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Landschaft mit Schafen: Smartphone-Fotoromantik

Eine gute Fotografie braucht nicht unbedingt eine hohe Auflösung. Bisweilen kann der „Weichzeichner“ einer Pixelreduktion sogar einen zusätzlichen Reiz ins Bild bringen.

iPhone-Foto: Schafe in grüner Landschaft

Schafe vor Grün iPhone 4S © Kerstin Hermelink

Kerstin Hermelink aus München schreibt: Diese Aufnahme habe ich im Sommer 2016 mit einem i-Phone im Northumberland National Park gemacht, in einer völlig menschenleeren Landschaft.

Smartphone (oder iPhone-)-Fotografie ist ja inzwischen, wenn man den Kursangeboten folgt, eine eigene fotografische Disziplin. Das hat durchaus seine Berechtigung, denn die technischen Eigenschaften wie auch die ungewohnte Handhabung der Geräte verlangen in paar eigene Regeln, damit man das einfängt, was man gesehen hat. Hier ist ein wunderbares Bild gelungen, das trotz oder sogar wegen der geringen Auflösung bezaubert.

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Leserfoto: Das klassische Mutter-Kind-Portrait

Wer gut vorbereitet ist, kann auch die kurzen Zufallsmomente für seine Aufnahmen nutzen, wie bei diesem zeitlosen Familienklassiker zu sehen ist.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© André Martin).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild zeigt meine Frau und unseren Sohn, aufgenommen bei uns im Wohnzimmer mit schwarzem Papierhintergrund (Rolle) und Softbox von links. Ziel war ein recht dunkler, Gemälde-ähnlicher Eindruck, ohne jedoch Textur-Overlays zu nutzen. Anders als sonstige Mutter-Kind-Aufnahmen, sollte hier keine explizite Verbundenheit via Blickkontakt hergestellt werden, im Gegenteil. Eigentlich hätte ich meine Frau etwas hochnäsiger dreinschauen lassen sollen, um mehr Distanz zum Kind wirken zu lassen. Dass der Kleine gerade so aufmerksam in die Kamera schaut, war natürlich großes Glück! Das Bild wurde in Gimp etwas nachbearbeitet.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von André Martin:

Den Zufall kann man nicht planen. Aber man kann sich auf ihn vorbereiten. Das hat der Fotograf André Martin auch bei seinem Mutter-Kind-Portrait gemacht. Er hat sich vorher Gedanken gemacht, welchen Look er erzielen wollte, in diesem Fall einen „gemäldeähnlichen Eindruck“ und das dazu passende Setting aufgebaut mit einem dezenten grauen Hintergrund, der dem opulenten antiken Stuhl die Aufmerksamkeit überlässt. Weiterlesen

Leserfoto: Bild des Monats September

Der neue Sieger für das Bild des Monats steht fest.

Klick für Legende und Vollansicht. (Bilder )

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© Dietmar Rieder© Jens Wildner© Ulrich Berens© Christian Meyer© Marcel Elwenholl[/hide]

Das fokussiert-Team hat entschieden: das Bild des Monats September ist die Landschaftsaufnahme von Dietmar Rieder. In Sizilien fand er dieses pittoreske Dorf, welches sich als wunderbares Sujet bot. Er schreibt zu seinem Bild: „Das mäßige Wetter war zwar nicht gerade einladend zum Baden im Meer aber umso besser hat es sich die Abendsonne und das abziehende Gewitter zum Fotografieren geeignet.“ Herzlichen Glückwunsch, Dietmar.

Ganz nah auf die Aufnahme von Dietmar folgten weitere siegesverdächtige Bilder.

Die Holunderbeeren von Jens Wildner wirken dank der Warmtonung und der Vignettierung wie ein abstraktes Kunstwerk. Die schön gewählte Tiefenunschärfe dank Blende 2.0 verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Herzliche Gratulation zu Platz zwei!

Auch die Architekturaufnahme eines Museums in der Auvergne in Frankreich von Ulrich Berens ist in die Ränge gekommen. Warum er dieses Bild aufgenommen hat, erklärt Ulrich in seinem Bildbeschrieb: „Die Linienführung, das unterschiedlich strukturierte Material der Innenverkleidung, das Spiel von Licht und Schatten und die schönen spätnachmittäglichen Farben faszinierten mich.“

Auch ein Bild, welches bereits hier veröffentlicht wurde, hat es unter die Top 5 gebracht. Die Landschafstaufnahme von Christian Meyer, welche während einer nächtlichen Bootsfahrt entstand, hatte in der Kritik von Sofie Dittmann sehr gut abgeschnitten.

