Sinn und Unsinn schneller Speicherkarten

„Extra“, „Ultra“, „Hyperspeed“ – mit großem Aufwand werden schnellere Flash-Speicher beworben. Fachmagazine beruhigen dann: „Nur Profifotografen benötigen derart schnelle Speicher!“. Das ist Unsinn: Wer die Seriefunktion einer schnellen Kamera nutzen will, braucht entsprechenden Speicher.

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Ist „Hyper Speed 133x“ eigentlich mehr oder weniger als „Performance“? Und braucht man es überhaupt? (Bild: W.D.Roth)

Die mit zunehmender Pixelzahl der Digitalkameras ansteigenden Datenmengen führen nicht nur zum ständigen Wachsen der Speichergrößen, die mittlerweile erlauben, mit ein paar Speicherkarten und ohne Notebook einen ganzen Urlaub lang digital zu fotografieren.

Die Geschwindigkeit der Datenübertragung steigt ebenfalls – zwangsweise. Anderfalls bekommt man die gestiegenen Datenmengen nämlich einfach nicht in brauchbarer Zeit auf die Speicherkarte – und wieder herunter.

Diese Geschwindigkeit wurde ursprünglich wie bei CD-Laufwerken in Faktoren gerechnet angegeben: „150-fach“ bedeutet, dass die 150-fache Lesegeschwindigkeit der allerersten CD-Laufwerke von 150 kB/s erreicht wird: „8-fach“ entspricht also 1 MB/s.

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Hmmm…ist jetzt „Premium“ mehr als „Performance“ oder Hyper-Speed? (Bild: Extreme Memory)

Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um die Lesegeschwindigkeit. Die Schreibgeschwindigkeit liegt dagegen immer etwas niedriger, doch sie ist entscheidend, wenn es darum geht, wie schnell Fotoserien einer leistungsfähigen Kamera geschossen und abgespeichert werden können oder ob eine kontinuierliche Aufzeichnung in einem höher auflösenden Videomodus möglich ist.

Sogenannte MLC-Karten sind hier problematisch: Multi Level Chips (MLC)speichern nicht nur einen Spannungspegel – 1 oder 0 (= ein Bit), wie die normalen Single Level Chips (SLC), sondern kennen noch je einen Pegel „1/3“ und „2/3“, womit sie in einer Speicherzelle gleich zwei Bit ablegen können. Bei gleicher Chipgröße ergibt dies doppelte Speicherkapazität.

MLC-Karten können zwar meist sogar noch eine Idee schneller gelesen werden als SLC-Modelle, weil ja für eine bestimmte Datenmenge nur halb soviele Speicherzellen abgefragt werden müssen. Doch das Schreiben läuft deutlich langsamer ab: Es ist technisch einfach kniffliger, vier definierte Spannungswerte einzuschreiben als nur „0“ und „1“.

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„Allround“: Für alles geeignet? Für Standardanwendungen sicher, zumindest signalisiert die eingekringelte „2“ eine Class-2-Karte mit einer Mindestschreibgeschwindigkeit von 2 MBit/s (Bild: Extreme Memory)

Statt der „x-fach“-Angaben wird bei einigen Speicherkarten mittlerweile die Lese- und die Schreibgeschwindigkeit in MB/s angegeben. Die Schreibgeschwindigkeit liegt dabei auch bei schnellen Karten meist nur halb so hoch wie die Lesegeschwindigkeit. Zudem ist immer unklar, ob der optimale, maximale oder der minimale, garantierte Geschwindigkeitswert angegeben wird. In der Praxis wird fast immer der maximale Wert genommen, da er die schöneren Zahlen ergibt, obwohl er dem Fotografen kaum nützlich ist.

Speziell bei SD-Karten gibt es seit neuestem neben der Angabe der Geschwindigkeit in Vielfachen und der ebenfalls verbeiteten Angabe in MB/s auch die Werte „Class 2“, „Class 4“ und „Class 6“, was jeweils eine garantierte minimale Schreibgeschwindigkeit von 2, 4 oder 6 MB/s bezeichnet, während die anderen Angaben jeweils die maximalen Geschwindigkeiten bezeichnen.

Die Lesegeschwindigkeit liegt auch hier meistens höher, was dann von Nutzen ist, wenn es darum geht, den Karteninhalt am Ende eines Tages oder des Urlaubs in einen Rechner zu übertragen – mit einer langsamen Karte kann man hier schon einmal Stunden zubringen, wenn der Akku nicht vorher aufgibt…

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Dieses gute Stück garantiert dagegen mit „Class 6“ die bislang höchste auf diese Weise klassifizierte minimale Schreibgeschwindigkeit von 6 MBit/s (Bild: Extreme Memory)

Bei der Lesegeschwindigkeit am Rechner ist mittlerweile allerdings meistens das Lesegerät entscheidender als die Speicherkarten. Der klassische Anschluss der Digitalkamera selbst an den Rechner ist völlig indiskutabel: selbst aktuelle Kameras haben oft nur USB 1.1-Schnittstellen, womit das Auslesen Stunden dauern kann, die die Batterien der Kamera niemals mitmachen.

