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Die unerträglich schönen Bilder von Chris Jordan

Hässliche Bilder will niemand sehen, meint der amerikanische Fotograf Chris Jordan. Deshalb will er schöne Bilder schaffen. Unerträglich schöne Bilder – von den Hinterlassenschaften der amerikanischen Konsumgesellschaft.


Chris Jordan: E-waste, New Orleans 2005, 44 x 57 inches

„Intolerable Beauty“ – unerträgliche Schönheit – nennt Chris Jordan seine fotografische Serie aus den Jahren 2003 bis 2005. Es sind Fotos von den Endstationen verbrauchter Konsumgüter, wo alte Handys, Zigarettenkippen oder Autos sauber sortiert und schön fotografiert beeindruckende Muster ergeben. „Schönheit ist ein kraftvolles und effektives Werkzeug dafür, die Betrachter auf ein ungemütliches Terrain zu führen“, sagt Chris Jordan. Mit dieser List hofft er, Aufmerksamkeit für die tiefere, seine Botschaft zu bekommen. Er hat ein schönes Bild dafür: Es sei, wie wenn einer einen Zettel unter der Tür hindurchschiebt. Darauf würde stehen – wir haben es längst erraten: Die Auswirkungen des massenhaften Konsums zerstören unsere Umwelt.

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Der große Eugène Atget

Der französische Fotograf Eugène Atget war einer der Wegbereiter der Moderne. Eine Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau würdigt nun sein Werk – zu sehen bis Anfang Januar 2008.


Eugène Atget: Bis Januar in Berlin zu sehen

Vor 150 Jahren wurde Eugène Atget geboren – 1857 in einem Schlüsseljahr für die moderne Kunst: Das Erscheinen von Flauberts „Madame Bovary“ und Baudelaires „Blumen des Bösen“ gelten als Beginn der Moderne.

Einige der 350 Fotografien von Eugène Atget, die bis 6. Januar 2008 in Berlin – dem einzigen Deutschen Ausstellungsort der Retrospektive – zu sehen sind, hätten die französische Hauptstadt Paris seit ihrer Entstehung vor rund 100 Jahren noch nie verlassen.

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Inszeniert uniforme Gesellschaft

Es lohnt sich (zum Beispiel am Wochenende) den Fotografen im Web Zeit zu widmen. Zwischen viel Durchschnitt (und auch Unterdurchschnitt) finden sich immer wieder Webseiten wie die von Peter Funch, die den Vergleich mit einer guten Fotoausstellung nicht zu scheuen brauchen.

Wir entdecken auf unseren Streifzügen durch die unendliche Internetwelt der Fotografie immer wieder Trouvaillen: Die Webseite von Peter Funch etwa. Der Künstler, ein in New York lebender Fotojournalist aus Dänemark, stellt auf seiner Seite eine Auswahl seiner Werke zur Schau. Dabei fragt man sich, was ihn zum Journalisten macht, denn was dort zu sehen ist, geht über die Dokumentation hinaus und fällt eindeutig in die Kategorie Kunst.
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Foto Fangen – Spiel mit der Phantasie

Junge rumänische Fotografen spielen Foto Fangen nach dem Vorbild des Kunstprojekts Naniwa. Im Februar ist es losgegangen. Seither reiht sich in dem Blog ein Foto ans andere.

Spielen – mit Fotos spielen, das lenkt vom schweren Ernst des Kunst-Machens ab. Befreit die Gedanken und lässt lächeln. Das Fangen-Spiel der rumänischen Fotografen funktioniert wie Domino: Jedes Foto ist eine Antwort auf das vorhergehende und eine phantasiereiche Fortsetzung der Kette. Nur drei Bild-Beispiele (chronologisch von hinten zu lesen):


BY TUDOR PRISACARIU

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Kamera-Hightech für Stasi-„Sonderzwecke“

„Die versteckte Kamera“ ist nicht nur eine mitunter mäßig witzige Fernsehsendung, sie war auch Teil eines Instrumentariums aus dunklen Zeiten. Im Stasi-Museum in Berlin sind auch einige aus heutiger Sicht kuriose „Foto-Apparate“ zu sehen.

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Der feinmechanisch und optisch bereits anspruchsvolle Klassiker: Die Knopflochkamera, die von außen nicht zu erkennen war, solange der Mitarbeiter der Staatssicherheit nicht seinen Mantel ablegen musste (Bild: W.D.Roth)

Heute ist es fast vergessen, das Zeitalter des Kalten Kriegs, mit Spionage und Gegenspionage, „Wanzen“ hinterm Bilderrahmen, als Oliven getarnten Minispionen im Martini-Glas, der besonders kleinen und dennoch scharfen Minox-Kamera – und auch einigen Modellen, die gar nicht als Kamera in Erscheinung traten.

