Streetfoto mit Stativ: Fog A Walk

Eine Bildidee gezielt umsetzen und mit ungewöhnlichem Werkzeug (Stativ) ein Streetfoto schaffen.

Stativ-Streetfoto: Fog A Walk

Canon EOS 6D, 1/30s bei Blende 8 mit 200mm Brennweite und ISO 100, © Steffen Rumpf

Steffen Rumpf aus schreibt zu diesem Bild:  Hi, das Bild ist diesen Winter entstanden. Ich war schon länger darauf am warten, dass es mal so richtig nebelig ist und an diesem Tag war es soweit. Gleichzeitig war ich auf der Suche nach Motiven für einen Photo-Contest mit dem Motto „Wege und Pfade“ (oder so ähnlich). Der Titel des Bildes ist eine Anlehnung an for a walk und ist doppeldeutig einmal durch die Person, die auf dem Bild zu sehen ist und zum anderen, da ich mit for a walk häufig Bilder bezeichne, die bei einer meiner Fototouren entstehen und keinen sonstigen Anlass (Hochzeit, Geburtstag, was auch immer) haben. Aufgenommen ist es mit einer Canon 6D und dem 70-200 4L ebenfalls von Canon. Müsste hoffentlich auch alles in den EXIF Daten stehen. Die Belichtungszeit war 1/30s bei Blende F8 aufgenommen auf einem Stativ. Ich hatte eigentlich gehofft, das auf diesem Weg am Mannheimer Neckar (beim Universtäts Klinikum) etwas mehr Betrieb ist, aber den meisten war es wohl zu ungemütlich ;) Das Bild ist in Lightroom überarbeitet und beschnitten und anschließend mit Silver Efex Pro in Schwarz/Weiß umgewandelt worden. Ich will ansonsten gar nicht viel mehr zu dem Bild und dem was ich mir dabei gedacht habe sagen und würde einfach mal gerne sehen, was ihr dazu sagt.

Hallo Steffen, du hast uns hier ein Bild in der Kategorie „Schnappschuss“ eingereicht, das ich persönlich eher in der Kategorie „Street-Fotografie“ sehen würde.

Du hast dir sogar vor der Aufnahme ganz bewusst Gedanken über das Wetter und dein Motiv gemacht. Ein Schnappschuss entsteht, wie der Name schon sagt, schnappend, also schnell, im Vorbeigehen…. Du hast dir hier aber gezielt einen Hintergrund bzw. ein Motiv für deinen „Akteur“ ausgesucht, das Stativ aufgebaut  und den Bildausschnitt mit deiner Kamera und Objektiv eingerichtet. Dann musstest du nur noch warten, bis eine geeignete Person deine Bühne betritt und auslösen. So funktioniert Streetfotografie.

Die Person zentral in der Bildmitte platziert gehört genau da hin! Die Schwarzweißumwandlung ist zum Motiv passend gewählt. Mit einer 1/30 Sekunde hast du bewusst eine Belichtungszeit (Verschlusszeit) gewählt, um die Bewegung der Person mit einen leichten Wischer, d. h. mit einer Bewegungsunschärfe festzuhalten. Das schafft Dynamik.

Die Blende 8 bringt dir eine gute Tiefenschärfe um die Situation im Bild möglichst mit viel Tiefenschärfe wiederzugeben.

Ich wäre, glaube ich nicht, mit einer 200 mm Brennweite ans Motiv rangegangen, aber es schafft Abstand zum Akteur, was du evtl. damit bezwecken wolltest, um nicht aufzufallen. Meine Objektivwahl wäre hier ein Weitwinkel gewesen. Weitwinkelobjektive schaffen Räumlichkeit im Bild, d.h. Nahes wird wesentlich größer abgebildet, wie weiter entferntes.

Eine Telebrennweite staucht Entfernungen zusammen, was genau dein Bild auch ausmacht! Das gefällt mir. Durch die Lampen in der Flucht wird der Weg perspektivisch genug hervorgehoben. Mit einem Weitwinkel würden die Abstände der Lampen zu weit auseinander gehen und der Bildeffekt wäre dahin.

