Pflanzenstilleben: Durch Reduktion auf das Wesentliche lenken

Fotos können durch die Nachbearbeitung durchaus gewinnen, jedoch sollte das Augenmerk nicht in die Leere gelenkt werden.

[textad]

Vollansicht (© Leserfoto: Klick für Topp Dierk).
Kommentar des Fotografen:

Nikon D3, 14-24/2.8, HDR, bracketing +- 2 EV, MLU, Ausschnitt, Filter: NIK Silver Efex

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Topp Dierk:

Dierk hat in sein Foto durch die mittlerweile salonfähige HDR-Bearbeitung zusammen gestellt. Durch diese Technik spart man sich manchmal den großen Aufwand der perfekten Ausleuchtung.

In diesem Motiv wäre es sicher sehr schwierig geworden, all die Pflanzen ohne störende Schatten abzubilden, wenn nicht durch die Zusammenführung mehrerer unterschiedlicher Belichtungen ein ausgewogenes Bild möglich wäre.

Die grafische Anmutung durch die Umwandlung in Schwarzweiß kommt dem Bild wirklich zu Gute. Die Reduktion auf Formen und Perspektive ist sicherlich ansprechender und ruhiger, als wenn noch Farbe mit im Spiel wäre. Wobei mir die Perspektive auch etwas fehlt, da Schatten ja auch immer Tiefe ins Bild bringen und nur eine dynamische Linie erkennbar ist.

Wie steigt der Betrachter nun in das Bild ein?

Ich gehe mal von mir aus und beschreibe meinen Eindruck:

Als Erstes nehme ich, relativ ungewöhnlich, den Hänger oben rechts im Bild wahr, da hier ein großer Kontrast herrscht und ein geballter Punkt auf mich einwirkt. Von diesem Punkt gleitet mein Blick gegen den Uhrzeigersinn nach links unten, geleitet von der (nachträglich zugefügten?) Vignettierung.

Angekommen am Blumentopf unten links stockt meine Auge und sucht nun etwas verzweifelt Informationen in der Bildmitte. In diese werde ich durch die Vignettierung geleitet: Sie ist der hellste Punkt und enthält keinerlei bildwichtige Elemente, was verwirrend ist und dem Bild Reiz nimmt. Von hier aus irrt mein Blick etwas hilflos durch die Bildlandschaft, landet zum Schluss noch auf der Fliese am Boden und ich frage mich, was die Grundaussage des Bildes ist. Sicherlich hat es den Reiz des Lebendigen vor verwitterter Kulisse, aber mir fehlt die konkrete Aussage.

Wie geht es anderen?

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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5 Kommentare
  1. Sandra MK
    Sandra MK sagte:

    Ich kann den anderen in einigen Punkten nicht zustimmen. Nach meinem Empfinden ist die Leere im goldenen Schnitt sehr wohl aussagekräftig und das Foto erinnert mich stark an Vanitasgemälde (weniger vom Subjekt als mehr von der gesamten Darstellung, würde hier allerdings noch eine Fliege sitzen wäre es perfekt ;-)..). Der Verfall ist für mich also das Hauptthema. Verstärkt wird das noch durch den einsamen Untersetzer. Auch die Verzerrungen der Töpfe/Ständer, wenn auch durch das Weitwinkel bedingt, erinnern an die perspektivischen „Fehler“ dieser Malereien (man muss nicht immer alles zu Tode begradigen!). Die schiefe Mauerecke allerdings stört mich persönlich schon ein wenig. Ansonsten finde ich dieses Foto sehr gelungen und stimmungsvoll.
    @ Uwe S.: Sie wollten wohl hoffentlich dem Fotografen keine Sauereien unterstellen und meinten „extraordinären“ technischen Aufwand, oder?

