Studiobild: Wasser im Objektiv

Wenn ein Foto von einer humorvollen Idee getragen wird, sollte diese auch schnell erkennbar sein: Durchsichtiges Wasser und Glas vor weißem Hintergrund sind dafür mässig geeignet.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Paul Borm).

Kommentar des Fotografen:

Ein objektiv, welches wasser in ein weinglas schüttet, das war die idee des bildes; ich gebe zu, die ursprungsidee kommt leider nicht von mir, ich habe ein ähnliches bild schon mal im internet gesehen. trozdem würde ich gerne die professionelle meinung…eines profis wissen ;)

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von paul borm:

Glas auszuleuchten, ist für Fotografen immer eine Herausforderung, weil es stark reflektiert und vor allem bei Trinkgläsern durch die runde Form oft weite Bereiche des Raumes spiegelt.

Diese Aufgabe hast Du hier gut gelöst. Die Spiegelung verteilt sich gleichmäßig über das Glas und gibt dem Weinglas Tiefe. Auch die Montage ist gelungen. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass das Objektiv nachträglich ins Bild montiert wurde. Falls es sich denn nicht um einen Objektiv-Trinkbecher handelt.

Trotzdem will mir das Bild nicht so recht gefallen. Das hat zwei Gründe:

Zum einen die Technik. Nachdem ich die Ausleuchtung so gelobt habe, muss ich sie gleich wieder kritisieren. Glas und Wasser vor einem weißen Hintergrund, sind – vor allem, was den Kontrast und damit die leichtere Erkennbarkeit angeht – keine idealen Partner. Vor allem bei so einem Motiv, wo es – wie bei einer Werbeanzeige – auf schnelle Erkennbarkeit der Details ankommt, um den Witz der Fotomontage zu erkennen, passt das leider nicht.

Abhilfe hätte hier entweder ein andersfarbiger Hintergrund geschaffen oder ein Spotlicht von hinten mit einer Farbfilterfolie, idealerweise in blau, weil das die meisten Leute mit frischem Wasser assoziieren. Hier gibt es eine ausführliche Anleitung dafür.

Eine weitere Möglichkeit für besseren Kontrast trifft sich mit meinem zweiten Kritikpunkt: Der Aussage. Schon beim ersten Lesen des Kommentars klingelte es nach dem siebten Wort in meinem Kopf. Wasser? In ein Weinglas? Warum? Und dann noch aus einem Objektiv? Und dann noch als Kopie eines schon bestehenden Fotos? (Über den Sinn, Fotos zu kopieren, wollen wir nicht diskutieren.)

Wenn das Foto mehr Sinn ergeben sollte, warum dann nicht Rotwein oder wenigstens Weißwein nehmen? Dann wäre auch das Problem des fehlenden Kontrasts halbwegs gelöst. Und wenn das Foto absichtlich verwirren und irritieren soll, hätte man auch Kaffee oder Cola (die sprudelt auf Fotos schön) nehmen können.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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