Porträt-Licht-Guide: Taschen-Dolmetscher
Porträt-Fotografie im Studio oder vor Ort: Sie braucht eine Idee und vielleicht eine kleine Installation für das Licht. Eine Übersicht, wie verschiedene Beleuchtungsarten und -Typen funktionieren, liefert dieses Taschenbuch des Kameramanns Achim Dunker.
Dieses [amazon 3000532110]Anleitungs-Büchlein mit über 100 Lichtsettings für Porträt-Fotografie[/amazon] ist vielleicht nicht gerade eine Freizeitlektüre, die ich mir antun würde. Aber dazu ist es auch nicht geschaffen worden. Abgesehen davon, dass das Buch durchaus ein paar Ideen für simple und kostenneutrale Lichtsettings liefert, dient es auch einem ganz anderen Zweck:
Da alle Beschreibungen in sieben Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und Chinesisch) vorhanden sind, dient der Pocket-Guide dem Fotografen auf Reisen als Dolmetscher, wenn er mit einem lokalen Assistenten oder Modell eine bestimmte Situation erstellen möchte. Die enthaltenen kleinen Schema-Grafiken zeigen, wie das Licht zu stellen ist, die Beispielfotos lassen die Wirkung erahnen.
Dabei macht Achim Dunker nicht den Fehler, einfach alles in sämtlichen Sprachen mitsamt den Bildern zu wiederholen, sondern er verteilt die Legenden und Beschreibungen gleichmässig und in erstaunlich verständlicher Anordnung unter und um das Bildmaterial. Ausserdem sind die Positionen der Lichter und des Modells oder der Modelle immer in sehr einfachen, aber gut verständlichen Grafiken aufgezeigt, und die verschiedenen Spotlights oder Lightboxen in der Wirkung, die sie im Bild entfalten, demonstriert.
Achim Dunker versteigt sich dabei nicht in Material-Orgien, sondern steigt sogar am Anfang des Buchs mit dem beeindruckenden 10-Euro-Porträt-Studio ein: Er Zeigt, wie man mit einer Kartonschachtel mit verschieden farbenen Kartoneinlagen und natürlichem Licht sehr unterschiedliche und professionelle Porträts schiessen kann.
Im Hinteren Teil geht das Buch auch und vor allem auf komplexere Beleuchtungssituationen für Video-Studio und sogar Film ein, und auch eine kleine Sektion über die Ausrüstung gibt es. Auch die ist wiederum für Profis nützlich, weil sie die Benennung der Gegenstände in den sieben Sprachen zur Hand haben. Vollständig auf Sprachlosigkeit ausgelegt sind dann am Ende des Buchs ein paar Seiten mit Skizzen von Positionen, die ein Modell einnehmen könnte: Damit kann man der abzulichtenden Person, deren Sprache man überhaupt nicht spricht, mit einem Fingerzeig erklären, was der Fotograf an Pose grade wünscht.
Für Knapp 12 Euro gibt das Buch eine ganze Fülle an Tipps und Ideen, die man vor allem eben auch unterwegs und bei einem Shooting oder beim Üben mit einem Modell in einer abgelegenen Location hinzuziehen kann – überall dort, wo das Internet mit seinen detaillierten Anleitungen und Youtube-Videos grade nicht zur Hand ist.
Ob und wie der Nutzen für einen Profi auf Reportage in der chinesischen Provinz vorhanden ist, wage ich nicht zu beurteilen, aber ich könnte mir vorstellen, dass der kleine Guide für Fotoreisende an manchen fernen Orten ein willkommener Helfer für bessere Porträts wäre.
Hallo AchimDunker-8
Sehr guter, reflektierter, (selbst-) kritischer, konstruktiver, realistischer Beitrag!
Klasse!