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HDR-Kombo: Havanna im Zeitsprung

Bisweilen kann in einer Fotografie mit bewusster Imperfektion der technischen Mittel ein zusätzlicher Stimmungseindruck betont werden. Hier ist das sehr gut gelungen.

Paseo in Havanna, HDR – © Lorenz Borsche

Paseo in Havanna, HDR – © Silke Lamek

Lorenz Borsche aus Heidelberg: Eine (von Chip als schlecht bewertete) 5 MP Handy-Knipse (Moto G LTE), dazu die HDR Pro App, so ist dieses Bild am 5.2.2016 anlässlich einer Cuba-Reise in Havanna am unteren Ende des Paseo (was in Barcelona die Ramblas ist in Havanna der Paseo) entstanden. Die Exif-Daten von jetzt hat leider die App zur Reduktion der Grösse geschrieben… In den Originaldaten stehen 4,9 MP mit ca. 1950×2500 Pixeln und 4mm? drin…

Ich finde reizvoll, das die Überlagerung der drei Aufnahmen die Menschen flüchtig erscheinen lässt in einer Architektur, der wiederum *ihre* Flüchtigkeit über einen viel längeren Zeitraum an ihrem Zustand anzusehen ist. Wir haben es uns 60×80 als Poster auf Rahmen an die Wand gehängt und ich bin immer wieder aus neue davon begeistert, denn der technische Fehler macht das Bild für mich erst lebendig und interessant.

Allzu oft versuchen wir, die Spuren der technischen Effekte zu verwischen, die wir auf ein Bild anwenden. Du hast hier das Gegenteil in einer Belichtungsreihe zu Deinem Vorteil benutzt.

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Belichtungsreihe: Problematischer Wasserfluss

Langzeitbelichtung für Romantiker: eine Landschaft mit Licht und fließendem Wasser. HDR ist bei neuen Sensoren nicht mehr nötig; geschlossene Blende und tiefere Empfindlichkeit würden sich empfehlen.

Vilsalpsee. Canon EOS 6D Aufnahmedaten: 1/1s bei Blende 71/10 mit 24/1mm Brennweite und ISO 200 © Fabian Suffel

Vilsalpsee. Canon EOS 6D Aufnahmedaten: 1/1s bei Blende 71/10 mit 24/1mm Brennweite und ISO 200 © Fabian Suffel

Fabian Suffel aus Stuttgart schreibt zu diesem Bild: Ein Foto wie dieses wollte ich schon lange aufnehmen. Am vergangenen Wochenende war es dann endlich so weit. Ich war am Vilsalpsee in Österreich unterwegs und sah im Wald diesen kleinen Bach. Also stellte ich meine Kamera auf, montierte meinen ND 1,8 Filter und legte los.
Leider hatte ich keinen dunkleren Filter zur Hand. Das jetzige Bild habe ich aus zwei Einzelbildern erstellt, wobei das eine etwas heller als das andere war. Dies gab mir die Möglichkeit einen geringfügig besseren Kontrast zu erzielen und vor allem einen stärkeren Nebeleffekt des Wassers zu erreichen.
Mir persönlich gefällt dieses Motiv und Bild, jedoch bin ich nicht ganz zufrieden. Insbesondere die unscharfen Bereiche an den Bildrändern und die etwas merkwürdig aussehenden Wasserstrukturen unten links stören mich ziemlich.

Zum Motiv und Bild

Stimmung und Licht sind sehr romantisch eingefangen und gut bearbeitet, die sehr helle Stimmung ist sicher so beabsichtigt, ich hätte es etwas dunkler gemacht. Der Bildaufbau mit den Felsen als Begrenzung links und dem Wald mit dem sonnenbeschienenen Gras auf der rechten Seite gefällt mir sehr gut, dazu der geschwungene Verlauf des Wassers. Weiterlesen

Teufelsmauer-HDR: Warum soviel Aufwand?

