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Ausstellungsbesucherinnen: Starke Vektoren

Technische Perfektion und Schärfe sind keine Voraussetzung für eine starke Fotografie. Emotionalität, Aussage und Komposition sind massgebend.

Leserinnenfoto: Klick für Vollansicht (© lilo ulke).

Kommentar der Fotografin:

besucherinnen einer ausstellung. ziel: darstellung von bewegung und innehalten

Peter Sennhauser meint zum Bild von Lilo Ulke:

Zwei Frauen in einem Schwarz-Weissen Highkey-Bild bewegen sich schlendernd vom Betrachter weg, die eine, etwas näher im Vordergrund, nach links, die andere nach rechts hinten. Zwischen ihnen führt eine Reihe von drei kreisrunden Bodenelementen schnurgerade in den Bildhintergrund.

Technisch betrachtet gibt es an diesem Bild viel zu bemängeln. Es ist unscharf und mit extremem Kontrast auf Highkey getrimmt, was zu Ausblühungen und Artefakten in den Graubereichen führt. Nicht trotzdem, sondern auch deswegen ist es eine starke Fotografie:

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Brautfoto: Formatwechsel angezeigt

Wenn störende Elemente im Vordergrund nicht vermieden oder wegretouchiert, aber durch einen kreativen Ausschnitt entfernt werden können, ist es oft die beste Lösung, um einem Bild die ursprünglich beabsichtigte Bildaussage zurückzugeben.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Frank Bäume).

Kommentar des Fotografen:

Ich möchte mit dieser Aufnahme eine weitere aus der Serie: „Die Kamera sieht durch die Augen des Portraitierten“ zur Besprechung einreichen. Diese Aufnahme enstand eher zufällig bei einem Photospaziergang in Weilrod im Taunus. Die Braut liess sich anlässlich ihrer Hochzeit im dortigen Schloßpark ablichten. Mit fiel das für diesen Blickwinkel ideale Licht auf, ein sehr leichter Highkey. Die doch fast ein wenig entrückte Haltung der Braut und das durchaus beabsichtigte Fehlen des Bräutigams, verstärkt durch die leere Bank im rechten unteren Bereich. Man darf es ruhig als Schnappschuss betrachten. Erst später entschied ich mich, diese Aufnahme der Serie zuzuordnen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Frank Bäume:

Frank hat hier ein Schwarzweißfoto mit schön verteilten Grauwerten eingereicht, die auch, wenn man den Kontrast noch leicht erhöht, in dieser Form erhalten bleiben. Mir hat besonders gefallen, wie das Foto eingerahmt war – oben die Zweige des Baumes, unten der Rasen – wie auch die Diagonalen, die elegant durch das Bild verlaufen.

Was mir nicht gefallen hat, war die Komposition.

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Puzzlespieler-Strassenfoto: Die Komposition befiehlt

Bevor Du Teile Deines Objekts mit der Bildkante abschneidest, überlege Dir genau, warum Du es tust. Jeder einzelne Aspekt Deiner Komposition sollte seinen Grund haben.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Grein).

Kommentar des Fotografen:

„Überlebenskünstler“ Das Foto dokumentiert einen Mann in Paris (Gare Montparnasse), welcher mit viel Einfallsreichtum versucht, ein wenig Geld zu verdienen: „Eine kleine Spende für einen Künstler“ Das Bild zeigt das Aufeinandertreffen zweier verschiedenster Menschen unserer leider doch sehr gespaltenen und ignoranten Gesellschaft. Das Bild wurde in Farbe fotografiert und mit Photoshop in SW umgewandelt. Zur Verstärkung der Bildwirkung und der Gegensätze wurde es zusätzlich beschnitten.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Michael Grein:

Einst sagte mir ein Fotograf, dass nur Fotografen, die nicht die Fertigkeit besäßen, eine interessante Komposition im Bild zu schaffen, ihre Objekte mit dem Bildrand abschnitten.