Es ist sinnvoller, die Flash-Speicher aus der Kamera zu entnehmen und extern auszulesen, was den Vorteil hat, dass die Kamera mit einer anderen Speicherkarte sofort wieder genutzt werden kann.

Im Rechner – ob Desktop oder Notebook – integrierte Kartenlesegeräte ersparen zwar ärgerlichen Kabelsalat und ein zusätzliches Gerät, was besonders unterwegs von Vorteil ist, sind mittlerweile jedoch ausgesprochene Bremsklötze, was das Auslesen der Karten betrifft: Schon ein einfacher Kartenleser mit USB 2.0-Anschluss kann das Auslesen von einer halben Stunde auf wenige Minuten reduzieren. Für die ganz schnellen Speicherkarten ist allerdings ein entsprechend schneller Kartenleser – teilweise sogar mit Firewire-Anschluss – nötig, um diese tatsächlich auszunutzen.

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Eine Standard- und eine High-Speed-Compact-Flash-Karte von Hama. Interessant hierbei ist die Class-Angabe (links „Class 2“, rechts „Class 6“), die bislang eigentlich nur für SD-Speicher definiert ist, aber bei CF natürlich ebenso eine gewisse Mindestperformance garantiert. (Bild: W.D.Roth)

Im Praxistest ergaben sich teils erhebliche Unterschiede. So benötigen moderne Digitalkameras heute zumindest Speicherkarten aus dem Geschwindigkeits-Mittelfeld, also 60- bis 80-fach / Class 4, Standard-Karten führen zu Abbruch bei der Videoaufzeichnung und langsamerer Aufnahmefolge bei Fotos.

Diese Geschwindigkeitsklasse ist auch preislich meist akzeptabel, Billigspeicher sollte man ohnehin nicht verwenden, da die Ausfallrate höher ist und ein verlorenes Bild mehr kostet als eine qualitativ bessere Speicherkarte.

Die teuersten Modelle bringen dagegen in der Kamera und beim Auslesen am Rechner meist nichts mehr an Geschwindigkeitszuwachs. Einfachknipsen in Handys reichen auch langsame Speicherkarten.

Hochkapazitive Karten in Compact Flash verursachen mitunter lange Wartezeiten bei der erstmaligen Nutzung in der Kamera, weil sie formatiert werden müssen. Bei SDHC tritt dieser Effekt nicht auf, in einem normalen SD-Kartenleser ohne SDHC-Fähigkeit werden SDHC-Karten allerdings nicht erkannt.

6 Kommentare

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  1. […] sollen Speicherkapazitäten bis zu zwei Terabyte mit Schreib-/Lesegeschwindigkeiten von 300 Megabyte pro Sekunde bieten. Panasonic plant als erstes die Einführung einer 64-Gigabyte […]

  2. […] pro Sekunde sind möglich und werden auch tatsächlich auf die CF-Karte gespeichert, wenn diese ebenfalls ausreichend schnell ist. Dazu gehören auch die diversen Belichtingsreihen (”Bracketing”), die man aber […]

  3. […] oder RAW-Fotos, was nur wenige Kompaktkameras bieten, doch viele DSLRs, braucht Speicher, die nicht lahmen: Blinkt nach jedem Foto 20 Sekunden die Speicherlampe oder kommt das Video nach 10 Sekunden ins […]

  4. […] Leider hält Olympus hartnäckig an dem sonst nur noch von Fuji genutzten xD-Speicherkartenformat fest. Das ist zwar kleiner als SD oder gar CF, das bei den DSLRs von Olympus zusätzlich vorgesehen ist, doch sehr beschränkt: Während schon bei SD bereits 32 GB möglich sind, ist selbst das schnellere xD-H-Format auf 1 GB beschränkt, das langsamere xD-M auf 2 GB. Und die kleinen Kärtchen sind für heutige Verhältnisse entsetzlich langsam! […]

  5. […] Geräte mit SDHC und der Klasse 6 zurecht. Eine Übersicht darüber, welche Hochgeschwindigkeits-SD-Karten sinnvoll sind und welche nicht, hat […]

  6. […] mit dem Aspekt, dass ein zwischenzeitlich viel höheres Angebot an Kameras auftaucht, welche kompatibel zu SDHC-Karten sind , können wir auf eine Zukunft mit minimierten Intervallen zwecks Datenübertragung und […]

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