Ein grossartiges Landschaftsmotiv wird fotografisch  mit erweitertem Kontrastumfang nicht unbedingt besser. Im Gegenteil: bisweilen wird der gute Eindruck durch Artefakte zerstört.

teufelsmauerhdr

Canon EOS 1100D, 1/40 s, F/3.5, 18mm, 100ISO © Tino Zeidler

Tino Zeidler aus Quedlinburg schreibt zu diesem Bild: Motiv bildet hier eine Sandsteinformation aus dem Harzvorland, die „Teufelsmauer“. Aufgenommen zum Sonnenuntergang kurz vor der blauen Stunde. Entstanden ist das Bild als eine HDR-Belichtungsreihe aus 6 Bildern über einen Zeitraum von ca 5 Minuten. Die Tonwerte wurden speziell auf diesen mythischen/sagenumwobenen Ort abgestimmt.

Als begeisterter Landschaftsfotograf finde ich Deine Aufnahme auf den ersten Blick bemerkenswert. Ich hätte ein paar Verbesserungs… ähm. Und dann sehe ich die Artefakte und die Farbsäume und frage mich: Was ist denn hier passiert? Weiterlesen

Touristen am Zytglogge: Näher ran

Bei hohen Kontrasten im Bildausschnitt muss auf das wesentliche Motivteil belichtet werden. Die Automatik der Kamera wird das häufig vermasseln.

Canon EOS 600D, 1/125s bei Blende 7 mit 55mm und ISO 100, "Tourists", © Lena Hahner

Canon EOS 600D, 1/125s bei Blende 7 mit 55mm und ISO 100, „Tourists“, © Lena Hahner

 

Lena Hahner aus Heidelberg: Ich habe dieses Bild in Bern geschossen. Ich kam durch den Torbogen der Zytglogge und sah dort eine Menschenmenge darauf warten, dass die Stunde schlägt. Als nur ein Glockenschlag ertönte, rissen alle ihre Kameras und Handys hoch, um den Moment einzufangen, anstatt es sich mit bloßem Auge anzusehen. Das hat mich so zum Lachen gebracht, dass ich wartete, bis es beim nächsten Mucks, den die Uhr von sich gab, wieder geschah. Dann habe ich abgedrückt.
Ich habe das Bild hinterher bearbeitet (s/w, einige Schatten und Kontrast verändert).
Ich halte das Bild von der Aufteilung her eigentlich für gelungen, auch wenn es da noch besser hätte sein können. Es kommt mir jedoch ein wenig zu unruhig vor – zu viele kleine Details, und der Fokus zu wenig auf den Menschen. Mich würde interessieren, was ich an meinen Kameraeinstellungen und der Bildkomposition hätte besser machen können, um den Moment besser einzufangen.

Du bist genau in die Mittagslicht-Falle gelaufen – und dagegen gäbe es zwei Abhilfen: Auf das eigentliche Motiv belichten oder eine Belichtungsreihe anlegen (HDR). Hier stellt sich indes die Frage, ob Du die richtigen Entscheidungen für das von Dir geplante Bild getroffen hast. Weiterlesen

Von drinnen nach draussen: Kontrastbarriere

Der Blick von einem schattigen in einen sonnengefluteten Raum bietet fotografisch höchste Herausforderungen: Der Kontrastumfang ist zu hoch für den Sensor. Ein bisschen Tricksen, HDR, ein Blitz oder RAW helfen weiter.

Blick aus der Scheune nach draussen

Von drinnen nach draussen: Olympus E-M10 Mark II 1/640s bei Blende 4/1 mit 15mm Brennweite und ISO 200, © Carsten Krebs

Carsten Krebs aus Berlin schreibt zu diesem Bild: Das Bild bei uns in der Scheune entstanden und beschreibt für mich ganz gut den Sommer. Das Heu in der dunklen Scheune und der heiße Sommer mit dem Rasensprenger draussen vor der Tür. Allgemein finde ich sehr häufig den Kontrast zwischen draussen und drinnen sehr interessant, wenn man durch eine (alte) Tür oder Fenster hinausschaut. In der Regel gelingt es mir aber nicht dieses in einem Bild auch umzusetzen. In diesem Fall hatte ich jedoch das Gefühl, dass es einigermaßen geklappt hat.

