Robert Mapplethorpe: Im Museum angekommen

Zu Lebzeiten waren Robert Mapplethorpes Fotografien heftig umstritten, wurden boykottiert und zensiert. Jetzt sind sie im Museum angekommen.

Robert Mapplethorpe: Phillip Prioleau, 1980 
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

Dennoch ist die aktuelle große Werkschau in Düsseldorf Robert Mapplethorpes erst ab 16 Jahren frei, darunter nur in Begleitung Erwachsener erlaubt.

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Insbesondere in den USA wurde Robert Mapplethorpes Werk zu seinen Lebzeiten und noch nach seinem Tod im Jahr 1989 kontrovers diskutiert. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden Ausstellungen seiner Fotografien boykottiert, zensiert oder geschlossen. Umstritten waren stets seine radikalen Darstellungen von Nacktheit und sexuellen Handlungen. Insbesondere Fotos sado-masochistischer Praktiken führten dazu, dass es bei Ausstellungen Protestkundgebungen gab und Museumsdirektoren verklagt wurden. In Japan hat das Oberste Gericht erst 2008 festgestellt, dass Mapplethorpes erotische Bilder nicht gegen das Pornografieverbot verstießen und damit einen acht Jahre lang beschlagnahmten Foto-Band freigegeben. Für den amerikanischen Kritiker Arthur C. Danto schuf Mapplethorpe „einige der schockierendsten – und gefährlichsten – Bilder der modernen Fotografie oder sogar der Kunstgeschichte“.

Robert Mapplethorpe: Lowell Smith, 1981 
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

Trotz aller Kontroversen kommt an Robert Mapplethorpes Bedeutung als Fotokünstler keiner vorbei. Er öffnete mit den Weg zur Anerkennung der Fotografie als Kunstform. Er verankerte das homosexuelle Sujet in der Massenkultur; er entwarf in der Fotografie ein klassizistisches Bild vom meist männlichen Körper, das Eingang in die kommerzielle Fotografie gefunden hat. Vor allem aber entwickelt Robert Mapplethorpe seinen fotografischen Stil, der den Idealen von Perfektion und Form huldigt. Mapplethorpe sagte: „Ich suche nach der Perfektion der Form. Ich mache das bei Porträts, bei Fotografien von Penissen, bei Fotografien von Blumen.“

Robert Mapplethorpe: Parrot Tulips, 1988 © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

In Deutschland gehörten Mapplethorpes Fotografien zur „ästethischen Sozialisation“ der Generationen, die in den Achtzigern und frühen Neunzigern jung waren. Die Fotografien wurden als Poster vertrieben, und vor allem die „schwarzen“ Portraits fehlten in kaum einer Wohngemeinschaft. Die Zeiten wandeln sich: Was Mitte der Achtzigerjahre die Zensur beschäftigt hatte, ist inzwischen museumswürdig geworden und nicht mehr Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen, sondern soziologischer und kunstkritischer Analysen.

Robert Mapplethorpe: Patti Smith, 1975 
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

Die Ausstellung im Düsseldorfer NRW-Forum umfasst alle Bereiche Mapplethorpes Schaffen wie Porträts und Selbstporträts, Homosexualität, Aktfotografien, Blumenaufnahmen und als Quintessenz die fotografischen Aufnahmen von Skulpturen. Sie schließt auch die frühen Polaroids vom Anfang der Siebzigerjahre ein. Die Ausstellung ordnet die Fotografien nach Themen: Wie die zum Beispiel Selbstporträts einschließlich jener fast berüchtigten Aufnahme, die ihn mit einer in seinen Anus eingeführten Bullenpeitsche zeigt. Daneben stehen die geradezu poetischen Aufnahmen seiner Gefährtin Patti Smith. Gezeigt werden ebenso die Fotografien schwarzer Männer und weißer Frauen, die Bodybuilderin Lisa Lyon zum Beispiel, die Gegenüberstellungen von Penissen und Blumen und schließlich jene Aufnahmen von klassischer Schönheit, die sich an Skulpturen der Renaissance orientierten und die Porträts von Kindern und Berühmtheiten der Zeit.

Robert Mapplethorpe: Self Portrait, 1988 
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

Die Ausstellung wird von einem Mobilphone-Guide begleitet: Jeder Besucher kann zum Ortstarif mit seinem Handy Kommentare zu den Themenräumen und zu einzelnen Werken der Ausstellung abrufen. Besitzer des iPhone könne den Audioguide bereits vor dem Besuch der Ausstellung als kostenloses App herunterladen.
Eigens zu dieser Ausstellung legte der Münchener Schirmer/Mosel-Verlag [amazon 3829604602]Robert Mapplethorpe – The Black Book[/amazon], 1988 erschienen, neu auf.

Robert Mapplethorpe
Bis 15. August
NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Ehrenhof 2, D-40479 Düsseldorf
+49 (0)211 8926690, info@projects.ag
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 – 20 Uhr, Freitag 11 – 24 Uhr

Robert Mapplethorpe Foundation
Mapplethorpe bei Wiki
NRW-Forum

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  1. […] Das NRW-Forum bietet übrigens ein App für iPhone und iPod touch an – unter anderem mit Infos über Ausstellungen, Videos mit Fotografen und einem Audio-Guide für die immer noch laufende Ausstellung mit Robert Mapplethorpe (bis 15. August). Diese hatten wir bereits vorgestellt: Im Museum angekommen. […]

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