Sossusvlei, Namibia: Menschen in der Landschaft

Landschaftsfotografie findet typischerweise ohne Menschen statt. Bisweilen aber können sie als Akzente dienen und durchaus für Spannung sorgen.

 

Kamera: Canon EOS 40D Aufnahmedaten: 1/125s bei Blende 8/1 mit 62/1mm Brennweite und ISO 100 © Ulrich Schreyer

Canon EOS 40D Aufnahmedaten: 1/125s bei Blende 8/1 mit 62/1mm Brennweite und ISO 100 © Ulrich Schreyer

Ulrich Schreyer aus Berlin: Dieses Foto habe ich im September 2013 mit einer Canon EOS 40D aufgenommen. Es war eine Momentaufnahme. Während des Aufstiegs zur Düne „Big Daddy“ hat mich der Reiz der langen Schatten dazu inspiriert.

Das Bild stammt aus dem Sossusvlei in Namibia, einer Tonerde-Pfanne mit [amazon  3866906218]den höchsten Sanddünen der Welt.[/amazon]

Mein erster Gedanke war: Schade, sind hier Menschen im Bild. Der zweite: Super, die Menschen mit den Schatten!

Wir sehen in dieser Farbfotografie eine rote Sanddüne von enormen Ausmassen. Sie schwingt sich in einem weichen Bogen von links ins Bildzentrum; ihre Scheittellinie zieht von der Bildmitte wieder nach links hinaus in den obersten Bildrand-Drittel, der Abhang der Düne verläuft im Vordergrund und nach rechts in der unteren Bildhälfte, weiter unten ist heller, beiger Wüstenboden und im Hintergrund der das Bildformat überragende Steilhang einer weiteren Düne zu sehen. Auf dem Kamm der Düne von links sind, recht klein, einige Menschen erkennbar, die in einem bereits ausgetreten Pfad der Scheitellinie entlang spazieren. Ihre Schatten fallen als tiefschwarze Striche nach rechts den Abhang hinunter. Mitten im Hang ist ausserdem eine abwärts reichende Fussspur zu sehen.

Eine Herausforderung auf Exkursionen zu Touristischen Attraktionen oder Landschaftlichen Höhepunkten, das habe ich auf meinen Ausflügen zu den Hotspots der Landschaft im Westen der USA gelernt, sind die Menschen. Sie sind immer schon da, oder aber sie kommen dem Sonnenaufgang nach und latschen einem in die Komposition, sie zertrampeln den Schnee und ziehen Fussspuren in den Sand. Und häufig sind sie ganz einfach im Weg.

Eine einfache Methode, des Problems Herr zu werden, ohne den eigenen und den Blutdruck der herumspazierenden Touristen (oder Fotografen-Kollegen) zu strapazieren, besteht in der Mehrfach-Aufnahme mit anschliessender Retusche: Man muss einfach genug Aufnahmen haben, um die Leute wegzukriegen.

[bildkritik]

Vielleicht kann man sich auch mal fragen, ob man sie den weghaben muss.

Gemäss Deinen Angaben waren sie Leute auf dem Scheitel der Düne überhaupt erst Dein Motiv: Der lange Schatten, den sie entlang dem Abhang werfen, hat Dich gereizt. Tatsächlich wäre die Komposition dieser Dünenfotografie auch sehr gelungen, wenn die Menschen nicht im Bild wären. Aber dann würden wir uns unweigerlich fragen, ob dieses intensive Rot wirklich existiert oder dem Sättigungsregler in Lightroom zu verdanken ist….

duenedrittel duenegolden

Mit den Fussgängern im Abendlicht  dagegen hast Du drei Ziele erreicht, und zwar hervorragend, wie ich meine:

  1. Erstens schaffst Du einen realen Grössenvergleich zur Düne, der zeigt, wie massiv sie ist.
  2. Zweitens hast Du einen Spannungsakzent von tata-taa-ta auf dem Dünenkamm: Die Figuren wirken wie Noten in der Landschaft. Sie sind Blickfang und Abwechslung in der faszinierenden Gleichheit dieser Landschaft.
  3. Du schaffst einen natürliche Weissabgleich. Wir wissen zwar immer noch nicht, ob das Rot so existiert, aber das weiss der Kleidung bei zweien der Wanderer sorgt dafür, dass es sich nicht einfach wie ein Rotstich anfühlt.

Es gibt noch einen Aspekt in dieser Komposition, der mir sehr gefällt: Wenn man genau hinguckt, ist zu erkennen, dass sich die Menschen spiegeln – rechts unten am Fuss der Düne im Hintergrund sind Felsbrocken zu erkennen, die sich in einer ähnlichen „Gänsemarsch“-Formation aufreihen wie die Menschen über ihnen…

Big Daddy, Düne in Namibia

Zum Panorama geschnitten: die kleine Fussgängergruppe und der Flächen-Treffpunkt von hellem Boden und den beiden Dünen liegen im goldenen Schnitt.