Eine interessante Meinung, die leicht widerlegt werden kann:

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Straßenfoto aus Brasilien: Ob Klischee oder nicht, entscheidet der Betrachter

Was für eine Aussage ein Foto hat, liegt letztlich am Betrachtenden. Was für Person A ein ausdrucksstarkes Porträt sein mag, ist für Person B deprimierend, und umgekehrt mag dieses Foto eines brasilianischen Militärpolizisten vor dem Wort „Friede“ für die eine ein nachdenklicher Widerspruch und für die andere ein Klischee sein.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Markus Kohlhoff).

Kommentar des Fotografen:

Auch wenn er, wie ich, nur auf den Bus gewartet hat, hat der „Kontrast“ zwischen brasilianischem Militärpolizisten und Friedens-Graffiti mein Interesse geweckt. Wieweit er diesen Auftrag im Rücken umsetzen kann, bleibt offen. Abgesehen von technischen Mängeln (Unschärfe rechts wg. defektem Objektiv), würde mich interessieren, ob ich hier nur ein Klischee abgelichtet habe. Vielen Dank für eure Meinung. Das Foto ist nur etwas beschnitten worden, um einen Mülleimer rechts zu entfernen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Markus Kohlhoff:

Fotos kann man aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus betrachten – und beurteilen. Kontext etwa kann sehr wichtig sein, und die Warte des Betrachters.

Ein berühmtes Beispiel ist Robert Doisneaus Foto „Au Cafe, Chez Fraysse, Rue de Seine, Paris“ (1958):

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Strand-Stilleben: Trotziger Baum

Ungewöhnliche Motive bieten sich als Foto-Motive an. Trotzdem müssen sie, um die volle Wirkung erzielen, kreativ inszeniert werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Alois Oberlin).

Kommentar des Fotografen:

Juni 09 auf Naxos, Griechenland. Der Baum trotzt den Elementen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Alois Oberlin:

Ein einsamer, blattloser Baum an einem Sandstrand. Das quadratische Bild zeigt nichts ausser diesem Baum, etwas rechts vom goldenen Schnitt platziert, einen kleinen Streifen Sand und ein Bilddrittel Meer. Am Horizont sind eine Felsgruppe rechts, ein Segelboot und eine Felsgruppe links zu erkennen.

Grundsätzlich ist dies ein spannendes Motiv, ein regelrechter Blickfang:

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Hafentanz: Kunst im Nebel

Manche Bilder entziehen sich einer formalen Kritik, weil sie sich ganz einfach über alles hinwegsetzen, was es an Regeln gibt – und (trotzdem) faszinieren.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Lilo Ulke).

Kommentar der Fotografin:

– hafentanz –

Peter Sennhauser meint zum Bild von Lilo Ulke:

Ein nasser Park- oder Warteplatz – oder ist es ein Eisfeld? – in dunkelster Nacht, offenbar an einem Gewässer. Beleuchtet wird der Platz von zwei auf hohen Masten installierten Scheinwerfern, deren Licht sich im Nebel unter den Lampen materialisiert wie etwas Fassbares, das auf den Platz unten prasselt.

Zwei der vier Masten sind lichtfrei und ihre Spitzen lösen sich im Dunkel des Himmels auf. Am Rande des Platzes sind zwei, vielleicht drei schemenhafte Figuren erkennbar; am Fusse von zwei der vier Lampenmasten leuchten orange Behälter für Rettungsringe. In der Platzmitte bewegt sich ein Mensch, der durch die Langzeitbelichtung in drei Figuren aufgeteilt wurde.

Dieses Bild ist, könnte man behaupten, technisch missglückt, eine Lomographie.

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Kinderspielplatz: Reduktion mit Story

Die Reduktion auf wenige Elemente kann einer Fotografie mehr Ausdruck verleihen als eine vollgepackte Komposition.

Tatort Spielplatz? Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Larissa Seuferle).

