Schmetterling: Umkehr-Farbkontrast

Wenn Motive sich anders präsentieren, als gemeinhin erwartet wird, ist das halbe Bild gemacht. Der Rest ist Komposition. Oder eben Bildschnitt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Derek Brandt).

Kommentar des Fotografen:

Ich habe dieses Bild im Herbst im Papiliorama in Kerzers/Schweiz aufgenommen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Derek Brandt:

Schmetterlinge werden gemeinhin mit Buntheit assoziiert. Ein unbunter Schmetterling ist demnach ein ungewohnter Anblick – aber noch nichts wirklich Interessantes.

Wenn er allerdings in Kontrast zu einem bunten Hintergrund gestellt, aus einer ungewohnten Perspektive und mit Gegenlicht fotografiert wird, hast Du ein spannendes Bild.

Hättest Du das Insekt allein vor einem neutralen Hintergrund abgelichtet, jeder Betrachter würde sich wohl nach dem ersten Blick schulterzuckend von der „Motte“ abwenden. Dabei handelt es sich grundsätzlich schon um eine sehr gelungene Aufnahme eines Schmetterlings.

Da ist zunächst einmal der Blickwinkel von „unten“ ins „Gesicht“ des Insekts, der durch die Position des Schmetterlings möglich wurde und ihn mitsamt den markanten Fühlern in einer porträt-artigen Weise abbildet. Wir blicken nicht irgendwie auf auf ihn drauf, wir finden uns buchstäblich Aug‘ in Aug‘ mit ihm.

Zu diesem Effekt gesellt sich das sehr schöne seitliche Gegenlicht, das die Flügel zu transparenten Fächern macht. Schade ist dabei, dass die feinen Härchen an den Flügelkanten unscharf wirken, was den Eindruck erweckt, das ganze Bild sei nicht ganz scharf, was eindeutig falsch ist.

Was aber den wirklichen und wunderbar ironischen Hingucker ausmacht, das ist das knallbunte Laub im Hintergrund zusammen mit dem Blau des Himmels. Denn eigentlich würden wir die Buntheit im Schmetterling und die eher erdigen Farben in der Umgebung erwarten. Grund genug, sich das Wesen genau anzusehen – und damit ist die Aufgabe des Bildes erfüllt.

Was mir nicht ganz perfekt geglückt erscheint, ist die mittige Anordnung des Schmetterlings. Vor allem auch, weil das bunte Laub und das eine, dunkelgrüne Blatt rechts bereits eine asymmetrische Flächenanordnung ergeben, hätte sich ein Verrücken des „Sommervogels“ (Schweizer Dialekt) nach Rechts aufgedrängt.

Außerdem finde ich den unscharfen Vordergrund zwar durchaus hilfreich, um dem Bild im Zusammenspiel mit dem Hintergrund Tiefe zu verleihen – aber für meinen Geschmack ist zu viel davon vorhanden, er ist unruhig und lenkt ab.

Bunt ist er immer noch nicht...

Mit einem entsprechenden Bildschnitt – unten und rechts – lassen sich beide Dinge leicht korrigieren. Was jetzt noch unangenehm auffällt und dem Schmetterling Konkurrenz macht, ist das aufragende Blatt im Vordergrund – was bei der Aufnahme wohl nicht hat vermeiden lassen.

Da es nach meinem Bildschnitt ohnehin aus dem Nichts ins Bild ragt, ließe es sich leicht mit dem Klon-Werkzeug in einer Bildbearbeitungssoftware wegretuschieren. Allerdings sollte das sauberer geschehen als hier in meinem Beispiel.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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