Silvester-Schnappschuß: Feuer als Abstraktion

Ein faszinierendes Objekt wird nicht automatisch dadurch zum faszinierenden Foto, daß man es abbildet.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Annika Fischer).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild entstand an Silvester, als ein Junge über die Reste von Raketen & Böllern Benzin goss & es anzündete.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Annika Fischer:

Zunächst einmal beschäftigt mich die Frage, wer dem Jungen Benzin in die Hand gedrückt hat, und warum Ihr nicht alle geflüchtet seid, als er die Raketen damit übergoß – mein Sohn hätte sich beinahe mal mit normalem Benzin in die Luft gejagt, und das ohne Raketen.

Feuer hat den Menschen schon seit Jahrtausenden fasziniert. Es sieht aus wie rote Federn, wie Zungen, man hat ihm unzählige poetische Namen gegeben. Tiere haben instinktiv davor Angst, beim Zelten wirkt es romantisch. Und man ist natürlich versucht, es irgendwie fotografisch festzuhalten.

Fotos von Feuer wirken im allgemeinen nur dann, wenn es dunkel genug ist, um die Farben zur Geltung kommen zu lassen:

Und darin liegt auch die Herausforderung, denn die damit verbungenen langen Belichtungszeiten sorgen automatisch dafür, daß die Flammen verschwommen wirken, selbst wenn man ein Stativ benutzt. Bei Wasser werden lange Belichtungszeiten absichtlich eingesetzt, um es weich schäumend aussehen zulassen, hier wurde dadurch aus Deinem Foto etwas Abstraktes.

Feuerbild-Beispiel: Silhoutte hilft den Flammen.Ich habe auch schon mehrmals Feuer fotografiert, so wie Du hier, und es ist eine lustige Übung, aber die Bilder waren alle eher unaufregend. Ja, die Farben verlaufen schön von hellgelb nach blutrot und die Linien sind faszinierend, aber das ist es dann auch. Nichts hält mich im Bild fest, und wo ich die Aufnahmen mittlerweile habe, weiß ich nicht mehr.

So ist es auch hier. Es gibt nichts, was mich in Deinem Bild festhält. Es ist ein Schnappschuß von Feuer, und mit dieser Erkenntnis ziehe ich weiter.

Feuer bietet aber einen faszinierenden Hintergrund für Scherenschnittaufnahmen, also solche, bei denen Du nur noch die Silhouette von etwas siehst, das von hinten davon beleuchtet wurde.

Ich habe mal ein Beispiel hochgeladen, das ich vor ein paar Jahren von meinem Mann vor einem riesigen brennenden Holzhaufen geschossen habe. Das hat ihm so gut gefallen, daß er es schon seit Jahren als Avatar etwa auf Facebook benutzt.

In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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