Du bist da einem der grundlegenden Probleme der Frage nach dem Kontrastumfang auf der Spur. Tatsächlich ist kaum etwas so schwierig, wie vernünftige Fotos aus einem dunklen Raum ins Helle hinaus oder umgekehrt zu schiessen. Fangen wir vorne an: Weiterlesen

Einstieg in die Nachtfotografie: Linz, taghell

Nachtfotografie ist dank der Digitalisierung zum grossartigen fotografischen Spielfeld geworden: Einstellbare Empfindlichkeit des «Films» und sofortige Resultate ermöglichen es, zu experimentieren. Hier hat Jakob einen ersten Versuch gemacht.

Linznacht

Linz bei Nacht, Canon EOS 60D, © Jakob Staltner

 

Ich bin 17 Jahre alt und habe ein Bild von Linz in der Nacht aufgenommen. Jakob Staltner

Eine Stadt, erstrahlend in den nächtlichen Leuchtzeichen unserer Zivilisation, liegt in dieser Farbfotografie im Vordergrund. Rauchschwaden mit starker Bewegungsverzeichnung deuten auf eine längere Belichtungszeit hin; der rabenschwarze Nachthimmel, der das Bild fast mittig horizontal teilt, ist durchsetzt mit einen Sternen , die bereits deutliche Sternschweife tragen.

Unsere Kameras werden immer lichtempfindlicher:

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Leserfoto: Ein tot fotografiertes Motiv im spannenden Zusammenhang

Formen und Farben vermitteln ein Gefühl für die Natur und das auch in einer Stadt

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© David Witte).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild habe ich während des Sonnenaufgangs am Konstanzer Hafen gemacht. Um die ganze Dynamik dieser spannenden Lichtstimmung einzufangen habe ich eine Belichtungsreihe mit 5 Bildern von 1/15 bis 1/1250 gemacht und diese dann zu einem HDR Bild zusammen gefügt:
Pentax K7, 15 mm, ISO 100, f/4, 1/15, 1/50, 1/125, 1/400, 1/1250

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von David Witte:

Die Imperia am Hafen von Konstanz ist mit Sicherheit DAS Wahrzeichen der Stadt am Bodensee und somit auch schon -zigfach fotografiert worden. David ging mit offenen Augen für Details an diesem Morgen durch die Stadt und liess sich nicht vom Alltäglichen ablenken ohne es zu vernachlässigen. Wer die Figur der Imperia kennt, erkennt sie auch in diesem Bild wieder, ohne dass sie sich in den Vordergrund spielen kann.

Im Vordergrund steht oder besser liegt nämlich dieses an sich unscheinbare Blatt. Die HDR- Bearbeitung hat dem Bild sicherlich gut getan, dass wir sie nicht als solche bemerken, trägt noch sein Übriges dazu bei. Auch in dieser Fotografie spielt wieder der Komplementärkontrast zwischen Orange und Blau ein grosse Rolle. Das warm-farbige Blatt steht im Kontrast zum eher kühlen Wasser und der Steinmauer, wird aber im Sonnenaufgang im Himmel wieder aufgenommen. Dieser Aspekt lässt das Auge wandern und beruhigt es zugleich.

Ausserdem bekommen wir durch die Wahl der Farben einen Eindruck der Umgebung. Das trockene, heruntergefallene Blatt zeigt uns an, wir befinden uns in einem der letzten Monate im Jahr. Die kühlen Farben des Wassers und auch teilweise des Himmels verstärken dieses Gefühl für einen kalten Morgen noch mehr. Die Sonne hinter den Wolken verspricht aber schon etwas aufkommende Wärme und so, wie das Blatt platziert ist scheint es direkt von den Strahlen erwärmt zu werden. Ich habe mal in meiner Version, das Leuchten des Blattes noch etwas verstärkt und die Imperia entzerrt. Dies aber nur als Anregung, ohne das Bild von David schlecht reden zu wollen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.

Mehr über die Profi-Bildkritik erfahren / Eigene Bilder zur Kritik einreichen.

