Schwarz-Weiss-Foto: Details ins Motiv bringen

Ein Motiv für S/W? Schon bei der Aufnahme sollte man sich das angestrebte Bild in in einer Schwarz-Weiss-Version vorstellen. Das macht die Bearbeitung zu einem zielgerichteten Prozess.

Klappbruecke in Dublin

Klappbrücke in Dublin. Panasonic DMC-G8 1/200s bei Blende 5.6 mit 23mm Brennweite und ISO 200

Stefan Klug aus Leimen: Ich habe dieses Bild im Juni in Dublin aufgenommen, es zeigt den zentralen Drehmechanismus einer Klappbrücke. Dies ist die herunterskalierte Version der RAW-Aufnahme ohne jede sonstige Bearbeitung. Seit zwei Monaten arbeite ich immer wieder an diesem Bild mit dem Ziel eine druckbare S/W-Version zu erzeugen, die einerseits die Details im Bild erhält und andererseits zeigt, dass es sich hier um Technik „von gestern“ handelt. Nachdem ich mit keinem Resultat bisher zufrieden war, versuche ich, von euch ein paar Tipps für die Bearbeitung zu bekommen.

Das Bild zeigt eine Stahlkonstruktion einer alten Klappbrücke, wie Stefan schreibt. Es sollen die Details der alten Technik dargestellt werden. Es ist offensichtlich leicht bedeckter Himmel mit etwas Sonne.

Die Kamera:
Die [amazon B01LXB6P78]Panasonic Lumix DMC-G81[/amazon] ist eine Micro-Four-Thirds Kamera, der Sensor hat 1/4 der Größe des Vollformats und damit einen Crop-Faktor von 2. Die eingesetzte Brennweite von 23mm entspricht also 56mm an Vollformat und somit etwas einer Normalbrennweite. Aus der Brennweite lässt sich schließen, dass ein Zoom benutzt wurde.

Ausschnitt in S/W

Version mit einem Ausschnitt in S/W

Bildaufbau und Komposition:
Auf der rechten Seite ist sehr viel/zu viel leerer Raum mit dem tristen grauen Himmel. Dies führt meinen Blick immer wieder dahin und ich frage mich, was damit ausgedrückt werden soll? Auch finde ich die angeschnittenen Häuser unten sehr störend, auch wenn sie etwas zum Größenvergleich der Konstruktion beitragen können. Um die Details darzustellen wäre eine längere Brennweite (es ist ja ein Zoom) das bessere Mittel gewesen, und/oder ran ans Motiv! Es gibt hier unendlich viele Details, die hervorragend für ein S/W Foto geeignet wären. Etwas mehr Abblenden als f/5.6 für genügend Schärfentiefe wäre noch möglich, Licht war ja genug vorhanden. Und zuletzt stört mich der Blick nach oben, das sieht so aus wie eine normale Dokumentation der Brücke.

Ein Motiv für S/W?
Wenn ein Motiv in S/W dargestellt werden soll, sollte man schon bei der Aufnahme das Endergebnis im Kopf und in der Vorstellung haben. Dazu gehört natürlich, dass man weiß, was man mit der benutzten Software (Lightroom, Photoshop, Nik Silver Efex,…) daraus machen kann. Dieses Motiv ist schon sehr monochrom und es fällt nicht schwer, sich das Bild in S/W vorzustellen.

Warum überhaupt S/W?
S/W bietet die Möglichkeit, dem Betrachter die vielen Details, Strukturen, Licht und Schatten darzustellen und ihn nicht durch die Farben davon abzulenken. Das hast du sicher angestrebt, Stefan. Leider kennen wir deine S/W Versionen nicht, mit denen du nicht zufrieden warst. Ich kann mir vorstellen, dass das Bild selbst, so wie es ist, einfach unbefriedigend war.

Detail


Detail

Ich habe deshalb zwei Ausschnitte gemacht und diese mit Nik Silver Efex bearbeitet. Die Kontraste habe ich stark angehoben und neben Schärfung auch die Struktur relativ stark hervorgehoben. Um den Blick mehr in das Zentrum zu lenken, habe ich eine kräftige Vignette eingesetzt.

Als besondere Option habe ich das Bild invertiert und ein Negativ daraus gemacht. Da wirkt der graue Himmel nicht mehr so trübe und wird zu einem starken schwarzen Kontrast zu der jetzt fast filigran wirkenden Stahlkonstruktion. Den rechten Teil der Konstruktion habe ich senkrecht ausgerichtet und unten die Häuser weggeschnitten.

Umwandlung in Negativ

Umwandlung in Negativ

14 Kommentare
  1. Juri Khačadurov
    Juri Khačadurov sagte:

    Hallo zusammen!
    Danke erstmal für den Beitrag! Manchmal mache ich auch als Hochzeitsfotograf aus farbigen Bildern absichtlich BW. Manchmal ist es besser die Farben komplett rausnehmen, wenn sie nicht schön bzw. nicht passend sind oder ablenkend wirken. Zum Beispiel an der Hochzeitsfeier kann ein grüner Leuchter von Lichtanlagen das Bild total grün machen, so dass sie sehr unnatürlich aussieht. Darüber hinaus ist bei schwarz-weißen Fotos eine visuelle Ausrichtung auf die Struktur, auf das Wesentliche im Motiv. Und die Aufmerksamkeit wird dann vor allem auf das Hauptereignis gerichtet. Und die Farben können in dem Fall ja nur ablenken.
    Beste Grüße
    Juri von Elegante Hochzeit

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  2. we-love-webdesign
    we-love-webdesign sagte:

    Danke für diesen ausführlichen Beitrag.
    Ich bin zwar ein großer Fan von SW, war aber bisher nie so ganz zufrieden mit meinen Ergebnissen.Ich habe es dann mal mit dem Tipp versucht, einige Bilder zu zu schneiden und das hat wahre Wunder bewirkt.
    Liebe Grüße

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  3. Kai
    Kai sagte:

    Ein Tipp für die Schwarzweiß-Fotografie: Wenn man vorher schon weiß, dass das Bild später SW sein soll, kann man die Vorschau auf der Kamera auf SW umstellen. Sofern man RAW fotografiert, wird das Bild trotzdem in Farbe aufgenommen, aber man kann schon beim Fotografieren überprüfen, ob die Komposition in SW stimmig ist.

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