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  2. Uwe S
    Uwe S sagte:

    Mir geht es wie Thomas. Dieses Bild soll „wie gemalt“ wirken, und nach extra ordinärem technischen Aufwand und höchstem Materialeinsatz versprüht es gerade mal den Charme eines Testbildes, wie es Fotozeitschriften zur Bewertung von Kameras benutzen. Schade! Man hätte die Stimmung der Location fotografieren können, oder die intensiven Farben der Wand, oder einen Farn, oder den Kontrast zwischen den klaren Strukturen der Pflanzen und den zarten Schatten an der Wand. Dem Bild hätte es gut getan Prioritäten zu setzen.

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  3. dierk
    dierk sagte:

    Vielen Dank für die kritischen Kommentare.

    Da ein Bild immer nur subjektiv empfunden werden kann, möchte ich vorweg schicken, das dies Bild zu meinen Favoriten gehört und gerade auf A2 gedruckt auf Hahnemühle Photo Rag Perl in meiner Ausstellung hing.

    Um euch eine bessere Vorstellung zu geben, wie das Bild vor Silver Efex aussah, habe ich das original HDR-Bild hier geladen.

    Doch zu der Aufnahme selbst:
    es handelt sich um einen privaten Innenhof und ich hatte gefragt, ob ich einige Fotos machen durfte. Ein Umbau der Pflanzen, Blitz oder anderes Ausleuchten war also nicht möglich. Da es sehr eng war und ich nicht weiter zurück konnte, habe ich 14mm Weitwinkel an der D3 genommen (Vollformat, also wirklich 14mm), dadurch ist zum Beispiel der Ständer der Pflanze rechts stark verzerrt (mich wundert, das dass niemanden gestört hat, nur mich?)

    Das in der Mitte des Bildes „nichts“ sein sollte, kann ich nicht nachvollziehen, da ist fast überall Farn.

    Wie in dem oben erwähnten HDR-Ausgangsbild zu erkennen ist, habe ich keineswegs das HDR besonders betont ausgearbeitet, eher im Gegenteil (ich mache das HDR eher flach und bringe den Kontrast nachher nach Bedarf rein). Bei solch einer Situation, wenn ich das Stativ dabei habe, mache ich grundsätzlich bracketing, um nachher alle Tonwerte zu haben.

    @Swonkie, mach dir doch bitte die Mühe (nachdem du dir schon die Mühe eines Kommentars gemacht hast) un schau dir das HDR Augangsbild einmal an. Ein „wildes photoshop rumgepinsel“ hat also sicher nicht stattgefunden. Außer mit Silver Efex ist in PS nichts weiter gemacht worden.
    Der Eindruck „wie gemalt“ ist beabsichtigt und ich freue mich, wenn er so angekommen ist:-)

    Leider gibst du uns kein link auf deine Bilder, sonst könnte man einen Eindruck bekommen, was du „ästhetisch“ findest?

    viele Grüße
    dierk

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  4. Swonkie
    Swonkie sagte:

    das bild wirkt völlig flach wie ein gemälde. interessant weil anders, aber spricht mich ästhetisch garnicht an.
    was mich vorallem stört sind die seltsamen schatten. wahrscheinlich eine folge des hdr prozesses, sieht aber aus wie wildes photoshop rumgepinsel mit dem burn-tool.

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  5. Christian Gruber
    Christian Gruber sagte:

    Im Vorschaubild dachte ich spontan erst an ein gemaltes Bild. Genauso weckt der rechte obere Farntopf assoziationen an eine hängende Spinne, rechts unten, ein Gesicht? in den Blättern?
    In der Großansicht verblassen die ersten Eindrücke. Links oben was? Neugierde kommt auf was der linke Farn unten verbirgt, doch nicht verbirgt der er, auch das Licht fehlt dem zweiten Topf links unten im Hintergrund. Ganz klar im goldenen Schnitt mitte rechts ist – nichts.
    Das Licht, einzelne Objekte, die Fliesen im Hintergrund (mal von der rechten Wand etwas abgesehen obwohl sie perspektive gibt), die Technik gefällt mir. Jedoch der linke obere Farn stört zu viel und die malerischen Blumenstöcke unten kommen mir zu wenig zur Geltung

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