Strassenporträt: Kubanischer Lebensabend
Menschenportraits können so einfach sein: Sehen, abdrücken, fertig. Selbst mit minimaler Ausrüstung, in diesem Fall der günstigen 50mm-Festbrennweite und natürlichem Licht, gelingen ansprechende Fotos, wenn das Motiv spannend genug ist.
[textad]
Kommentar des Fotografen:
Wie nicht schwer zu erraten ist das Foto auf Kuba entstanden. Dieses Foto ist nicht geplant, sondern ein für mich erhofftes gefundenes Motiv, welches ich beim Streifzug durch Havanna entdeckt habe. Das Bild wurde nicht unbemerkt aus der Distanz aufgenommen, sondern mit einem 50mm Objektiv nach einem kurzen Smalltalk aus relativ kurzem Abstand. Ob der freundliche Kubaner ein Wort verstanden hat, bezweifle ich heute; er hat halt positiv reagiert. Das Original ist ein Farbdia, die Blende vermutlich 4.0 (habs nicht notiert).
Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Matthias Kleinmanns:
Menschenportraits können so einfach sein: Sehen, abdrücken, fertig. Selbst mit minimaler Ausrüstung, in diesem Fall der günstigen 50mm-Festbrennweite und natürlichem Licht, gelingen ansprechende Fotos, wenn, ja wenn das Motiv spannend genug ist. Bei der Portraitfotografie heißt das für den Fotografen, die richtigen, fotogenen, interessanten Personen suchen und finden zu müssen und diese dann so zu motivieren oder zumindest zu beschäftigen, dass ihr Abbild dann natürlich wirkt.
Matthias Kleinmanns hat das mit diesem Foto eines kubanischen Senioren ganz gut geschafft:
Eben auch deshalb, weil er nicht die Unsitte einiger sogenannter „Street-Fotografen“ übernommen hat, heimlich und unbemerkt mit einem Tele-Objektiv auf nichtsahnende Passanten zu schießen (siehe hier oder hier). Das Argument dieser Fotografen ist oft, dass ein vorheriges Fragen das „Motiv zerstören“ würde. Dass das nicht in jedem Fall stimmt, beweist Kleinmanns mit seinem Porträt, was gerade erst durch den eindringlichen Blick des Senioren in die Kamera fesselt.
Gelungen ist das Bild auch deshalb, weil es sich nicht nur in Hinblick auf Brennweite und Beleuchtung auf das Wesentliche konzentriert. Außer dem Mann ist nichts im Bild zu sehen, die hellgrauen Mauern bieten den Augen keine Ablenkung und das dunkle Fenster hinter dem Mann bildet einen natürlichen Rahmen. Am auffälligsten sein die hellen Streifen des Unterhemdes, welche den Blick erst auf sich ziehen und dann nach oben zum Gesicht des Mannes ziehen.
Noch weiter reduziert werden könnte das Bild, wenn der angeschnittene Fensterladen links am Bildrand einfach ignoriert werden würde, indem das Bild quadratisch beschnitten wird.
Dann fällt jedoch auf, dass die horizontale Ausrichtung eben an diesem Fensterrahmen erfolgte und ohne diesen die anderen Linien im Bild leicht nach links zu kippen scheinen. Deswegen sollte das Foto noch ca. einen Grad nach rechts gedreht werden (siehe Beispielbild).
In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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