Dann ist da noch die Strassenlampe von Marcel Elwenholl, welche dank Nachbearbeitung fast ein wenig an ein Gemälde erinnert. Auch dir herzlichen Glückwunsch, Marcel.

Im Frankfurter Städel-Museum: Wie Malerei Fotografie beeinflusst

Wie lassen sich Fotografen von der Malerei beeinflussen? Die Zeitgenossen scheinen sich stark mit den Bedingungen der Malerei auseinandersetzen.

Otto Steinert (1915–1978): Luminogramm, 1952

Das will uns jedenfalls eine thematische Ausstellung im Frankfurter Städel nahelegen. Zentrale Werke von László Moholy-Nagy, Hiroshi Sugimoto, Wolfgang Tillmans, Thomas Ruff oder Jeff Wall sind darin zu finden.

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Leserfoto: Die Brücke am Fluss

Blaue Stunde und warmes Licht dank zwei Aufnahmen mit unterschiedlichem Weissabgleich

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sascha Pihan).

Kommentar des Fotografen:

Die Theodor-Heuss-Brücke in Mainz bei Nacht. Ich liebe den Kontrast der warmen und kalten Farben durch die unterschiedliche Beleuchtung der Brücke. Um diesen Effekt in einem Bild zu erzielen, wurden hier zwei Aufnahmen mit unterschiedlichem Weißabgleich übereinander gelegt.

Profi Barbara Hess meint zum Bild von Sascha Pihan:

Die sogenannte blaue Stunde präsentiert sich hier im schönsten Licht. Am Himmel sind noch die letzten Sonnenstrahlen und ein paar Wolken zu sehen und die Beleuchtung der Stadt hat bereits eingesetzt, was dem kalten Blau die nötige Wärme zurück gibt.

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Strassen-Stillleben: Erinnerung an ein Gemälde

Bilder können uns an Gemälde erinnern, die wir schon gesehen haben. Diese Aufnahme von Simone Naumann entwickelt einen sehr starken, fast malerisch wirkenden Ausdruck und erinnert so an ein Gemälde von Edward Hopper.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Simone Naumann).

Kommentar der Fotografin:

Dieses Bild wurde in München im Studentendorf hinter dem Olympiapark aufgenommen. Das Zusammenspiel von Exterieur und Intereur verleiht dem Bild eine große surrealistische Wirkung. Eine große Schärfentiefe, sowie die Nutzung des vorhandenen Lichtes (Kunstlicht) soll den Bildcharakter unterstreichen.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Simone Naumann:

Gewisse Bilder rufen bei mir sofort Assoziation zu Gemälde wach, die ich kenne und schätze. Diese Aufnahme von Simone Naumann mit ihrem gekonnten Spiel der geometrischen Flächen, der Farben und des Lichts, erinnerte mich sofort an das Gemälde „Nighthawks“ von Edward Hopper (1882-1967):

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Stadtlandschaft: Das kalte Paradies

Je mehr gleichförmige Flächen ein Motiv aufweist, desto bedeutender wird eine bewusste Bildaufteilung.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Denis Gerlach).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist während eines Urlaubs in St. Petersburg entstanden. Das „Paradise Café“ steht an einer tristen, von Plattenbauten gesäumten Standpromenade am Golf von Finnland. Die Temperaturen waren sehr niedrig, ein kalter Wind wehte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Denis Gerlach:

Ein Flacher Pavillon mit Wellblechdach und Fensterfront voller Vorhänge steht auf einem Parkplatz. Das in kyrillischer und lateinischer Schrift als «Café Paradise» angeschriebene Gebäude in der horizontalen Bildmitte wirkt trotz des modernen Werbebanners heruntergekommen; der leere, von Frost bedeckte Parkplatz zwischen dem Fotografenstandort und dem Kaffee und der triste, graue Himmel dahinter sorgen für eine Stimmung der Einsamkeit und Kälte.

Die einfachsten Bilder sind oft die besten.

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Naturfoto: Reines Farbenspiel

Bilder können schon alleine aufgrund ihrer Farben eine besondere Wirkung auf den Betrachter ausüben. Diese Aufnahme mit Blumen und Insekten vor einem blauen Himmel erinnert mich an die Gemälde des Künstlers Jeff Koons.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Florian Kleinschmidt).

