Schwarz-Weiss-Porträt: Der Dampflokführer

Bei einem Porträt sollte das Gesicht des Modells zu erkennen sein. Es ist immer das Zentrum des Motivs und der Aufmerksamkeit.

Dampflokführer in Schwarz-weiss fotografiert

Sony Nex 3, 1/25s bei Blende f/5.6, 55mm und 1600 ISO. © Michael Calcada

Michael Calcada aus Springe schreibt zu diesem Bild: Das Bild entstand während einer kurzen Pause auf einer Fahrt mit einer Dampflok.
Ich mag Bilder in SW mit diesem harten Kontrasten. Bei diesem Bild gefällt mir der Effekt besonders, da er für meinen Geschmack gut zur Lichtstimmung, zum Aufnahmeort und der Situation passt.

Die Aufnahme entstand mit einer Sony NEX-3 mit 55mm Objektiv, einer Belichtungszeit von 1/25s bei Blende f 1/5.6 und ISO 1600. An der trotz hohem ISO-Wert langen Belichtungszeit lässt sich ablesen, dass es in der Dampflok ziemlich dunkel war. Selbst wenn außerhalb der Lok die Sonne hinter Wolken versteckt war, ergibt sich dennoch ein sehr hoher Motivkontrast, der an die Grenzen dessen geht, was ein Sensor verarbeiten kann, oder auch darüber hinaus.

Du hast das Bild als Porträt eines Dampflokführers im Gegenlicht zur Bildkritik eingereicht. Der durch die Gegenlichtsituation entstandene hohe Kontrast bewirkt, dass der durch das Fenster scheinende Hintergrund sehr hell und der Innenraum der Dampflok sehr dunkel ist. Der Faltenwurf auf Jacke und Hemd, die sich an der Grenze zwischen drinnen und draußen befinden, wird durch den hohen Kontrast sehr deutlich gezeichnet.
Gleichzeitig ist durch das Gegenlicht und den harten Kontrast vom Porträt beinahe nur noch die Silhouette des Kopfes zu sehen. Der größte Teil des Gesicht ist nahezu vollständig im Schwarz abgesoffen. Es wirkt wie ein Scherenschnitt, mit dem Unterschied, dass die meisten Scherenschnitte den Porträtierten im Profil zeigen. An Deinem Bild sieht man gut, warum das so ist: in der Frontalen geht sehr viel Information über die porträtierte Person verloren.

Ich stimme Dir zu, dass die Schwarzweißbearbeitung mit dem harten Kontrast von der Stimmung her sehr gut zum Motiv passt. Allerdings stört es mich, dass im Porträt das Gesicht des Dampflokführers im Schatten noch nicht einmal zu erahnen ist. Für ein Porträt wirkt das auf mich nicht so gut.

In solchen Fällen hat man früher, als Schwarzweißbilder in der Dunkelkammer hergestellt wurden, mit einem Stück Karton an einem Draht das Bild abgewedelt. So wurde das Licht des Vergrößerers zurückgehalten und damit die abgewedelte Stelle aufgehellt.

Den gleichen Trick kann man heute in der digitalen Bildbearbeitung anwenden, das Werkzeug heißt auch noch so wie in der Dunkelkammer.

Um das Gesicht wieder aus der Dunkelheit herauszuholen, habe ich es mit Gimp ein wenig abgewedelt. Nicht viel, aber dennoch genug,um hier lokal etwas Zeichnung im Schatten zu erreichen. Mit dem JPG geht das nicht ganz so toll; wenn Du aber die RAW-Daten zum Bild vorliegen hat, dann lässt sich das sicher noch etwas besser machen.

Alternativ könnte man den Kontrast etwas abschwächen, das wirkt sich dann jedoch auch auf die Stimmung des Bildes aus.

Gesicht des Lokführers abgewedelt

Gesicht des Lokführers abgewedelt

Zusätzlich zur Aufhellung des Gesichts habe ich noch das vordere Fenster weggeschnitten, weil es für mich nichts zum Bild beiträgt und die helle Fläche nur von der Hauptperson ablenkt.

Beschnitt

Beschnitt

So bearbeitet ergibt sich ein sehr kontrastreiches Portrait des Dampflokführers, dem das Fenster der Lokomotive einen passendem Rahmen gibt.

3 Kommentare
  1. Uwe
    Uwe sagte:

    Was mich an dem Foto noch stören würde: Dass es ein DAMPFLOKführer ist muss mit Worten mitgeteilt werden. Sogar den LOKführer (Dampf weggelassen) erkennt man nicht als solchen. Es könnte auch ein LKW sein, oder ein Kran, in dem das Bild entstanden ist.

    Antworten
    • Mark Piontek
      Mark Piontek sagte:

      Das sehe ich nicht so kritisch. Es ist ein Portrait eines Mannes, der eine Maschine führt. Die Art der Maschine ist dabei für mich nicht ganz so wichtig.

      Wenn es wirklich auf die Dampflok drauf ankommt, dann muss natürlich noch etwas für die Dampflok typisches mit auf das Bild.

      Wobei es auch noch mal einen Unterschied macht, an welches Publikum sich das Bild richtet. Es würde mich kaum wundern, wenn es unter den Dampflokfreunden Spezialisten gibt, die an den Nieten des Fensterrahmens die Baureihe der Lok erkennen können.

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