Kein Kommentar der Fotografin.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Larissa Seuferle:

Ein Hand-Karussell auf einem Kinderspielplatz in knalligen Farben, angeschnitten am linken Bildrand. Der Hintergrund des einfachen Bildes verliert sich im stockdunklen Gebüsch am Rande des Spielplatzes.

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Herbst-Strandbild: Der verwehrte Blick

Schärfentiefe ist ein sehr starkes fotografisches Werkzeug, um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu steuern. Sie sollte auf etwas gelenkt werden, das sich lohnt anzuschauen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Matthias Knüppel).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand in Warnemünde an der Ostsee. Ziel war es, die herbstliche Stimmung aus Wolken, Wellen und Wind einzufangen. Ich habe versucht die Aufnahme in Vorder-, Mittel-, und Hintergrund zu gliedern. Das Geländer als Rahmen wirkt recht dominant, zu sehr vielleicht? Nachbearbeitungsschritte: Tonwertkorr. – Konvertierung in S/W – Kontrastverstärkung – Abwedeln des Geländers – Vignettur der Ecken.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Matthias Knüppel:

Ein Strandkorb in Schwarz-Weiss, gesehen durch eine Art Torbogen oder ein Geländer, im Hintergrund dunkle Wolken. Im Vordergrund des Bildes liegt ein Bretterboden in der Schärfe, die bis zu dem ebenfalls wenige Schritte von der Kamera entfernt stehenden Geländer, durch das wir in die Unschärfe des Hintergrunds blicken.

Bildkompositionen mit Rahmenelementen – Geäst am Waldrand etc – sind meist recht einfach:

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Gegenlicht-Fussballfans: Guter Regelbruch, schwacher Inhalt

Es gibt unzählige Regeln in der Fotografie, mit denen zu brechen sich lohnt. Darüber hinaus sollte aber die Bildaussage klar bleiben.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Heinz Kelleners).

Kommentar des Fotografen:

eigentlich ein klarer fall von „unterbelichtung“ bzw. in „in die sonne fotografiert“, trotzdem wird gerade dadurch dieses bild so reizvoll. im letzten jahr beim auswärtsspiel meiner fortuna bei kickers emden entstanden & zeigt es den fussball von einer anderen seite, die fahne im wind ist der mittelpunkt symbolisch für den verein der niemals untergehen wird. über einen besuch auf meinem fotoblog über meine stadt düsseldorf würde ich mich sehr freuen …

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Michael Heinz Kelleners:

Klarer Fall von Unterbelichtung und gegen die Sonne fotografiert. Im Volksmund heißt das dann: „falsch fotografiert“ oder „darf man nicht“. Stimmt nicht, darf man sehr wohl. Denn wie immer im Leben: Keine Regel ohne Ausnahme. Also alles richtig gemacht. Jedenfalls fast alles:

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Promenadenspaziergang: Worum geht’s?

Nicht auch, sondern grade ein Bild mit mehreren möglichen Motiven muss klar machen, was das Hauptthema ist.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Maxi Strauch).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild entstand im Rahmen einer Serie im letzten Herbst auf der Strandpromenade in Little Odessa, als ein gewaltiges Gewitter aufzog. Zugunsten der dramatischen Lichtverhältnisse habe ich die beiden Jungs im Vordergrund unterbelichtet – silhouettig fotografiert, indem ich auf den Himmel gespottet belichtet habe. Im Nachhinein habe ich dem Bild, was eher blaustichig war, diesen Sepia-Stich verpasst und die Schatten etwas aufgehellt. Es würde mich freuen wenn ihr was dazu sagen mögt. Viele Grüße Maxi

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Maxi Strauch:

Nix Halbes, nix Ganzes. Keine Aussage, Technik nicht ausgereizt. So lautet meine Meinung in Kurzfassung. Das klingt hart, deswegen möchte ich sie genauer begründen:

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