Rapsfeld: Flächen-Entscheidung

„Alljährlicher Raps-Foto-Wahn“ heißt nicht, dass man dieselben alten Fotos der vergangenen Jahre machen muss. Mit simplen, bewährten Techniken wie z.B. Panoramaschnitt lassen sich aufsehenerregende Fotos schaffen.

©Antje Zwanzig
Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Antje Zwanzig). Canon EOS 400D – 1/25s – f/29 – ISO 100 – 33mm

Kommentar der Fotografin:

Im Mai konnte auch ich nicht an mich halten und mußte mich einfach am allgemeinen „Raps-Foto-Wahn“ beteiligen … Ich habe versucht(!), vorhandene Linien für den Bildaufbau zu nutzen, habe aber keine Ahnung, ob mir das so richtig gelungen ist. Den Farbkontrast zwischen grün und gelb finde ich eigentlich ganz gut, nur der Himmel war leider nicht ganz so blau.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Antje Zwanzig:

Zunächst möchte ich dir dafür danken, dass Du es mir so einfach machst – denn so ist das Bild ein klarer Fall für die Kritik.

Zweitens würde ich gern sagen, dass Du, nur weil Du Dich am «Raps-Foto-Wahn« beteiligt hast, keineswegs keine Fotos machen kannst, die sich von der Masse der anderen Rapsbilder abheben.

In diesem Foto hier hättest Du als erstes die Regeln und Linien des Goldenen Schnitts befolgen sollen. So wie Du das Foto gerahmt hast, ist das dominante Element die Linie, die von links nach rechts verläuft und direkt durch das Bild schneidet.

Du hättest ein visuell ansprechenderes Foto kreieren können, hättest Du diese Linie mehr nach oben oder unten platziert.

Antje Zwanzig, Rapsfeld im Panoramaschnitt.

Eine andere Option wäre hier ein Panoramabild gewesen. Die einfachste Art, dies zu erreichen wäre gewesen, ein Fotomanipulationsprogramm zu nutzen, um den entsprechenden Bildausschnitt auszuschneiden, wie im Beispiel zu sehen.

Das Problem an der Sache: Je mehr Du wegschneidest, desto geringer wird die Qualität des verbleibenden Fotos. Dies macht nichts, wenn Du das Bild für eine Webseite oder in Form kleiner Drucke nutzen möchtest, aber wenn Du größere Abzüge machen willst, dann bist Du mit einem Bild höherer Qualität besser beraten.

Panoramabilder von hoher Qualität können mit einer normalen DSLR gemacht werden, indem man eine Serie von Bildern einer Szene macht, die dann mit einer speziellen Panoramamasoftware wie Panorama Maker oder CleVR zusammengefügt werden, oder sogar mit Gimp oder Photoshop. Bei der Aufnahme der Bilder ist es natürlich am besten, ein Stativ zu verwenden, damit jedes Foto eine genau passende Überlappung zum nächsten aufweist.

Zukünftig solltest Du den Ecken Deines Bildes mehr Aufmerksamkeit widmen: Normalerweise sollte vermieden werden, dass Objekte halb ins Bild hängen.

Also, geh los und sei weiter Teil des Raps-Foto-Wahns, um dann diese Tipps anzuwenden und so Fotos zu machen, die die restlichen Wahnsinnigen bewundern und beneiden werden.

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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9 Kommentare
  1. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    @Tiger: Ja, Deiner Ansicht kann man sein. Wobei ich behaupten möchte, dass Van Gogh die Kamera viel näher und tiefer an die Grashalme gehalten hätte ;-). Und aus der Beschreibung von Antje geht ja klar hervor, dass es ihr grade um das Rapsfeld geht, das also nicht nur eine untergeordnete Rolle als Farbklecks im Hintergrund spielen soll.
    Einig sind wir uns allerdings wohl alle, Antje, dass die Linie in der absoluten Mitte des Bildes falsch platziert ist. Tiger will sie höher haben, Douglas will sie tiefer haben, und ich will hier eine Bildfunktion in den Kommentarenb, damit alle ihren Idealschnitt gleich illustrieren können…

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  2. Eye of the Tiger
    Eye of the Tiger sagte:

    @ Peter
    Nix Aufnahmetechnik! Das Spannendste am Bild ist für mich (!) diese Spannung, die zwischen der flächigen und dennoch „bewegten“ van-Gogh-Struktur im Vordergrund und dem eher kleinteiligen Rest des Bildes entsteht. In meinen Augen (!) hat Douglas Abuelo deshalb beim Beschneiden genau die falsche Flächen-Entscheidung getroffen.

    Aber die Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters :)

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  3. Antje
    Antje sagte:

    Vielen Dank für die Analyse.
    Ich finde die Kritik durchaus angemessen, schließlich reicht man ja hier ein Foto ein, um durch die Analyse etwas zu lernen :o)

    Besonders den Tip mit den halb im Bild stehenden Objekten finde ich sehr wertvoll, denn das läßt sich ja durch mehr Sorgfalt ganz leicht ändern. Es muß einem halt nur mal gesagt werden.
    Ein Polfilter steht schon auf meinem „Wunschzettel“.

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  4. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    @Tiger: Ich kann bald nicht mehr zählen, wie oft ich das schon gesagt habe: Bitte betrachtet die Beispielbilder der Kritiker nie als „Nachher-Bilder“ – das können sie nicht sein, weil wir ja an dem Vorliegenden Material einzig den Bildschnitt und Kontrast und Farben etc verändern können. Wenn die Rede von einer anderen Aufnahmetechnik ist, lässt sich mit einem Schnitt nur eine Ahnung vermitteln, was gemeint ist.

    Gebsn: Bei der Aufnahme: mit einem Polfilter. In der Digitalen Dunkelkammer: Durch eine Senkung der Leuchtkraft (luminosity – ich benutze nur Englische Softare, sorry) oder eine leichte Erhöhung der Sättigung der blauen Kanäle. Ein ganz genaues Rezept gibt es dabei nicht, weil Softwarehersteller wie Adobe viele Möglichkeiten mit Schiebereglern anbieten, deren genaue Funktionsweise sie geheim halten: Ausprobieren ist angesagt.

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  5. Eye of the Tiger
    Eye of the Tiger sagte:

    Welches der beiden Bilder könnte wohl von van Gogh gemalt sein? Also das äußert langweilig-korrekte, absolut stimmungsbefreite Nachher-Bild ganz sicher nicht….

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