Setzlingsfeld mit Drohwolken: Behutsames HDR

Wenn ein Effekt das Motiv erdrückt, wird ein Foto zur Effekthascherei. Wenn ein Effekt, in diesem Fall HDR, behutsam benutzt wird, kann er das Motiv jedoch unterstützen und sinnvoll verbessern.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Hans Niemietz).

Kommentar des Fotografen:

Gesehen von der A9 aus kurz vor Lobenstein-Thüringen. Blick vom Auto aus sehr spektakulär. Standpunktsuche auf der Rückfahrt war sehr schwierig, da das Gelände unmittelbar an der Autobahn nicht zugänglich war.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Hans Niemietz:

HDR steht für High Dynamic Range und ist eine Technik, die es Fotografen ermöglicht, Fotos mit einem Kontrastumfang zu erstellen, den heutige Kamerasensoren üblicherweise nicht gleichzeitig aufnehmen können.

Auch das Bild von Hans Niemitz benutzt diese Technik, bzw. simuliert sie nur:

Ein „echtes“ HDR würde aus mehreren Fotos bestehen, die unterschiedlich belichtet werden. Er bezeichnet seine Vorgehensweise als „Pseudo-HDR“, da hier nur ein Ausgangsfoto benutzt wird, was erst im RAW-Konverter zu drei identischen Fotos, aber mit anderen Tonumfängen wird.

Das hat theoretisch gesehen zwar den Nachteil, dass der zusätzliche Tonumfang nicht so groß wie möglich sein kann, hat aber – vor allem in diesem Foto sichtbar – zwei andere Vorteile. Zum einen ist es leichter möglich, bewegte Objektive als HDR abzubilden. In diesem Fall wäre es möglich gewesen, dass die Wolkenformationen sich bei starkem Wind zu schnell geändert hätten, um scharf abgebildet zu werden. Zum anderen ist der zusätzliche Tonumfang hier zwar sichtbar, aber noch im Rahmen des Erträglichen, während ich schon zu viele HDR-Bilder gesehen habe, bei denen der Effekt das Motiv erdrückt (z.B. hier oder hier oder hier)

Beim vorliegenden Foto kitzelt der HDR-Effekt jedoch nur etwas die Wolken im Hintergrund und die fragilen Setzlinge im Vordergrund heraus. Dadurch erhält das Bild eine angenehme Tiefe, da der Wolkenhimmel das Bild zwar dominiert, aber der Acker genug Zeichnung besitzt, um seinen Teil zur Aussage beizutragen. Das gelbliche Feld dazwischen sorgt für den Farbklecks, ohne den das Bild trostlos statt energetisch aussehen würde.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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4 Kommentare
  1. bee
    bee sagte:

    Das Motiv und Foto gefallen mir gut (wobei ich unschlüssig bin, ob ein Tacken weniger HDR noch besser wäre). Aber das Bildformat spricht mich irgendwie nicht an. Die bombastisch-bedrohliche Wolke nimmt zu wenig Platz ein. Ich persönlich hätte dieses Bild quadratisch beschnitten, um rechts und links ein wenig wegzunehmen.

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  2. dierk
    dierk sagte:

    Tolles Motiv, Hans.

    HDR mit mehreren Fotos aus dem fahrenden Auto (wenn ich das richtig verstanden habe) heraus ist natürlich unmöglich. Ich benutze Photomatx dafür (falls jemand nicht weiss, wie es geht). Es bietet die Möglichkeit, sehr einfach aus einer RAW mehr herauszuholen. Dafür braucht mann dann nicht 3 unterschiedliche Belichtungen im RAW Konverter zu erzeugen.

    Es tut mir leid, aber die Wolken sehen hier zu sehr nach HDR aus, weniger wäre mehr. Auch wegen der Farben sieht es aus wie aus zwei Fotos zusammengesetzt, da das dunkle Blau der Wolken zu sehr gegen den warmen untern Teil steht.
    Ich kann mir vorstellen, das dieses Bild in S/W mit den dramatischen Wolken super kommt.

    viele Grüsse
    dierk

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  3. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Eine Lösung wäre aus meiner (Anfänger)sicht, das obere horizontale Drittel komplett rauszunehmen.

    Rudi, das scheint so. Aber erstens würde bei einem solchen Beschnitt der Horizont in die Bildmitte fallen – was sehr langweilig ist -, und zweitens sorgt der Himmel für das Gefühl der Weite. Wenn Du den weglässt, wird der Bildeindruck sofort beengt.

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  4. RudiRalala
    RudiRalala sagte:

    Die gelb dominierte Komposition spricht mich an, besonders in der derzeitigen Jahreszeit.

    Weniger wäre mehr?

    Die schön geschwungenen Linien im Vordergrund verdienen eine stärke Betonung, ebenso die tief hängendende Wolke in der Bildmitte, die sich etwas im Bild verliert. Schwer zu sagen ob eine andere horizontale Aufteilung Himmel zu Erde 1:2 die bessere Wahl gewesen wäre.

    Eine Lösung wäre aus meiner (Anfänger)sicht, das obere horizontale Drittel komplett rauszunehmen. Das trägt wenig zum Bild bei, es ist dort nichts Aufregendes zu sehen. Dann links und rechts entsprechend wegen des Formats auch noch großzügig abschneiden.

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