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Das Leben schiesst die Bilder

Die Digitalisierung und der schleichende Niedergang des Pressesektors haben den Beruf des Pressefotografen mit Macht umgekrempelt. Ganze Redaktionen wurden halbiert, der Verdrängungswettbewerb ist härter geworden. Die Deadlines werden kürzer, Onlinemedien verlangen Fotos in Echtzeit, es gibt immer weniger Platz für Bilder auf den Zeitungsseiten, immer weniger Pressefotografen machen immer mehr Bilder.

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Trotzdem tauchen jedes Jahr neue Autodidakten auf der Bildfläche auf, kommen ausgebildete Pressefotografinnen aus Schulen. Die Anziehungskraft des Traumberufes Bildjournalist scheint in den letzten Jahren zugenommen zu haben. Was treibt einen Menschen in den prekären Lebensentwurf eines Pressefotografen? Einem, der immer auf dem Sprung sein muss, der bei jedem Wetter und ungemütlich früh oder späten Tageszeiten unterwegs ist und die Ellbogen nicht selten ausfahren muss? Die Faszination könnte darin liegen, aus wenig oder gar nichts möglichst viel zu machen. Die Motive eines Pressefotografen liegen häufig im Alltäglichen, im Profanen. Die Herausforderung liegt darin, innert kurzer Zeit und mit beschränkten fotografischen Mitteln das Beste aus einer Situation herauszuholen.

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Vietnamesischer Tempel: Zuviel Symmetrie – oder zuwenig?

Wenn man ein Motiv in perfekter Symmetrie aufnimmt, sollte diese eben auch perfekt sein. Die Frage ist aber, ob Symmetrie von vorneherein die richtige Entscheidung war.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Daniel Mack).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand im verganenen Herbst in der wunderbaren Stadt Hoi An in Zentralvietnam. Abseits der Touristenpfade kamen wir an diesem Tempel vorbei, der nicht im Lonely Planet stand und außer uns von keinem anderen Reisenden besucht wurde. Welch ein kleines Juwel!

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Daniel Mack:

Bei manchen Aufnahmen möchte ich den Fotografen im Nachhinein schütteln. Weil es ein so sehr anderes, so viel besseres Bild hätte werden können. Dein Foto ist so eines.

Ihr wart also in Vietnam, und Ihr seid an diesem Tempel vorbeigekommen, abseits des Weges. Das sind die die „Fotosafaris“, die ich persönlich liebe. Man findet Dinge, die eben in keinem Reiseführer stehen. Gebäude, Menschen, Situationen… Wenn man sich die Zeit nimmt, diese zu erkunden, sich die Zeit nimmt, eine Aufnahme zu durchdenken, bevor man sie macht, können außergewöhnliche Bilder dabei herauskommen, die zwar Schnappschußcharakter haben, aber auch für andere interessant sind.

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Ausstellungsstilleben: Göttliche Strahlen

Flutendes Licht – ob in der Natur, in Gebäuden oder in bebautem Gebite – ist immer ein Blickfang. Als Motiv allein reicht es aber meistens nicht aus.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Gerd Tschebular).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto entstand auf der Biennale in Venedig und überzeugt wohl durch die einzigartige Lichtstimmung resultierend aus dem riesigen Fenster im alten Gemäuer. Die menschliche Komponente zählt wohl zur Kategorie „zur richtigen Zeit, am richtigen Ort“.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Gerd Tschebular:

Durch ein Fenster am rechten Bildrand flutet in dieser Fotografie das Licht als dichter Strom in das Bild nach links unten. Unterhalb des Fensters ist altes Gemäuer mit bröckelndem Putz zu erkennen. In der Mitte der Komposition, gerade noch ausserhalb der Lichtflutung, steht eine Frau, in Turnschuhen, Leggins und Rock, die mit mit einem Gerät von der Kamera weg hin zu filmen scheint.

Vor ihr auf dem Boden steht ein kleines, feinbeiniges Objekt, das auf den ersten Blick einer zu klein geratenen Sesselgruppe gleicht.

