Robert Lebeck: Der geklaute Degen

Robert Lebeck prägte wie kaum ein anderer den Bildjournalismus in Deutschland von den Fünfzigerjahren bis heute. In Berlin werden in einer großen Ausstellung seine Bilder aus fünfzig Jahren gezeigt.

Robert Lebeck: Romy Schneider, Berlin 1976

Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau ist die bisher vielleicht umfangreichste Präsentation von Robert Lebecks Lebenswerk und spiegelt seine Maxime, als Journalist möglichst vielseitig zu sein. Etwa 400 bekannte und unbekannte Fotografien erinnern anlässlich seines 80. Geburtstages an seine aktiven Jahre von 1955 bis 2005.

Robert Lebeck: Junger Kongolese stiehlt König Bauduin den Degen, Leopoldville 1960

Robert Lebeck wurde 1929 in Berlin geboren. Vier Monate nachdem er 1952 angefangen hatte zu fotografieren, erschien das erste Lebeck-Foto auf einer Titelseite. Es war ein Bild von des damaligen deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Lebeck war 23 Jahre alt. Er fotografierte Hochzeiten, Fußball, Karneval, Kinder, Huren, Oberbürgermeister, Jazzclubs, Studenten und Krüppel. Die Motive waren überaus zahlreich. Der Durchbruch ist ihm mit seiner Reportage „Afrika im Jahre Null“ im Jahr 1960 gelungen.

Robert Lebeck berichtet über sein berühmtestes Bild, das vom geklauten Degen im Kongo:

Afrika im Jahre 1960 war ein Rätsel, ein Geheimnis. Binnen zwölf Monaten entließen Frankreich, England und Belgien 17 Kolonien südlich der Sahara in die Unabhängigkeit. Jeden Monat wurde irgendwo eine Republik geboren, und nicht selten verliefen diese Geburtstunden dramatisch und schmerzhaft. Niemand wusste, wie sich die Neulinge entwickeln würden. Für einen jungen Journalisten wie mich bot dieser plötzlich so selbstbewusste Kontinent ein ideales Reportagefeld. Von März bis Juni 1960 durchquerte ich Mali, Senegal, Guinea, Togo, Ghana, Nigeria, Mozambique, Rhodesien, Nyassaland (das spätere Malawi), Belgisch-Kongo und Südafrika. Die Reise endete am 30. Juni in Leopoldville, dem heutigen Kinshasa, wo der belgische König gerade den Kongo in die Unabhängigkeit entließ. Kaum war bei der Unabhängigkeitsparade die majestätische Limousine an uns vorbeigerollt, als ein junger Schwarzer auf den Wagen zustürzte, sich blitzschnell den königlichen Degen griff und davonhastete – direkt auf meine Kamera zu! So entstand ein Schnappschuss voller Symbolkraft. Der Degendieb ist bis heute mein meistgedrucktes Foto und mein Erkennungsbild, fast mein Markenzeichen geworden.

Robert Lebeck: Konrad Adenauer an seinem 90. Geburtstag, Bonn 1966 Robert Lebeck: Elvis Presley in Friedberg, Hessen 1958

Zu sehen sind in Berlin auch viele seiner eindringlichen Porträts, darunter von Willy Brandt, Klaus Kinski, Alfred Hitchcock, Elvis Presley oder Romy Schneider, mit der ihn eine Freundschaft verband. Zudem werden gedruckte Reportagen Lebecks gezeigt, die einen umfangreichen Einblick über die Zeitschriftenlandschaft der Nachkriegszeit geben. Lebeck hat für Revue, Kristall, Life und stern fotografiert und war Chefredakteur des Magazin Geo. Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation im Steidl Verlag, Göttingen, 240 Seiten, Paperback, 12 Euro. Eine sehr schöne Website (allerdings in Flash) erzählt uns mehr über Lebecks Leben und zeigt die Bilder.

Robert Lebeck – Fotografien 1955-2005
Bis 23. März 2009
Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, Ecke Stresemannstraße 110, D-10963 Berlin
+49 (0)30 254 86-0, post@gropiusbau.de
Geöffnet Mittwoch bis Montag 10 – 20 Uhr, Dienstag geschlossen

Martin-Gropius-Bau
Robert Lebeck

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.