Ralph Gibson: Der Schlafwandler in Berlin

Ralph Gibson ist neben Diane Arbus und Garry Winogrand einer der bekanntesten Vertreter der New Yorker Photoszene. Mit seinen surreal-metaphysischen Schwarz-Weiß-Arbeiten gab er den 1960er und 1970er Jahren einen gestalterischen Ausdruck, wirkte stilbildend und vereinte in seinem Medium verschiedene künstlerische Stilrichtungen. Eine seiner bekanntesten Publikationen ist der 1970 erschienene Bildband «The Somnabulist». In der Berliner Galerie «Camera Work» sind vom 16. Juni bis zum 4. August 60 Arbeiten aus seinem Schaffen zu sehen.

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Ralph Gibson: Leda, 1974

«The camera was leading me to other dimensions, to expressions of entirely new feelings.»

Gibson wurde 1939 in Los Angeles geboren. Er studierte am San Francisco Art Institute und assistierte bei Dorothea Lange und Robert Frank. Ende der 1960er Jahre zog er nach New York und begann seine Karriere als selbständiger Fotograf. Der Durchbruch gelang ihm 1970 mit seiner Serie »The Somnambulist«, in der er die Geschichte eines Traumwandlers erzählt. Bereits zur Entstehungszeit Ende der 1960er Jahre galt die Serie als herausragendes Werk. Zum einen wegen des experimentellen Charakters, zum anderen wegen Gibsons Selbstverständniss, die Phototechnik allein definiere noch nicht die Kunst. Das wohl bekannteste und am meisten zitierte Bild aus der Serie – das Motiv zeigt eine solarisierte Hand im Spalt einer offenen Tür – diente unter anderem als LP-Innencover des Albums »Unknown Pleasures« von Joy Division.

Ralph Gibson: ohne Titel, aus «The Somnabulist», 1968

»I love photographing women and could say that the form of the female body is absolute and perfect.«

Im Laufe seiner Karriere hat sich Ralph Gibson, der überwiegend Schwarz-Weiß arbeitet, verstärkt stärker auf die photographische Darstellung des weiblichen Aktes konzentriert. Gibson interessieren der Ausschnitt und die isolierten Teile des weiblichen Körpers. So entsteht ein reizvolles Spiel zwischen Realismus und abstrakter Form, das Ralph Gibsons Ästhetik kennzeichnet.

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Für sein photographisches Schaffen – zu dem auch zahlreiche hochwertige Photobände gehören – wurde Ralph Gibson unter anderem mit dem John Simon Guggenheim Memorial Fellowship (1985), Leica Medal of Excellence Award (1988), Lucie Award (2007) oder FOTOmentor Lifetime Award (2011) geehrt. Über 150 Museen haben Gibsons Arbeiten in ihren Sammlungen, unter anderem das Metropolitan Museum of Art und Museum of Modern Art in New York sowie die National Gallery of Art in Washington.

Die Ausstellung in der Galerie Camera Work präsentiert einen Querschnitt aus den vier Jahrzehnten von Gibsons Schaffen: von mystisch-surrealen Werken aus der Serie »The Somnambulist« über Photographien aus den Bildstrecken »Deja-Vu« und »Days at Sea« bis hin zu neuen Aktphotographien der jüngsten Vergangenheit.

CAMERA WORK: Ralph Gibson
16. Juni – 4. August 2012
Kantstraße 149 ⋅ 10623 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag ⋅ 11–18 Uhr

1 Kommentar
  1. Tilo
    Tilo sagte:

    Ich finde die Bilder sehr ansprechend. Ich finde schwarzweiß Fotografien haben so ein gewissen, verträumten Flair. Ich würde mir die Arbeiten gern einmal in einer Galerie anschauen.

    Antworten

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