Pflanzenfotografie: Urbane Gewächse

In den Großstädten wachsen Blumen – trotz aller Bedrängnis. Wie sie in der zeitgenössischen Fotografie aufgenommen werden, können wir uns in Berlin ansehen.

[textad]

Claudia Angelmaier, Akelei, 2008 © Claudia Angelmaier

Die Ausstellung „Urbane Gewächse“ der Alfred Ehrhardt-Stiftung vereint sechs verschiedene Blickwinkel – von der chirurgischen Sezierung bis zu bekannten Vorlagen aus der Kunst.

In seinem „Handbuch der wildwachsenden Großstadtpflanzen“, derzeit nicht verfügbar, schreibt der Leipziger Künstler Helmut Völter:

„Die Stadt ist auf den ersten Blick für Pflanzen ein fremder, wenn nicht feindlicher Standort. Wo zwischen der dichten Bebauung offener Boden übrigbleibt, ist dieser untergraben von der unterirdischen Infrastruktur der Stadt, belastet mit Schadstoffen und von Fußgängern und Automobilen betreten und befahren. Ein zweiter Blick, ein aufmerksamer Spaziergang zeigt, dass sich trotz diese schwierigen Bedingungen eine wildwachsende, eigenständige Flora der Stadt entwickelt hat.“

Helmut Völters fotodokumentarische Erkundungen belegen, dass die Wiederaneignung städtischer Areale tatsächlich den vermeintlichen Nischencharakter weit übersteigen. Leider haben wir von Helmut Völter keine Bilder bekommen und er hat offenbar auch keine Website. Die Süddeutsche Zeitung hat ein Interview mit Völter veröffentlicht, wo wir Näheres erfahren können.

Claudia Angelmaier aus Leipzig analysiert in ihren Arbeiten Vorlagen der Hochkunst, die das allgemeine Vorstellungsbild von Pflanzen geprägt haben. Exemplarisch werden „Das große Rasenstück“ und die „Akelei“ von Albrecht Dürer in sorgsam drapierten Buchreproduktionen zu jeweils großformatigen Tableaus zusammengestellt. Mehr auf Claudia Angelmaiers Website.

Nina Ebbinghaus, Riesen Bärenklaue (aus der Serie Neubürger), 2009 © Nina Ebbinghaus<img src="http://static.fokussiert.com/1361914739/urbane_gewaechse5.jpg" width="220" height="290" alt="Claudia Fährenkemper, Kanadische Goldrute, 2009 © Claudia Fährenkemper" align="left"

Bei Claudia Fährenkempers hochformatigen Pflanzen- und Blumenbildern handelt es sich um Fotogramme, die am Fundort der Pflanzenobjekte unmittelbar von Sonnenstrahlen belichtet wurden. Auf dem Papier hinterlassen die Motive einen Abdruck in Originalgröße. Mehr Arbeiten sehen wir auf Claudia Fährenkempers Website

Nina Ebbinghaus aus Dortmund etwa dokumentiert in zwei sechsteiligen Farbserien Pflanzenarten, die einen deutlichen Migrationshintergrund aufweisen. Es handelt sich bei den portraitierten Neophyten um sogenannte „Aquatische Migranten“ und „Neubürger“, die über Luft und Wasser auf illegitime Weise nach Deutschland gelangen konnten.

Annabelle Fürstenau, Myosotis sylvatica (Vergissmeinnicht), 2010 © Annabelle FürstenauRalph Samuel Grossmann, L'Arabette, cinq fois, 2010 ©ADAGP, 2010

Annabelle Fürstenau aus Kiel wirft einen chirurgischen Blick auf das Florale. Ihre fotografischen Aufnahmen bilden das aufwändige Resultat von Sezierungsprozessen einzelner Blumen- und Pflanzengewächse, deren fragile Glieder nach Größe und Gestalt sorgsam aneinandergereiht wurden.

In den betont nüchternen Bildern von Ralph Samuel Grossmann ist das Florale in die Blumenvase zurückgekehrt. Er sieht im Pflanzenmotiv allenfalls noch einen farbabstrakten Aspekt. Urbane Gewächse fungieren hier nicht einmal mehr als Projektionsfläche. Rolf Samuel Grossmanns Website.

Urbane Gewächse – Positionen zeitgenössischer Pflanzenfotografie
Bis 26. September
Alfred Ehrhardt-Stiftung, Auguststraße 75, D-10117 Berlin
+49 (0)30 – 200953- 33, info@alfred-ehrhardt-stiftung.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr, Donnerstag 11 – 21 Uhr

Alfred Ehrhardt-Stiftung
Claudia Angelmaier
Claudia Fährenkemper
Ralph Samuel Grossmann

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