„Godbeam“ heissen solche flutenden Sonnenstrahlen, wenn sie durch die Wolken brechen, in der Landschaftsfotografie auf Englisch.

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Stadtlandschaft: Das kalte Paradies

Je mehr gleichförmige Flächen ein Motiv aufweist, desto bedeutender wird eine bewusste Bildaufteilung.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Denis Gerlach).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist während eines Urlaubs in St. Petersburg entstanden. Das „Paradise Café“ steht an einer tristen, von Plattenbauten gesäumten Standpromenade am Golf von Finnland. Die Temperaturen waren sehr niedrig, ein kalter Wind wehte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Denis Gerlach:

Ein Flacher Pavillon mit Wellblechdach und Fensterfront voller Vorhänge steht auf einem Parkplatz. Das in kyrillischer und lateinischer Schrift als «Café Paradise» angeschriebene Gebäude in der horizontalen Bildmitte wirkt trotz des modernen Werbebanners heruntergekommen; der leere, von Frost bedeckte Parkplatz zwischen dem Fotografenstandort und dem Kaffee und der triste, graue Himmel dahinter sorgen für eine Stimmung der Einsamkeit und Kälte.

Die einfachsten Bilder sind oft die besten.

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Weihnachtsstimmung: Alles an seinem Platz

Sorgfältiger Technikeinsatz und Lichtoptimierung sind wesentlich, aber nicht die Hauptelemente eines Bildes.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Rabea Kessler).

Kommentar des Fotografen:

Die Kapelle unseres Dorfes in der Abendstimmung. Mit Stativ aufgenommen. Anschliessend hab ich ein hdr gemacht und im Photoshop die nötige Korrektur vorgenommen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Rabea Kessler:

Eine kleine Kapelle im Tiefschnee eines offensichtlich kalten Winterabends: Diese vom Blau des Himmels und der Reflexionen aus dem Schnee dominierte Farbaufnahme ist kristallklar und dank des Einsatzes von HDR schon fast plastisch.

Das Kirchlein ragt einem vermeintlich aus dem Bild entgegen, die Schneemassen türmen sich in weichen Rundungen auf der Landschaft, und das warme Licht der Fenster, des Vorplatzes und des Weihnachtsbaums sorgen für einen idealen Farbkontrast zum kühlen, satten Blau des Schnees.

Hier ist HDR für einmal zum schonenden Einsatz gekommen, die ganze Belichtung macht zwar die Nacht zum Tage, aber das stört auf den ersten Blick nicht:

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Dramatische Skyline: Vor Ort – mit Kamera

Es ist schlimmer, keine Bilder zu machen als schlechte. Deshalb sollte man immer seine Kamera dabei haben.

[textad]newyorksky-Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dr. Timo Kaan).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Foto habe ich nach einem schrecklich verregneten Sommertag 2010 in New York gemacht. Den ganzen Tag hat man sich nur mit Regencape und wasserdichten Schuhen herausgetraut, keine Touristen unterwegs – und noch eine Karte für das Empire-State Building. Kaum jemand da oben – außer einem einsamen, nassen Wärter – und plötzlich riss der Himmel über dem Hudson auf! Nur für ganz wenige Sekunden sah es aus, als Schickte der Himmel einen Gruß nach unten. Zum Glück war das richtige Objektiv auf meiner Nikon…

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Dr. Timo Kaan:

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Und wer seine Kamera nicht dabei hat, der bestraft sich selbst. Wie oft hätte ich mich anfangs selbst ohrfeigen können, weil ich sie das eine Mal dann doch zu Hause gelassen hatte? Da war das dramatische Wolkenspiel über einem Sumpf hier in der Nähe mit Farben, die mir heute noch vor Augen sind. Ich mußte daran vorbeifahren. Oder das seltsam deplatzierte Schild am Straßenrand. Als ich, dieses Mal mit Kamera bewaffnet, wieder hinkam, war es weg.

