Studiofoto: Auf Details achten

Studiofotografie bedeutet nicht nur Freiheit, sondern auch die Verantwortung, auf Einzelheiten zu achten.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Simon Luginbühl).

Kommentar des Fotografen:

Erstes Studio Shooting Ende Dezemebr mit meiner Nichte.. Ziel war neue Erfahrungen zu sammeln, für das „Model“ sowei den Fotografen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Simon Luginbühl:

Studioaufnahme bedeutet nicht automatisch perfektes Foto. Es bedeutet nur, daß bestimmte Faktoren, wie Licht etc. leichter zu kontrollieren sind. Wie eben woanders angesprochen, heißt das aber nicht, daß Komposition und ihre Details zu kurz kommen sollte.

Ein hübsches Foto einer hübschen jungen Frau, in weiches Licht getaucht, was zu weichen Gradienten im Bild führt.

Eine Studioaufnahme, und ein guter Anfang, an dem aber noch zu feilen ist.

Was mir gefallen hat an Deinem Foto, war, daß die Beleuchtung wie vorhandenes Licht wirkt. Allerdings ist es wesentlich zu dunkel, und das hätte in der Nachbearbeitung leicht korrigiert werden können. Was nicht so leicht zu korrigieren war, sind Details im Bild, die störend wirken, und die vor der Aufnahme wesentlich einfacher hätten behoben werden können.

Da ist etwa ein weißer Fleck am linken Bein des Modells, möglichwerweise ein Detail des Pullovers. Der war noch einfach wegzuretouchieren.

Die Halskette, die nichts zum Foto beiträgt, war schon schwieriger. Da man sich im Studio Zeit nehmen kann, sollte, nein muss man sich auch die Zeit nehmen, auf diese Dinge zu achten. In der Nachbearbeitung sind sie nicht immer alle ohne weiteres und ohne Schwierigkeiten zu beheben.

Zur Pose des Modells: Deine Nichte liegt hier auf dem Rücken, die rechte Hand unter ihrem Kopf, über dem Arm ihre langen, braunen Haare. Im Foto verschwindet allerdings der Ärmel im Dunkel, und das wirkt wie ein Armstumpf.

Ich hatte das Problem schon einmal in einer anderen Kritik erwähnt. Es wäre hier besser gewesen, entweder einen Teil der Hand sichtbar zu machen – man denke hier an Finger im/am Haar, oder ihren Arm anders anzuordnen.

Korrekturen inklusive angedeutetem Ausschnitt: Aufgehellt, Halskette und Pulloverdetail entfernt.

Was ebenfalls auffällt, ist die schwarze Hose Deiner Nichte, die jetzt aufgrund der gewählten Blende als schwarze Fläche vor dem Hintergrund erscheint. Wenn man das Foto entsprechend abschneidet, stört sie weniger.

Allerdings ist man dann bereits an dem Punkt, wo Verschlimmbesserung anfängt. Meiner Erfahrung nach ist es ein sicheres Zeichen, daß das Bild nicht ideal aufgenommen wurde, wenn Nachbearbeitung in Verrenkungen ausartet.

Besser ist es, sich die Studioumgebung zunutze zu machen, und die Aufnahme in aller Ruhe vorzubereiten, nachzukorrigieren und dann in der Nachbearbeitung nur noch ein bisschen herzumzufeilen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. anonym
    anonym sagte:

    Studiofoto ist eine Sache. Das Foto ist nicht schlecht. Ich könnte es auch nicht besser. Aber das gewisse „etwas“ welches man bei professionellen Fotos sieht fehlt. Aber ich kann auch nicht sagen was.

    Ob es die Profis wohl wissen? Oder ist es einfach eine Gabe?

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Das ist eine Frage, die eine ganze Menge Leute schon seit Jahren beschäftigt. Abgesehen von den technischen und kompositionellen Details stellt man sich automatisch die Frage: ist das Foto „gut“? Und warum (nicht)? In einer Zeit, wo digital und fotografisch alles schon mal da war, zählt irgendwo schlußendlich nur die Idee, wie sie umgesetzt wurde, und ob sie Dich als Betrachter anspricht.

      Ich persönlich habe einen Katalog an Fragen, die ich mir selbst stelle, wenn ich ein Foto sehe (anderweitig schon mehrmals angesprochen). Für mich persönlich kann ein Foto so perfekt fotografiert sein, wie es will – wenn es letztlich nur hübsch ist, ist für mich damit als Betrachter nichts gewonnen. Das macht ein schlecht fotografiertes Bild nicht automatisch gut, auch wenn das Motiv an sich interessant wäre. Es hilft mir aber, instinktive Reaktion in Worte zu fassen.

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