Spontanes Stillleben: Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Fotografien werden immer automatisch subjektiv vom Betrachtenden beurteilt. Daran ändert auch eine Erklärung des Künstlers nichts.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Juliane Kunath).

Kommentar der Fotografin:

aufgenommen im April im Dänemarkurlaub. Irgendwer hatte den falschen Lichtschalter erwischt und in der Sauna das Licht angeschaltet. Ich fand das so toll, dass ich unter den fragenden Blicken aller beteiligten die Kamera samt Stativ schnappte und ins Bad verschwand. Ergebnis ist dieses Bild, für das ich schon sehr sehr viel Lob und sogar die Verwendung in einem Onlineartikel geerntet habe.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Juliane Kunath:

Dieses Foto habe ich mehrmals zwischen meinem Kritikerspace und dem allgemeinen Fotopool hin und her geschoben. Es stach mir ins Auge, aber nicht aus den Gründen, die die Fotografin angibt:

Zunächst einmal zum Bild selbst: spontanen Impulsen sollte man immer folgen. Die paar Mal, als ich es nicht getan habe, hängen mir immer noch nach. Aber „hätte“, „wenn“ und „könnte“ helfen einem nichts mehr, wenn das Motiv, das sich einem doch so auf dem Präsentierteller darbot, vorbeigeschwommen ist. Darum: weiter mit der Kamera draufhalten!

In diesem Fall hätte ich aus o.g. Gründen daher auch „zugeschlagen“. Allerdings muß sich der Fotograf mit dem herrschenden Lichtverhältnissen in solch einer Situation abfinden, und die sind nicht immer ideal. So auch hier nicht. Die Lichtquelle sorgt für harte Schlagschatten, das Licht hat einen starken Gelbstich. Als klassisches „Stilleben“ wäre dieses Bild daher für mich eher nicht einzuordnen, denn da spielen willkürliche Anordnung durch den Fotografierenden u.a. eine Rolle, und die kann ich hier nicht erkennen.

Dieser Eimer ist für mich mehr ein Schnappschuß, den ich mir bestenfalls gut in einem Beitrag einer Tourismuszeitschrift über Skandinavien vorstellen könnte. Mehr aber auch nicht. Ob Lob von anderen oder nicht: jedem, der ein Foto zum ersten Mal betrachtet, sollte es aus sich heraus etwas sagen. Und mir persönlich sagt es nicht viel, außer, daß es einen Holzeimer mit Löffel in Dokumentarfotografie-Manier zeigt. Wie gesagt, für mich ist das kein „Stilleben“, und daran ändert auch die Beschreibung der Fotografin für mich nichts. „Beauty is in the eye of the beholder.“ (Schönheit ist/existiert im Auge des Betrachtenden.)

Abgesehen davon hätte ich hier den Rahmen und Schatten um das Foto weggelassen. Sie tragen nichts zu der Aufnahme bei. Ein gutes Bild bedarf solcher Effekte nicht, ein schlechtes machen sie nicht besser.

In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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