Sydney-Skyline: Zwei Bilder in einem

Panoramen sind eine eigene fotografische Gattung. Die Herausforderung besteht ind er Komposition, die nicht ohne weiteres im Sucher gelingt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Josef Heinz).

Kommentar des Fotografen:

Mit diesem Panorama, welches aus 2 Bildern besteht, wollte ich die Skyline von Sydney aus einer etwas anderen Perspektive fotografieren. Die ürsprunglichen Bilder wurden mit Photoshop zusammengefügt, wobei keinerlei Korrekturen an den Farben und dem Kontrast gemacht wurden.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Josef Heinz:

Technisch gesehen ist dies ein hervorragendes Bild, an dem alles soweit stimmt – die Belichtung, der Aufnahmezeitpunkt, das „Stitching“ genannte Zusammenfügen – welches, nebenbei gesagt, grade bei großen Himmelsanteilen in den Bildern schon wegen der Vignettierung (dunkle Ecken) des Objektivs nicht ganz trivial ist.

Ein dermaßen wolkenloser Himmel ist natürlich nicht genau das, was sich ein Fotograf wünscht. Andrerseits kommt so die Skyline voll zur Geltung, und die Quellwolke im Hintergrund und die paar Wolkenfetzen unter der Brücke sorgen für ein bisschen Leben am Himmel, der ausserdem im Südwesten von der bereits verschwundenen Sonne mit einem wunderbaren Verlauf ausgestattet ist.

Das ist in der Tat exakt der richtige Zeitpunkt für eine solche Aufnahme. Der Übergang von der Dämmerung zur Nacht, die von links bereits ins Bild schleicht; die Lichter der Stadt, die voll zur Geltung kommen und trotzdem in Gebäuden mit gut sichtbaren Strukturen sitzen, und daneben die Brücke, die wohl beleuchtet ist und den Lichterzauber ergänzt, sich aber zugleich noch dunkel gegen den restlichterhellten Himmel abhebt. Sehr schön gemacht.

Ein Problem habe ich dennoch. So sauber dieses Panorama daherkommt, es hält sein Versprechen irgendwie nicht ein.

Zum einen interessiert mich an einem Skyline-Panorama jedenfalls die Skyline der Stadt am meisten; ein formschöner Vordergrund kann sie ergänzen und ein eigenr Blickfang sein, aber als erstes werde ich doch den Wald an Hochhäusern durchstreifen und nach erkennbaren Strukturen, den Gründen für die Farbvielfalt und markanten Formen suchen.

Dabei werde ich hier ein bisschen enttäuscht, weil zumindest in der hier vorliegenden Kopie (bei drei auf einen Meter ist das wohl anders…) nicht mehr viel in der Stadt zu finden ist.

Zum andern aber ist die Hafenbrücke, so schön sie in ihrem Bogen eigentlich zur Stadt hinweist, zu dominant und zugleich nicht spannend genug. Die eigentliche Problemzone liegt dabei meiner Meinung nach genau in der Mitte – wo die Brücke Downtown erreicht.

Hier kriege ich keinerlei Anhaltspunkt mehr, was denn jetzt das Motiv und was die Unterstützung des Bildes ist: Die Brücke rechts, oder die Stadt links? Diese Unentschlossenheit sorgt denn auch für eine bedauerliche Wirkung: Aus dem Panorama werden zwei einzelne Bilder, die zusammenhängen. Bedauerlich finde ich das deswegen, weil das Bild letztlich an seiner Perfektion scheitert. Hier stimmt alles so sehr, dass es sich ganz selber und ordentlich wieder in seine Einzelteile auflöst.

Der Schweizer Rocksänger Chris von Rohr hat in der helvetischen Version von DSDS den Spruch geprägt: „Meh Dräck“, also „mehr Dreck“, und meinte damit, dass zu rundgeschliffenes und zu sauber getrimmte Stimmen sich nicht mehr für Rockmusik eignen.

Das gilt meiner Ansicht nach auf für dieses fast rundum gelungene Panorama: Ein Tritt aus dem Gleichgewicht würde ihm gut tun.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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5 Kommentare
  1. Josef Heinz
    Josef Heinz sagte:

    Hallo Peter,

    vielen Dank für die ausführliche Kritik an meinem Panorama.
    Es ist schön zu hören, dass die einzelnen Bilder an sich gut gelungen sind, aber nur in der vorliegenden Komposition „hinken“. Ich werd mich nochmal ranssetzten und es neu aufteilen. Hierzu irgendwelche Vorschläge, wie es besser zugeschnitten werde könnte?

    Josef

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  2. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Rena, danke für die Blumen. Der Fairness halber muss ich aber auch anmerken, dass es verhältnismässig einfach ist, ein Haar in jeder Suppe zu finden.

    Ich halte das zwar für unsern Job hier, aber manchmal tut es einem auch leid, weil der Text am Ende klingt, als ob das Bild missglückt wäre. Und das ist ja meistens überhaupt nicht der Fall, wie auch hier nicht.

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  3. Rena
    Rena sagte:

    Peter, du bist einfach super.
    WEIL: Wo unsereins vor einem Photo (wie dem von Joseph Heinz) sitzt und den Mund nicht mehr zu kriegt, bist du bei der Sache und lässt dich nicht vom Goldglanz und der technischen Perfektion ablenken! Und bei den Kritiken sind niemals herablassende Arroganz eines Berufsfotografen oder irgendwelche dogmatisch-erbsenzählerische Professoren-Allüren-Zeigefinger-Exkurse zu erahnen. Ich les jetzt immer deine Seite, weil mir das hilft, photographisch zu denken bzw. ja, klingt komisch, Sehen zu lernen. Dazu mach ich Übungen mit meiner kleinen EOS 400d und jubiliere bei jeder Situation wo ich Fortschritt und Sicherheit meines Könnens bemerke. Schönen Dank auch für die Anregungen! Ich werd´s schaffen Fotografin zu werden. Yeah.

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