Roman Bezjak: Sozialistische Moderne

Roman Bezjak betreibt ein beinahe archäologisches Projekt: Er fotografierte die sozialistische Architektur in osteuropäischen Ländern.

[textad]Roman Bezjak: Constantza, Rumänien, 2009

Seit 2005 reist Roman Bezjak immer wieder in die Länder des ehemaligen Ostblocks. Seine Bilder der „Sozialistischen Moderne“ sind aktuell in Hannover sehen.

In seinem Langzeitprojekt versammelt Roman Bezjak eine umfangreiche fotografische Arbeit, die eine Art Archäologie dieser Moderne darstellt. Was ist davon übrig geblieben? Wie werden die Bauten heute genutzt?
Sachlich und unprätentiös fotografierte Bezjak Wohnungsbauten, Hotels, Kulturpaläste, Einkaufszentren und ähnliche öffentlich-funktionale Einrichtungen.

Roman Bezjak: Belgrad, Serbien, 2005Sichtbar werden einerseits überschwängliche Formen aus dem Geist der Utopie, andererseits die Monotonie des Bauens mit Platte und Beton. Bezjaks Fotografien zeigen, wie die Utopie sich abnutzte und heute im Alltag sich präsentiert.

Im [amazon 3775731881]Bildband „Sozialistische Moderne“[/amazon] schreibt Herausgeberin Inka Schube (Kuratorin am Sprengel-Museum Hannover):

Bezjak fotografiert diese Bauten, Plätze und Straßenzüge nicht aus der Perspektive eines Architekten. Ihn interessiert weniger die spektakuläre Einzelform oder der Baukörper in seiner repräsentativen Gesamtheit. Auch ist er nicht auf der Suche nach der Essenz der sich in dem Gebauten materialisierenden ideologischen oder gesellschaftlichen Ideen. Heroisierende Perspektiven oder schmeichelnde Sonnenauf- und -untergänge wird man auf seinen Bildern selten finden, wie überhaupt Einbettungen in die Landschaft kaum eine Rolle spielen. Roman Bezjak begegnet diesen Architekturen auf Augenhöhe. Sie sind nicht wirklich „exotisch“ für den gebürtigen Slowenen. Und auch die Feldherrenperspektive weiß er zu vermeiden. Eine mehr oder weniger konstante Distanz zwischen Kamera und Motiv sowie eine immer ähnlich undramatische Perspektive fügt die Einzelbilder zu einer Erzählung, die die Reise eines Flaneurs zu dokumentieren scheint.

Roman Bezjak: Dnipropetrowsk, Ukraine, 2007

Inka Schube schreibt weiter:

Der Fotograf dokumentiert und folgt methodisch der Ästhetik, die dem Sujet eingeschrieben ist: Die strengen Rhythmisierungen von Vertikalen und Horizontalen, die Rasterungen und Wiederholungen, die schattenarme Leere der Räume, die Farbskala zwischen Beton und Beton und die immer annähernd gleiche Perspektive produzieren den Grundton dieser Erzählung, die vom Ende gleich zweier Epochen zu handeln scheint – nüchtern und illusionslos, doch nicht ohne Zuneigung.

Roman Bezjak: Skopje, Mazedonien, 2008

Roman Bezjak, 1962 in Slowenien geboren, kam schon 1966 nach Deutschland. Er studierte Fotodesign in Dortmund, arbeitete danach für Zeitschriften wie Merian, Stern, Geo oder das FAZ-Magazin. Seit dem Jahr 2000 ist er Professor für Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld.

Der Fotoband [amazon 3775731881]Sozialistische Moderne[/amazon] ist noch nicht verfügbar, er soll im September im Hatje Cantz-Verlag, Ostfildern erscheinen.

Roman Bezjak – Archäologie einer Zeit: Sozialistische Moderne
Bis 16. Oktober
Sprengel-Museum, Kurt-Schwitters-Platz, D-30169 Hannover
+49 (0)511-168 4 38 75, sprengel-museum@hannover-stadt.de
Geöffnet Dienstag 10 – 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10 – 18 Uhr

Sprengel-Museum Hannover

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