Kommentar des Fotografen:

Bei einem Besuch des tollen Wildparks Edersee in Nord-Hessen traf ich erst am Ausgang auf das schönste Motiv des Tages. Auf einer Blume teilten sich zwei völlig unterschiedliche Insekten den Nektar. Ich gab dem Bild den Titel „Share the sweet things in life“. Es dauerte einige Minuten, bis die beiden Hauptdarsteller so platzgenommen hatten und der Wind sich beruhigt hatte, dass ich mit dem Foto zufrieden war. Bereits auf dem Display gefielen mir die Farben und auch der Farbverlauf im Hintergrund sehr, der übrigens durch einen dunklen Wald vor strahlend blauem Himmel entstand. Besonders interessant fand ich auch die Pflanze, auf der die beiden Platz genommen haben. Geschossen habe ich das Foto mit einem 70-200 2.8 bei strahlendem Sonnenschein. Kein Problem mit der Belichtungszeit, die hier bei einem Maximum von 1/8000 Sekunde liegt. Leider war ich so von der Gelegenheit euphorisiert, dass ich erst nach ein paar Bildern die viel zu hohe Empfindlichkeit von ISO 1000 (!) bemerkte, die natürlich völlig überflüssig war. Dieses Bild war da bereits im Kasten. Glücklicherweise hat es dem Bild am Ende kaum geschadet.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Florian Kleinschmidt:

Als ehemaliger Entomologe sprechen mich Bilder mit Insekten immer an:

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Kunstwerk-Fotografie: Problematische Interpretation

Kann eine Fotografie eines Kunstwerks selbst Kunst sein? Und welche Kriterien gilt es zu erfüllen?

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© André Hofmann).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand vor längerer Zeit in einem stillgelegten IFA-Werk in Meerane. Nicht lange vorher fand dort eine IBUG-Veranstaltung statt (Industrie-Brachen-Umgestaltung), bei welcher dieses Kunstwerk entstand. Mich hat vor allem die Aussagekraft dieses Werkes beeindruckt, und so wollte ich dem Künstler auf meine Weise Respekt zollen.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von André Hofmann:

Damit eine Fotografie einen Urheberrechtsanspruch erheben kann, muss sie eine genügende Schöpfungshöhe (in der Schweiz, siehe Kommentare im verlinkten Artikel – in Deutschland trifft das nicht zu) aufweisen. Beim Kunstwerk selbst (wie bei diesem Motiv oder einem Gemälde) ist das kein Problem. Bei einer fotografischen Reproduktion eines flachen Gemäldes besteht keine Schöpfungshöhe und der Fotograf kann deshalb auch kein Urheberrecht geltend machen. Bei Aufnahmen von dreidimensionalen Kunstwerken ist das aber möglich.

Abgesehen von diesen juristischen Fragen stellt sich für mich die Kernfrage, welchen Stellenwert eine Fotografie von einem Kunstwerk hat:

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Tageslicht-Porträt: Das Bild des Vaters

Ein gutes Porträt muss nicht aufwändig sein und kann auch mit Tageslicht fotografiert werden, wenn es zur Stimmung und dem Charakter der porträtierten Person passt. So ist es in diesem Fall.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Gregor Goldtberger).

Kommentar des Fotografen:

Ich habe dieses Bild gewählt, da ich mir über das Einzelbild hinaus Anregungen zu meiner Art des Sehens erhoffe. Dieses Bild beinhaltet einige gestalterische Mittel, die ich häufig nutze: Quadrat, Tageslicht, nüchternes und kontrastarmes Farbspektrum, Stofflichkeit und Struktur von Haut und Oberflächen betonen, ruhige Ausstrahlung. Das Bild zeigt meinen Vater und ist das Abschlussbild einer kleinen Serie von Stillleben, die sonst klassisch Glasgefäße, Pflanzen und Obst zeigen. Daher habe ich das leicht barock anmutende, angeschnittene Gemälde im Hintergrund mit Absicht als Querverweis gesetzt.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Gregor Goldtberger:

Ein Porträt der eigenen Eltern ist manchmal schwieriger anzufertigen, als wenn fremde Personen vor der Kamera posieren. Die Nähe und Intimität kann dazu führen, dass zwischen Porträtierten und Fotografen zuviel steht, was in einem Bild nicht gezeigt werden kann.

Im Falle des Porträts des Vaters von Gregor Goldtberger ist das glücklicherweise nicht das Fall:

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