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Architekturfoto: Gegensätze ziehen sich an

Das Spiel mit Gegensätzen ist so alt wie die Kunst. Das Gegenüberstellen unterschiedlicher Teile ist sehr wirkungsvoll und deshalb auch bei Fotografen sehr beliebt.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dominik Dobler).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild ist im Vorbeigehen entstanden, ich hatte nur einen kurzen Moment zur Aufnahme. Dennnoch habe ich versucht, in der kurzen Zeit einen interessanten Ausschnitt und Perspektive zu wählen. Es zeigt das Vordach eines sehr bekannten Wiener Kunsthauses. Kein Beschnitt, als Bildbearbeitung nur die sw Umwandlung.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Dominik Dobler:

Gegenüberstellungen sind in der Fotografie zu Recht sehr populär. Sie geben den Bildern eine spezielle Wirkung und erklären dem Betrachter, wieso der Fotograf die Aufnahme auch gemacht hat. Dieser erzählende Aspekt solcher Gegenüberstellungen ist für das Verständnis und die Wirkung eines Bildes genauso wichtig wie die formalen Faktoren der beiden Bildbereiche.

Dominik Dobler zeigt uns bei seiner Aufnahme einen grafisch sehr klar und stark wirkenden Ausschnitt des von Hans Hollein entworfener Dachflügel namens „Soravia Wing“. Dieser sehr moderne Bauteil (Baujahr 2003) steht im Gegensatz zu den älteren Bauteilen des Gebäudes aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

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Locationshooting: Geschichte im Kopf

An grossartigen Lokalitäten braucht der Fotograf häufig gar keine aufwändig inszenierte Pose des Modells. Ein einfaches Situationsbild ist oft wirksamer.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Simon Schmitz).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild entstand, als ich mit einer Freundin ein paar Photos in einer alten Ziegelfabrik gemacht habe. Ich habe noch einen Stuhl mit zurück genommen und konnte dann die zufällig entstandene Distanz für dieses Bild nutzen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Simon Schmitz:

Eine junge Frau in leuchtend orangem Trägershirt, schwarzem Jupe und hohen Absätzen spatziert in dieser Farbaufnahme durch eine schmale, offenbar verfallende Fabrikhalle. Die Frau geht von der Kamera weg und richtet mit beiden Händen ihr Haar.

Auch wenn Dein Modell hier einen klaren Blickfang setzt – das eigentliche Motiv der Fotografie ist die Fabrikhalle – und es ist ein grossartiges dazu:

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Architektur: Licht und Bauten

Altstädte sind für Fotografen ein bisschen wie Wald: In allen Lichtsituationen schwierig zu fotografieren. Umso mehr fallen gute Fotos auf.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Frieder Haenisch).

Kommentar des Fotografen:

Blick auf die Frauenkirche in Dresden, aus Richtung Fürstenzug. Aufgenommen im Winter – meine Finger sind immernoch kalt!

Peter Sennhauser meint zum Bild von Frieder Haenisch:

Der Dom einer Kirche ist in diesem Farbbild im Hintergrund durch den Spalt in verwinkelten Gassen mit neoklassizistischen Bauten in der linken Bildhälfte, die von der untergehenden Sonne beleuchtet werden, und Barockfassaden in der rechten Bildhälfte zu sehen.

Wer sich schon mal in Stadtlandschaften versucht hat, wird sofort erkennen, welche Kombination an Qualitäten in diesem Bild steckt:

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Schnappschuss: Regeln kennen vor dem Brechen

Manche Genres der Fotografie haben bestimmte Regeln, nach denen Profis auf dem Gebiet vorgehen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Architekturfotografie ist eines davon.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Lehmann).

Kommentar des Fotografen:

Architekturfoto in Essen, Ruhrgebiet, fotografiert mit Medion Kamera

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Michael Lehmann:

Zunächst einmal im Sinne voller Transparenz, dieses Bild wurde ursprünglich unter „Architektur“ eingereicht, und ich bin von Haus aus kein Architekturfotograf. Das muß man aber auch nicht sein, um bestimmte Regeln und ihr Fehlen hier zu (er)kennen.

Was mir an Deinem Foto gefallen hat, war die bunte Fassade, die mich auch in ihren Bann gezogen hätte. Das Foto hat allerdings für mich keinen Architektur-, sondern einen Schnappschußcharakte:

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