Bilder eines nie gedrehten Films

Ein Fotograf ist Filmemacher ist Fotograf. Schon mehrfach sind Nuri Bilge Ceylans Filme am Filmfestival in Cannes vorgeführt worden und haben Preise gewonnen. Wie Wim Wenders ist Ceylan auch Fotograf. Seine frühen Bilder orientieren sich an der klassischen Foto-Ästhetik der 1970er Jahre. Die aktuellen Fotoarbeiten haben mit dieser Vergangenheit radikal gebrochen. Dazwischen liegt der Film: «Turkey Cinemascope« heißt die neue Reihe. Sie zeigt türkische Landschaften, Stadtansichten, Porträts, die mit einer Panoramakamera aufgenommen wurden, sozusagen im Kinoformat.

Da sieht man eine verschneite Straße in Istanbul, wie sie um die Kurve von einer Seite in die andere abbiegt. Oder ländliche Szenen aus dem Inneren der Türkei. Wer die Renaissancemaler oder die Holländer des 17./18. Jahrhunderts ein wenig kennt, wird sich gleich erinnert fühlen – bei vielen Winterszenen zum Beispiel an Breughel. Ceylan bettet Szenen in Landschaften ein und arbeitet nach dem Licht (was ja entscheidende Wesenszug der Fotografie ist, aber bei weitem nicht immer Beachtung findet).

70 „Standbilder“, so möchte ich sie beinahe nennen, versammelt Ceylan auf seiner Homepage. Es sind trotzdem keine Abfallprodukte, sondern eigenständige Arbeiten.
Für Ausstellungen druckt er seine Bilder mit Tinte auf Büttenpapier in Formaten von 60 mal 130 Zentimeter oder so ähnlich. Wer aber eine Ausstellung sehen will, muss nach London, Granada oder Thessaloniki fahren: Im deutschsprachigen Raum ist mir derzeit kein Termin bekannt.

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