wünsche dar. Ich werde nicht nur vom Traum an sich inspiriert, sondern auch von der Manifestation der eigenen Träume. Wie werden Träume in Realität verwandelt? „Lost and Found” (so heißen die Serie und die aktuelle Ausstellung im Berliner C/O, d. Red.) zeichnet den Weg an einen fernen Ort nach, wo Menschen uneingeschränkt ihre Wünsche verwirklichen können. Als Erwachsene haben wir oft das Gefühl, dieses oder jenes nicht tun zu können. Möglicherweise fühlen wir uns gebunden durch die Einschränkungen der „realen Welt“; als Kinder jedoch fühlen wir uns schrankenlos. Wir sind nur begrenzt durch unsere Vorstellungskraft. Innerhalb der Grenzen der „realen Welt“ erfindet man nur zu oft Ausreden und redet sich selbst ein, dass ein bestimmter Traum nicht mehr möglich ist. Durch die Fotografien soll sich der Betrachter auf einen Gedanken, eine Gefühlsregung einlassen.

Peikwen Cheng – aus: Lost and Found © Peikwen Cheng
Wir zitieren weiter aus dem Interview:

Welches Equipment hast du benutzt und warum hast du in Schwarz-Weiß fotografiert?

Ich habe mit 35-mm-Filmen (2000 – 2006) und mit Digitalkamera (2009 – heute) gearbeitet. Ich habe in Schwarz-Weiß fotografiert, weil ich das flüchtige Gefühl liebe, welches Schwarz und Weiß in der staubigen Wüste und dem gefilterten Licht hervorruft. Ich werde vom Licht angezogen. In der Wüste mit den wirbelnden Winden und der staubigen Luft gibt es ein magisches, gefiltertes Licht, das surreale Bedingungen schafft. Für mich veranschaulicht der Staub die Unschärfe oder die Klarheit von Gedanken und Erinnerungen sowie den innerlichen Raum. Ich halte mein Verfahren einfach. Ich nutze ein Stativ und einen Kabelauslöser (keine externe Lichtquelle). Ich werde oft gefragt, ob diese Bilder Collagen sind. Das sind sie nicht. Sie wurden traditionell aufgenommen und nur so viel wie nötig in der digitalen Dunkelkammer bearbeitet.

Peikwen Cheng – aus: Lost and Found © Peikwen Cheng
Peikwen Chengs (Jahrgang 1975) und Eileen Seiferts (Jahrgang 1977) Arbeit wird im Rahmen der Ausstellungsreihe „Talents“ gezeigt. Das C/O fördert damit bereits seit 2006 angehende Fotografen und Kritiker, die sich an der Schwelle zwischen Ausbildung und Beruf befinden. Begleitet wird jede Einzelausstellung von einer Publikation, in der Bild und Text einen Dialog eingehen – das ist der Beitrag von Eileen Seifert.

Peikwen Cheng – aus: Lost and Found © Peikwen Cheng
Peikwen Cheng hat sich das Fotografieren selbst beigebracht. Bevor er sich der Kunst zuwandte, war er Produktdesigner. Er lebt in Peking. Wir finden die Wüstenträume und weitere Arbeiten auf Peikwen Chengs Website. Eileen Seifert studierte Kunstgeschichte, Deutsche Philologie und Kulturwissenschaft in Berlin. Sie beschäftigte sich mit avantgardistischen Bewegungen und Utopie-Konzepten und verfasst seit mehreren Jahren Texte und Kritiken zu Kunst und Musik. Derzeit arbeitet sie beim KUNST Magazin. Eileen Seifert lebt in Berlin.

Talents 26: Lost And Found – Peikwen Cheng / Eileen Seifert
Bis 24. April
C/O Berlin, Postfuhramt, Oranienburger Straße 35/36, D-10117 Berlin
+49 (0) 30-28 444 16 0, info@co-berlin.com
Geöffnet täglich 11 bis 20 Uhr

Peikwen Cheng
C/O Berlin

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