Robert Adams: Amerikas neuer Westen

Robert Adams erzählt von dem, was der amerikanische Traum einst versprach – und wie diese Versprechungen im Wirklichen der Landschaft Gestalt angenommen haben.

Wie kaum ein anderer hat sich Robert Adams mit der Landschaft des amerikanischen Westens und ihrer Besiedlung auseinandergesetzt – „der neue Westen“, so heißt eine seiner wichtigsten Arbeiten. Wir sehen die erste umfassende Präsentation seines Werks aktuell in Bottrop – als einziger Station in Deutschland und damit eine einmalige Gelegenheit.

Robert Adams‘ Blick richtet sich auf das Gebiet von den großen Ebenen über die Rocky Mountains bis zum Pazifik, so teilt das Josef-Albers-Museum Bottrop zur Ausstellung mit. Adams‘ Ästhetik ist ausdrücklich sachlich, detailliert und versucht eine genaue Bestandsaufnahme. In schwarzweißen Fotografien, zumeist mit großformatiger Plattenkamera aufgenommen, zeigt er die städtischen Zentren und ländlichen Gebiete Colorados, Kaliforniens und Oregons.

Im Gegensatz zum berühmten Namensvetter Ansel Adams erkennen wir die Wunden, die die Zivilisation der Landschaft geschlagen hat. Die Besiedlung mit der ihr eigenen Qualität von Zerstörung hat diese Landschaften seit dem beginnenden 19. Jahrhundert zunehmend ihrer ursprünglichen Schönheiten beraubt.

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Doch Adams‘ Fotografien geben noch nichts verloren. Denn auch die Weite und Stille der amerikanischen Landschaften, die Majestät der Gebirge und die üppige Gestalt der gewachsenen Wälder sind immer noch gegenwärtig – und sei es in den Naturparks. Sie halten die Erinnerung wach an das, was der Westen einst für seine frühen Siedler war: ein Reich der Freiheit, das jedem, der es betrat, Raum bot zur Entfaltung seiner persönlichen Glücksvorstellung. Die Fotografien beschreiben zwar Zerstörungen und Veränderungen dieser Welt, und halten doch zugleich fest an dem, was Adams als das Ziel aller künstlerischen Arbeit sieht: die Schönheit des Lebens. „Leben heißt, eine Form verteidigen“, so wurde Robert Adams einmal mit den Worten Friedrich Hölderlins zitiert.

In der „Verteidigung der Form“ sieht sich Robert Adams verbunden mit Josef Albers, dem Künstler des abstrakten Quadrats. Adams sagte dazu:

Als Josef Albers etwa achtzig Jahre alt war, begann ich gerade erst damit, Amerika zu dokumentieren, und obwohl wir uns nie persönlich begegnet sind, ist es mir eine Ehre, denen, die am Ort seiner Geburt leben, von den Schönheiten und einigem Scheitern in den USA zu berichten, jener Nation, der wir uns beide so verpflichtet fühlen.

Angesichts des Werks von Josef Albers, das sich ganz auf die Wirkung der Farbe konzentriert, mag es merkwürdig scheinen, dass er und ich das Gefühl einer gemeinsamen Verpflichtung haben, und dennoch ist dem so. Weder ihm noch mir geht es um Selbstausdruck, sondern um die Form und um die nachhaltige Ruhe, die mit ihrer Entdeckung einhergehen kann.

Robert Adams, Jahrgang 1937, ist längst zum modernen Klassiker geworden, wenn er auch in Europa erst in jüngster Zeit nach und nach entdeckt wird. Bei Wikipedia finden wir mehr Informationen zu Robert Adams. Zu dieser Ausstellung erschien 2013 die Gesamtausgabe The Place we live bei Steidl in Göttingen, zur Zeit nur zu Liebhaberpreisen erhältlich (wie auch die amerikanische, bei Yale University Press erschienene Ausgabe). Deutlich günstiger zu haben sind [amazon 0300162472]What Can We Believe Where?: Photographs of the American West[/amazon] oder das am Anfang zitierte [amazon 1597110604]The New West[/amazon].

Robert Adams – The Place we live
Bis 29. September
Josef Albers-Museum Quadrat Bottrop, Im Stadtgarten 20, D-46236 Bottrop
+49 (0) 2041/29716, quadrat@bottrop.de
Geöffnet Dienstag bis Samstag 11 – 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 – 17 Uhr, Montag geschlossen

Robert Adams bei Wikipedia
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop

Update 20. September: Die Ausstellung wurde verlängert bis 10. November.

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