[bildkritik]

Der Nebel, der nur erahnen lässt, was sich dahinter verbirgt, macht das Bildfeeling aus.Ich habe mal die Lichter reduziert und mit dem „Dunst entfernen“-Regler den Nebel reduziert und siehe da: Dass, was sich hinter diesem verbirgt (Zaun und Auto), ist Bildunrelevant und schadet der Bildharmonie nur. Also drehe ich die Regler wieder so, wie sie ursprünglich waren. Dass die Äste der Bäume so langsam im Dunst verschwinden und sich ein „weißes Loch“ bildet, dass den Blick mehr auf das zentrale Motiv im Bild leitet, ist genau das, was das Bild braucht. Der Vogel setzt dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf. Es macht das Bild noch interessanter und der Blick des Betrachters verweilt noch länger darauf.

Was ich persönlich mit deinem Bild machen würde, um es mehr auf den Punkt zu bringen? Etwas beschneiden und Ablenkendes (rote Markierungen) entfernen.

Gerade weil der vordere kreuzende Weg sehr hell ist, lenkt er vom eigentlichen Motiv stark ab, genauso wie die auffällige Lampenklappe rechts oder das  linke Schild. Die Bank vorne rechts stört mich weniger. Man könnte sie aber auch leicht entfernen.

Störende Elemente

Störende Elemente

Mein Vorschlag mit meiner kleinen, aber feinen obligatorischen Vignette im Bild:

Vignette

Vignette

Fertig!

Finales Bild

Finales Bild

Deine Aufgabe zum Thema „Wege und Pfade“ hast du hervorragend gemeistert. Ein starkes Bild in der Kategorie „Street-Fotografie“  :-)

9 Kommentare
  1. Tilman
    Tilman sagte:

    Hallo, erst einmal herzlichen Glückwunsch, Steffen, ein tolles Bild. Mir gefällt die Atmosphäre sehr gut ☺ Den Beschnitt von Carsten, danke für die interessante Kritik, kann ich nicht teilen. 1) Das erste Problem sehe ich in der Schärfe. Blende 8 bei 200mm gibt bei einem Full Frame Sensor nicht so viel Tiefenschärfe, gerade mal 1m bei einer Objektdistanz von 10m. Die vorderen Objekte sind scharf… dann verliert sich alles in Unschärfe und Nebel. Das ist gerade der Clou. Der Beschnitt nimmt jedoch den wirklich scharfen Teil weg. 2) Das beschnittene Bild hat für mich oben zu viel Luft. Die Person ist zu tief.
    Der Rabe ist wirklich der Hammer, war der in echt da? Der Kontrast könnte für mich noch etwas schwächer sein, besonders der Weg hat sehr viel Struktur. Das Bild erscheint ziemlich verrauscht. Hast Du ein Film-Körnung dazu gemischt? . MfG, Tilman

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    • Steffen
      Steffen sagte:

      Hi Tilman,

      danke dir. Der Rabe war wirklich da :) Das mit dem Kontrast ist immer so ne Sache. Manchmal steh ich da irgendwie drauf. Wobei ich auch schon häufiger mal nachträglich runtergeregelt habe und die Wirkung dann immer noch gut war. Ob ich eine Film-Körnung dazu gemischt hatte kann ich im nachhinein gar nicht mehr genau sagen.
      Viele Grüße
      Steffen

  2. fherb
    fherb sagte:

    Klasse Bild!

    Meine entscheidende Kritik besteht nur darin, dem Beschnitt von Carsten zu folgen. Dann ist das Bild umwerfend schön. Dass diese Bäume und vor allem die Lampen so sehr in der Unendlichkeit verschwinden! Wie, wenn man ein Objekt zwischen zwei Spiegel einklemmt. Toll.

