Slotcanyon-Fotografie: Schöne Natur, zu grau

Jedes digitale Bild muss in einer Bearbeitungssoftware bearbeitet werden. Auch Sensordaten sind in gewissem Sinne Negative.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ingo Bergmann).

Kommentar des Fotografen:

Das Tor der Farben: Zugegeben: der Antelope Canyon bei Page in Arizona ist schon längst kein Geheimtipp mehr – was mich aber nicht davon abgehalten hat, mir eine Fotoerlaubnis zu erwerben. Im Oktober kommen weniger Touristen hierher, und so lohnten sich die vier Stunden im Slot Canyon. Die schräg einfallende Sonne veränderten die Farben ständig. Dieses Bild ist kurz vor Mittag entstanden und mit meiner Canon 400d aufgenommen – nicht der letzte Schrei, aber ein zuverlässiges Arbeitstier.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Ingo Bergmann:

Ein faszinierendes Bild vom Canyon. Die Formen und Streifen und Steinbögen sind phantastisch.

Ich nehme an, die vier Stunden vor Ort sind wie im Flug vergangen. Und obwohl der Antelope Canyon ganz offensichtlich wie Du sagst kein Geheimtipp mehr ist, wie eine kurze Netzsuche zeigt, findet man damit auch schnell heraus, dass jeder Fotograf einen ganz individuellen Blickwinkel auf den Ort findet. Bei diesem Bild gefällt mir die Tiefe, die durch die Einbeziehung der verschiedenen Ebenen des Canyons entsteht:

Vor allem der Lichtfleck im hinteren Teil des Canyons verleiht dem Foto eine Plastizität, da ich mir den weiteren Verlauf vorstellen kann.

Allerdings hat das Bild einen grossen Schwachpunkt, nämlich die Farbe. Die ist hier eher grau als violett und orange.

Das liegt an der fehlenden Bearbeitung. Dadurch wird es erst wirklich möglich, das ganze Farbspektrum der Datei herauszuholen. So wird das Foto auch erst strahlen und glänzen und so aussehen, wie es der Fotograf vor Ort erlebt hat.

© Ingo Bergmann Leichte Bearbeitung

Die einfachste Form der Bearbeitung erreicht man durch eine Anpassung der Tonwert-Kurven. Dabei kann man ganz einfach die Weiß- und Schwarztöne angleichen, so dass das Bild an Kontrast gewinnt und keine Leerbereiche ohne Informationen im Bild mehr vorhanden sind. Anschliessend kann man den Kontrast durch eine Kurvenveränderung ganz nach Belieben verstärken.

Noch komplizierter kann man das durch eine genaue Auswahl von im Tonwert ähnlichen Bereichen machen und auch dort die Kurven jeweils individuell bearbeiten.

Eins aber ist klar: Auf jeden Fall muss das Bild durch die Postproduktion. Sonst bleibt es grau.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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11 Kommentare
  1. Daniel
    Daniel sagte:

    Hallo,

    Einen umfangreichen, übersichtlichen und informativen Blog hast du hier. Als gutes Beispiel dient dieser Artikel… tolle Fotos der „Wave“ ;-)

    Immer wieder schön zu sehen das sich Leute noch so viel Mühe machen.

    Mfg
    Daniel

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  2. Uwe S
    Uwe S sagte:

    Wem an satten Farben gelegen ist, sollte knapp belichten! Für den korrekten Weißabgleich ist eine Graukarte hilfreich, ABER weil man das Licht bei Sonnenuntergang als farbig und nicht als weiß empfindet, hätte ich WB fest auf Tageslicht 5200 K eingestellt.

    Jans Nachbearbeitung rettet den Freund nicht mehr und kommt mir übertrieben vor, besonders wenn ich einen Browser verwende, der die Bildschirmprofilierung beachtet. Mit unfähigen Browsern sind die Farben eher blass und vernebelt, besonders an meinem Laptop-LCD, der bei den Rottönen schwächelt.

    Wer etwas über die Farbdarstellung der Browser wissen möchte, dem empfehle ich diese Artikelserie von Andreas Beitinger:
    Farbmanagement im Browser
    Mögliche Probleme im Umgang mit Websites
    Farb-Testbilder für Browser

    Eine Rückfrage an Ingo: Das Bild hat keine EXIF-Daten und auch kein ICC Profil! Hast Du es im sRGB- oder Adobe-Farbraum aufgezeichnet? Letzteres würde erklären, wie die blassen Farben zu Stande kommen. (siehe Beitinger)

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  3. Christian Loose
    Christian Loose sagte:

    Wer will kann ja gerne mal folgende Einstellungen an dem Bild in Lightroom vornehmen:
    WA: Temp +7
    Belichtung: +1
    Schwarz: 3
    Helligkeit: -11
    Kontrast +40
    Lebendigkeit/Dynamik +40

    Meiner Meinung nach liegt beim Original in jedem Fall ein falscher Weißabgleich vor.

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    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Das war auch mein erster Gedanke, Christian. Der Antelope-Canyon ist, wie die meisten Sandsteinformationen im Westen der USA, tendenziell eher blutrot als violett.

  4. zap
    zap sagte:

    …. die bearbeitung mag übertrieben sein (leichte bearbeitung :). grundsätzlich ändert es jedoch nichts daran, dass das ursprungsbild grau ist und bearbeitet werden muss. so wie jedes digitale bild.

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  5. M.Tippner
    M.Tippner sagte:

    Sorry das geht aber gar nicht ! UNNATÜRLICH !!
    Jeder der schon mal da war – weiß das diese Farben so nicht erscheinen. Schon aus Respekt vor dem Ort sollte auf solche „Übertreibung“ verzichtet werden.
    Nachbearbeitung ja – aber auf das Ergebnis kommt es an.
    Wenn das Licht paßt dann gibts eine klasse Aufnahmen.
    Wenn nicht – einfach einen anderen Standort suchen, und später nochmal zurück kommen !

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  6. Markus
    Markus sagte:

    Das Originalbild gefällt mir deutlich besser als die Bearbeitung. Die dezenten violetten Töne unterstreichen für mich den mystischen Charakter des Ortes. Demgegenüber erzeugt die Tonwertspreizung Knallfarben, die ich eher mit Disneyland in Verbindung bringe.
    Aus Neugier täte mich aber auch interessieren, wie die Lichtverhältnisse tatsächlich waren. Zur Mittagszeit würde ich auch höhere Kontraste vermuten als im Bild dargestellt.
    LG, Markus

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