Alles in allem so schon ein faszinierendes Bild. Das einzige, was mich hier stört, ist die Mittigkeit. Der Schwung der Düne von links und das helle Dreieck des Wüstenbodens von rechts treffen sich fast genau im Zentrum der Aufnahme. Das kann gewollt und durchaus wirkungsvoll sein, hier aber wird es zuviel, weil die Menschen schon einen Akzent setzen. Ich hätte das Bild deshalb leicht beschnitten und in Richtung Panorama-Format gewandelt

8 Kommentare
  1. Stefan Jeschke
    Stefan Jeschke sagte:

    Fuer mich machen 2 Dinge (neben der schoenen Grundfarbe) den Reiz dieses Fotos aus:
    1. Die wunderbare grafisch-abstrakte Qualitaet: hier treffen sich 4 unterschiedliche Dreiecke in der Bildmitte und es gibt noch ein paar „Nebenschauplaetze“ wie die Figuren, die rythmischen Steine, die Schatten usw. (wie ja auch bereits erwaehnt).
    2. Die Maechtigkeit dieser „Installation“ von Mutter Natur, hier durch den Vergleich mit den Menschen (die fuer mich aus diesem Grunde hier auch unbedingt ins Bild gehoeren).

    An der Aufteilung wuerde ich nur etwas aendern, wenn ich einen triftigen Grund haette (den kann ich hier aber nicht erkennen), ansonsten sind die Elemente auf dem Bild fuer mich in perfekter Gewichtung/Harmonie so wie sie sind.
    Man koennte Punkt 2 jetzt noch mehr betonen indem man die Menschen noch kleiner erscheinen laesst. Anbei eine kleine Fotoshopperei, die diesen Punkt demonstrieren soll.
    Mir gefaellts ansonsten super, ich mag solche ansich Landschaftsbilder, die aber auch grafisch/abstrakt funktionieren.

    Viele Gruesse,
    Stefan

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  2. Tilman
    Tilman sagte:

    Super, Werner. Tolle Variante… auch ich habe in der Zwischenzeit gespielt… wir beide sind uns einig, das Dreieck… ist seltsam. Obwohl ich noch nicht sicher bin, ob es nicht diese weiße Fläche ist, die den ganzen Reiz des Bildes ausmacht… es macht das Bild abstrakt. Hier mein Resultat…

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    • Werner
      Werner sagte:

      Hallo Tilman, es geht schon noch doller! Ich bin inzwischen der Ansicht, dass das helle Dreieck (rechts) nicht stört, so es im ausgewogenen Flächen- bzw. Helligkeitsverhältnis zum dunkleren Dreieck (links) steht, d. h. nicht so dominant hervorsticht. Aber ich denke, ich werd´s jetzt gut sein lassen mit dem Verschlimmbessern an sich guter Bilder.
      Gruss Werner

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Ich finde Werners letzte Version am spannendsten – nur ist das eben auch kein Beschnitt, sondern eine Klonversion, die zeigt, wie der Ausschnitt vielleicht hätte komponiert werden können.

  3. Werner
    Werner sagte:

    Bild mit schönen Farben und einer guten Idee: die Personen auf dem Dünenkamm. Nur den Bildausschnitt finde ich etwas unglücklich gewählt. Begründung: Die helle Fläche rechts schluckt zu viel Aufmerksamkeit.
    @Peter: Ohne Personen ist´s nur halb so gut, weil ohne Blickfang.
    @Tilman: Peters Beschnitt von oben gefällt mir auch nicht, weil – Düne kleiner etc.
    Ich habe da mal ganz kurz in PS gespielt um zu probieren, wie eine ganz andere Variante wirkt. Nicht übel, denke ich. Der Autor möge mir verzeihen, dass ich sein Bild hier so vergew… habe.
    Gruss Werner

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  4. Tilman
    Tilman sagte:

    Hallo, ein tolles Bild und eine interessante Besprechung Danke! Ich habe vor kurzem auch das Bild einer Freundin betrachtet… und mir genau dieselbe Frage gestellt. In dem Bild war es ein Jeep in der Wüste… und auch ich bin zu dem Schluss gekommen, dass nur dieses Objekt einen Größenvergleich ermöglicht. Mich wundert das weiße Dreieck rechts. Es ist für mich zu bedeutend für das Foto… eine horizontale Spiegelung hilft hier. Ich hätte den Bereich auch abgedunkelt (falls möglich). Den Beschnitt finde ich nicht gut, Peter, weil er die Personen noch größer erscheinen lässt… und die Dünen kleiner. Liebe Grüße, Tilman

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    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Stimmt, Tilman, die Menschen werden so noch grösser – ich frage mich trotzdem, ob man nicht mit einem Beschnitt rechts statt von oben die Gewichtung verschieben könnte.

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