    Wenn Du nun auch noch den Spaziergänger/in im Regiegriff gehabt hättest: Dieser ein klein wenig weiter rechts neben der Symmetrie und nicht im Moment, wo beide Füße statisch auf dem Boden wären, sondern ein Fuß in der Bewegungsunschärfe… – Ich weiß, dass es ein Schnappschuß ist. Aber man wird trotzdem vom Optimum träumen dürfen. Tust Du sicher auch. :-) Ein prima Bild, Steffen!

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  3. Steffen
    Steffen sagte:

    Erstmal danke an Dirk für die Bildkritik und auch Danke an Dirk für den Kommentar :)

    Ich muss sagen die Herausarbeitung meiner Gedanken ist so ziemlich gut getroffen. Ich will aber nochmal auf den ein oder anderen Punkt eingehen. Zum einen Stichwort Kategorie: Hier muss ich sagen, dass ich wenig passend fand. Mit Streetphotographie kann ich leben :) hatte es aber selbst nicht direkt damit in Verbindung gesetzt. Vielleicht könnt ihr da auch nochmal drüber schauen und die ein oder andere Kategorie ergänzen (die von 500px finde ich persönlich ziemlich gut). Schnapschuss war für mich auch eher eine Notlösung ;)

    Nächster Punkt 200mm: Ich hab vor diesem Bild noch einige andere Bilder mit meinem 24-70mm gemacht (leider keins davon behalten daher jetzt keine konkrete Brennweite). Das Problem mit einer kürzeren Brennweite ist wie du ja auch beschrieben hast, dass sie nicht so stark verdichtet. Was inbesondere bei diesem Weg nicht nur die Lampen weiter auseinander rückt, sondern vor allem auch die Bäume (auf die kam es mir noch etwas mehr an, da sie diesen fast Tunnel artigen Rahmen schaffen). Ich war sogar etwas enttäuscht, dass die Bäume abgesägt waren normalerweise sind sie noch etwas dichter. Was ich bei den Lampen insbesondere bei der schwarz/weiß Überarbeitung noch interessant fand, dass sie jeweils um eine Stufe weiter ins grau/weiß abdriften je weiter nach hinten man kommt, bis sie am Ende ganz im Nebel verschwinden.

    Ansonsten muss ich Dirk zustimmen, mich überrascht immer wieder, was ihr noch mit kleinen Veränderungen an „letztem“ Schliff aus den eingereichten Bildern rausholt :) Da merke ich fehlt mir manchmal vielleicht noch etwas die Konsequenz.

    Also nochmal vielen Dank und bis zum nächsten Mal.

    Schönes Wochenende

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  4. Dirk
    Dirk sagte:

    Sorry Carsten, der Kommentar war „Sch…..“. Ich habe gerade deine „schöne Geschichte“ gelesen und fühl mich nun ganz übel. Leider bin ich nicht so der Bildkritiker und fand es für Streetfotografie sehr gut und Interessant. Auch deine Beschreibung für die Vorbereitung, Aufbau, Warten, Shoot sehr gut beschrieben. Es ist immer wieder Interessant dir zuzusehen oder nachzulesen was dein geübtes Auge alles so schnell erkennt. Übung macht den Meister. Auch hat mich deine Bearbeitung wieder mal sehr fasziniert. Du hast dem Bild den letzten Schliff gegeben und mich wieder mal dazu inspiriert mehr und genauer hinzuschauen. Mach weiter so.
    Zu Steffen: interessantes Bild das mich sehr anspricht. „Schönes Bild“ sollte es nicht bekommen das wäre Kurt nicht gerecht. Ich werde mich mal etwas mehr mit Bildkritiken befassen um keine so oberflächlichen Aussagen mehr zu treffen. Auch ein Kurs bei Carsten „Streetfotografie“ steht da auf meiner List. Macht weiter so

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  5. Dirk
    Dirk sagte:

    Klasse Carsten, was du aus einem schönen Foto noch so herauskitzeln kannst. So wurde aus einem interessantem Foto ein echter Hingucker womit man an jedem Wettbewerb teilnehmen kann.

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