Schiffe im Hafen: Vignettierter Tunnelblick

Schwarz-Weiss-Aufnahmen verlangen eine eigene Bildkomposition; die Verstärkung des Effekts durch Erhöhung des Kontrasts noch viel mehr.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© thomas neumann).

Kommentar des Fotografen:

das bild entstand während eines englischkurses in irland, dublin – genauer in howth. Wie immer in raw fotografiert, mit capture nx2 entwickelt und mit silver efex pro 2 in sw umgewandelt. das war’s auch schon.

Peter Sennhauser meint zum Bild von thomas neumann:

Zwei Kutter liegen in einem von den Gezeiten fast geleerten Hafenbecken an der Quaimauer im Schlick. Der Pier zieht sich vom rechten Vordergrund des Bildes diagonal nach rechts hinten. Das Bild in Schwarz/Weiss ist geprägt von einem starken Kontrast, Grobkörnigkeit und einer deutlich erkennbaren Vignettierung.

Helle Stellen in einem Bild – und ganz besonders in einem Schwarz-Weissen – ziehen unsere Blicke an. Wenn die Farbe wegfällt, muss die Fotografin sich ganz auf diese Unterscheidung konzentrieren und das Bild entsprechend komponieren.

Einer meiner Landschaftsfotografie-Instruktoren betont, dass es bei der Komposition auch von Farbbildern kritisch ist, keine „Lecks“ oder eben helle Stellen an den Bildrändern zu haben – und keine ablenkenden Flächen innerhalb der Komposition.

Du hast das hier weitgehend mit einer ziemlich heftigen Vignettierung gelöst, die dafür sorgt, dass das Bildzentrum die grösste Anziehungskraft hat – und das klappt erfahrungsgemäss sehr gut. Bis einem die Betrachter auf die Schliche kommen, sprich die Vignettierung erkennen. Dann beginnen sie sich zu fragen, wie das Bild ohne die Randabdunkelung wirken würde.

Auch damit hast Du eigentlich bei dieser Aufnahme wenig Probleme, weil die hellsten Flächen ausserhalb des Himmels die Kabinen der Kutter sind. Mit einer Ausnahme: der weisse Poller im rechten Vordergrund zieht die Blicke auf sich. Das ist aber nicht so sehr ein Problem als vielmehr ein „Feature“ dieser Aufnahme, weil man den Blick von dort den Tauen entlang zum ersten Fischerboot wandern lässt.

Ich hätte hier die Vignettierung etwas abgeschwächt und allenfalls die beiden Personen, die hinter dem Poller an der Quaimauer sitzen, leicht abgedunkelt, damit sie die Blickführung dem Tau entlang nicht ablenken.

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1 Kommentar
  1. Catherine Avak
    Catherine Avak sagte:

    Guten Tag,
    gestern war ich in einer sehr eindrucksvollen Ausstellung von Paolo Pellegrin in München. Dabei ist mir aufgefallen, dass auch er sehr oft mit einer »ziemlich heftigen Vignettierung« arbeitet.
    Mich würde es brennend interessieren, wie Sie diesen »Trick« bei Pellegrin beurteilen.
    Vielen Dank.

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