Strassenfotografie: Das Motiv betonen

Um ein harmonisches Bild zu schaffen, ist es wichtig, sich dafür zu entscheiden, welches der Elemente das Hauptobjekt sein soll und wo visuelle Betonung angemessen ist.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Patrick Therre).

Kommentar des Fotografen:

Berlin unterm Brandenburger Tor: Streetlife

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Patrick Therre:

Im Vordergrund befindet sich, fast den schmalen Rahmen füllend, ein junger Mann, der gerade in die Luft springt und dabei mit seinen Füßen ein Skateboard inmitten einer Drehung manövriert.

Eine kurze Belichtungszeit hat die Bewegung scheinbar angehalten, was den Skater in der Luft hängen und das Publikum im Hintergrund in einem Zustand ewiger Erwartung dessen, was als nächstes kommen mag, erstarren lässt.

[textad]Das einzige verwischte Detail ist die Hand des jungen Mannes, die sich für die gewählte Belichtungszeit ein wenig zu schnell bewegt hat, um im Bild eingefroren zu werden. Ansonsten ist der Rest des Bildes relativ scharf.

Betrachtet man die Komposition und den Ausschnitt, dann scheint es offensichtlich, dass das Skater das Hauptobjekt des Fotos ist. Der schmale Rahmen in Kombination mit dem Hyperfokus (durchgehende Schärfe, siehe auch Hyperfokale Distanz), lässt das Publikum im Hintergrund jedoch zu präsent erscheinen, sodass es eine zu große Rolle im Bild spielt.

Es gibt drei Optionen, die Du leicht hättest anwenden können, um ein Bild mit stärkerer Aussage zu schaffen.

Unschärfe als GestaltungsmerkmalDie erste Option wäre die Wahl einer geringeren Schärfentiefe gewesen, wie in Beispiel Nr. 1 dargestellt. So schaffst Du eine Distanz zwischen dem Skater und dem Publikum, und es wird deutlich, was Dein beabsichtigtes Objekt wirklich war.

Als zweite Option hättest Du eine geringeren Tiefenschärfe wählen und dabei das Publikum heranzoomen können. Der Skater wäre immer noch im Vordergrund, jedoch nicht scharf, wie im zweiten Beispiel.

So hättest Du einen indirekten Eindruck der Szene geschaffen, indem die Gesichtsausdrücke der Menschen im Publikum gezeigt werden, während im Vordergrund das Hauptobjekt schemenhaft zu erkennen ist und erahnen lässt, was dort zu sehen ist.

Und drittens: War es tatsächlich Deine Absicht, dem Skater und dem Publikum ein gleiches Rollengewicht im Bild zuzuschreiben, wäre ein horizontales Bildformat eine gute Idee gewesen, denn so läge der Fokus weniger auf dem Skater, obwohl er nach wie vor im Zentrum des Bildes zu sehen ist.

Eine klare Entscheidung darüber, was Dein Objekt ist und wo Du den visuellen Schwerpunkt legen willst, kann zu stärkeren und harmonischeren Bildern führen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Patrick Therre
    Patrick Therre sagte:

    vergessen habe ich den filter gaussicher Weichzeichner der immer wieder zusätzlich in solchen Wettbewerbsbildern zum Auflösen des Hintergrundes verschärfend eingesetzt wird.

    Antworten
  2. Patrick Therre
    Patrick Therre sagte:

    Die Technik hatte ich im Griff , ich habe extra alles so scharf gehalten und 50:50 weil ich beide Akteure sowohl Fotograf als auch Skatborder scharf haben wollte.Meine Intension war die spannende Frage zu klären ob es ein gutes Bild ergeben kann mit mindestens 2 Hauptakteuren. Hier habe ich bewusst zur Lehrmeinung verstossen und von meinem künstlerischen Recht gebrauch gemacht nicht alles mit Blende 5,6 verschwimmen zu lassen. Als Objektiv kam das Tamron 28-75mm DI 2,8 zum Einsatz da ich es bewusst einfrieren wollte habe ich 1/320 und gewählt und 31mm wegen der größeren Tiefenschärfe gewählt zusätzlich habe ich bewusst um die Belichtungszeit zu erreichen auf Iso 800 (2Blendenstufen) hoch geschaltet weil die Lichtverhältnisse an diesem Tag sehr bescheiden waren.(bewökter Himmel).Die sterilen Bilder unserer E und Mfiaps öden mich zur Zeit an ich kann sie nicht mehr sehen. Diese Bilder wirken nur wenn man nicht schon 10000 von diesen Knallbunten wahnsinnig farbüberdrehten Wettbewerbsbildern gesehen hat.

    Die Reduktion vom Kunstbild auf ein Dokumentarbild war in weiterem Sinne mein Ziel.

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