Doch nicht nur der Westen bespitzelte den Osten und der Osten den Westen. Mitunter wurden auch die eigenen Bürger abgehört und beobachtet – auch im Westen, doch noch viel mehr im Osten. „Beruhigend war, dass wir immer nur unsere eigenen Geräte empfingen“, so ein ehemaliger Abhörspezialist.

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„Alles kam aus dem Leben“

Das Münchner Literaturhaus zeigt die Retrospektive einer der bedeutendsten Fotojournalistinnen des 20. Jahrhundert: Ré Soupault.

Ihre erste eigene Ausstellung erlebte Ré Soupault erst, als sie bereits über 90 Jahre alt war. Lange glaubte man ihr Werk verschollen – erst in den 80er Jahren entdeckte Manfred Metzner, Verleger, die ca. 1500 Negative wieder und überredete die Künstlerin zu einer ersten Veröffentlichung.

Als Kurator der Ausstellung ermöglicht er uns auch jetzt einen umfangreichen Blick auf eine der wichtigsten Fotografinnen des letzten Jahrhunderts.

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Erinnerung an die Staatssicherheit

Zum Tag der deutschen Einheit werden wir mit einer Ausstellung in Erfurt an die Staatssicherheit der ehemaligen DDR erinnert. Und bekommen plötzlich Beklemmungen: Irgendwie schon mal gehört – diese Einschränkungen von Bürgerrechten, wie sie uns Bundesinnenminister Schäuble und andere Scharfmacher andauernd um die Ohren hauen.


Konspirative Wohnung von IM Cosmos 09490 in Erfurt – Videostill: Pam Skelton

Die Foto- und Videoausstellung in Erfurt zeigt ehemalige konspirative Wohnungen der Stasi. Um die Menschen zu überwachen, hatte die Staatssicherheit ein Netzwerk von Trefforten angelegt. Das waren Wohnungen und Privaträume, die regimetreue Bürger den Führungsoffizieren der Stasi – meist wöchentlich für ein paar Stunden – zur Verfügung stellten, damit sie sich ungestört mit den IM, den inoffiziellen Mitarbeitern, treffen konnten.

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Zweimal junge amerikanische Fotografie

Gleich zwei Ausstellungen mit junger amerikanischer Fotografie sind in Deutschland zu sehen.“Noise“ in Berlin und Taryn Simon in Frankfurt am Main.


Aus „Noise“ – Foto: Robin Graubard

„Noise – Listening Pictures“ ist ein Projekt des Modedesigners Tommy Hilfiger. Er präsentiert damit seine erste Foto-Ausstellung in Deutschland. Bis einschließlich 3. Oktober ist die Ausstellung in Berlin-Kreuzberg zu sehen (Club 103, Falckensteinstr. 47,10997 Berlin)

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„Entblößte Körper“ in Berlin

Wie bestellt zur Pornograhie-Diskussion: In Berlin eröffnete die Ausstellung „Der entblößte Körper“ – unter anderem auch mit Fotografien von Nan Goldin.


Stripped bare – Plakat der Ausstellung

Wer sagt’s der Polizei??

C/O Berlin präsentiert erstmalig öffentlich und besonders auch den Gästen der Berliner Kunstmessen in diesem Herbst über 150 Fotografien aus der Schweizer Privatsammlung Thomas Koerfer.

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Anton Corbijns Spielfilmdebüt

Control – der erste Spielfilm des niederländischen Starfotografen Anton Corbijn kommt in die Kinos. In den USA gestartet am 26. September und in Großbritannien ab 5. Oktober, gibts für Deutschland noch keine Termine. Am 28. September ist der Film in Köln zu sehen und Anfang Oktober in Hamburg.


Das englische Filmplakat

Control – das ist ein Film über das Leben von Ian Curtis, Sänger und Texter der Band Joy Division. Curtis nahm sich 1980 im Alter von nur 23 Jahren das Leben. Daraufhin kam die Post-Punk-Band aus Manchester zu internationaler Bekanntheit. Corbijn kannte Curtis persönlich und nahm als weitere Grundlage für seinen Film die Memoiren der Witwe Deborah Curtis.

Der Film wurde im Sommer in Cannes vorgestellt und dort in der Kategorie Goldene Kamera lobend erwähnt. Am 28. September erhält er im Rahmen des Film- und TV-Festivals Cologne Conference in Köln den TV-Spielfilmpreis. Und das ist auch die Gelegenheit für die wahrscheinlich erste Aufführung in Deutschland.

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