Leserfoto: Landschaftsfoto – Zu viel Mitte

Wenn man die Zeit hat, ein Foto perfekt zu kombinieren, sollte man sich diese auch nehmen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Arnold).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist ein HDR aus einer 5er Belichtungsreihe und mit Photomatix zusammengesetzt. Als Objektiv ist ein Sigma 10-20 an einer Sony Alpha 55 zum Einsatz gekommen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Michael Arnold:

Ich freue mich persönlich immer, wenn ich ein perfekt nachbearbeitetes Foto sehe, besonders, wenn es sich um ein Genre handelt, das oft von Mängeln geplagt wird. Du hast hier ein HDR eingereicht, das NICHT an den üblichen Dingen krankt, die man sonst zu sehen bekommt: Grauschleier, Aureolen, unwirkliche Farben. Die Farben in Deinem Bild sind zwar auch unwirklich, aber man kann sie fast glauben. Das Wasser ist weich gezeichnet, der Horizont leuchtet in Pastellfarben.

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Venedig bei Nacht: Der Canale in „manuellem HDR“

Liebe zum Detail lohnt sich, auch wenn das Ergebnis nicht vollkommen perfekt ist.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Claudia Portmann-Caminada).

Kommentar des Fotografen:

Mein Ziel war es, von der Rialtobrücke aus die wunderbare Architektur Venedigs, das Leben am und auf dem Wasser und gleichzeitig auch die Ruhe des Canale auf meinem Bild festzuhalten. Dies „by night“. HDR Software macht mich meistens nicht glücklich. Ich habe eine Belichtungsreihe von 3 Fotos erstellt und diese manuell in CS5 zusammengefügt. Ich bin gespannt, was Profis zu meinem Bild sagen. Bei der Wahl der Kategorie bin ich unschlüssig.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Claudia Portmann-Caminada:

Zunächst einmal Glückwunsch zu diesem meines Erachtens beeindruckenden Foto. Wie schon oft erwähnt ist es extrem schwierig, von bekannten Motiven noch interessante Fotos zu machen, und wenn sie dann noch so bekannt sind wie der Canale, fast unmöglich. Trotzdem hast Du es geschafft, mir hier etwas Neues zu bieten – Hut ab!

Du schreibst, HDR Software mache Dich meistens nicht glücklich. Wenn ich Dir auch insofern recht geben muß, daß oft unerwünschte Effekte mit ins Bild kommen, hätte HDR, etwa durch Photomatix hergestellt, hier sicherlich auch einen interessanten Effekt ergeben:

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Alleefoto: Das Auge trumpft beim Kontrastumfang

Kameras und das menschliche Auge sind ähnlich, aber doch so verschiedenen. Diese Fotografie illustriert gut, wo die Grenzen einer Kamera liegen, während das Auge das Szene in ihrer vollen Schönheit wahrnehmen kann.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sophie Wolter).

Kommentar des Fotografen:

Ich liebe Alleen und versuche hin und wieder, eine gute Bildumsetzung von diesem Motiv. Probleme habe ich mit den hier herrschenden hohen Kontrastunterschieden. Daher stelle ich zeitgleich eine Fachfrage: Lohnt sich die Verwendung eines nicht allzu starken Graufilters? Bei der Aufnahme habe ich die kamerainterne automatische Belichtungszeit etwas korrigiert. Vielleicht bewirkt der Graufilter auch nur das Gleiche? Die Kamera- und Objektivdaten sind in der Bilddatei hinterlegt. Ich freue mich über Hinweise!

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Sophie Wolter:

Das Prinzip ist ähnlich, aber die Unterschiede sind enorm. Wer das menschliche Auge mit dem System einer Kamera vergleicht, wird viele Parallelen, aber auch Differenzen finden. Ein sehr wichtiger Unterschied für Fotografen ist die Tatsache, dass das menschliche Auge gleichzeitig einen deutlich höheren Kontrastumfang wahrnehmen kann und sich so schnell an unterschiedliche Lichtgegebenheiten anpasst, dass wir zum Beispiel verschiedene Farbtemperaturen kaum wahrnehmen.

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