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Kinderblick: Eine Summe von Details

Das Zufällige an einem Schnappschuss ist die Situation, die er einfängt – nicht die Handhabung der Ausrüstung durch den Fotografen. Den resultierenden Qualitätsunterschied zeigt dieses Bild.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Roman Sebulke).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand an einem Sommerabend, hatte gerate meine Kamera in der Hand und dann kam mir dieser Blick entgegen. Konnte noch rechtzeitig den Auslöser bestätigen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Roman Sebulke:

Ein sehr kleines Mädchen blickt in diesem Farbbild mit grossen, dunklen Augen direkt von schräg unten in die Kamera, ohne dazu den Kopf genau in die Bildachse zu drehen. Die Farben des Bildes sind fast ausschliesslich warme Braun- und Hauttöne und das Weiss des T-Shirts der Kleinen.

Kinderschnappschüsse gehören wohl zu den Fotos, von denen die meisten von uns genug gesehen haben – und zwar in allen Varianten:

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Porträt: Gesicht im Profil

Das Seitenporträt hat eine lange Tradition in der Kunst. Es zeigt den Kopf wie ein Scherenschnitt. Solche Bilder haben eine starke formale Kraft, die aber von der Gesichtsform des Models abhängt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Alexander Gohlke).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild wurde damals speziell für einen Wettbewerb zum Thema „Stille“ in unserem örtlichen Fotoclub erstellt. Aufgenommen habe ich es mit einfachem Dauerlicht (Baustrahler!) in meinem Arbeitszimmer zuhause. Modell stand mir die zauberhafte Romina.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Alexander Gohlke:

Ich freue mich schon, die ganze Bildserie anlässlich der Photo Münsingen 2011 bewundern zu dürfen. Die Grundidee, ein Gesicht von der Seite aufzunehmen und so dem Bild eine grosse Ruhe zu vermitteln, finde ich interessant.

Die Seitenansicht war in der ägyptischen Kunst die Regel:

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Porträt mit Vignettierung: Technik und Aussage

Oft sind wir begeistert von der Kraft eines Motivs, vernachlässigen dann aber vielleicht die technischen Aspekte der Aufnahme. Wieweit lassen sich solche „Aufnahmefehler“ mit den heutigen Möglichkeiten der Bildbearbeitung wieder korrigieren?

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Rafael Scheidle).

Kommentar des Fotografen:

Ein relativ spontanes Portrait mit wenig Vor-, aber umso mehr Nachbereitung. Schwarzweiß war von vornherein geplant; wichtig war mir einseitiges Fensterlicht. Die BEA ist kein Filter, o.ä., sondern ist „von Hand“ ´reingewedelt. Ich wollte einen Grat zwischen Realität (normale Kids-Kleidung / Fensterrahmen,…) und Verträumten (eben durch die BEA) erreichen. Der Fokus sollte auf dem Blick liegen. Dank denen, die sich mit dem Foto beschäftigen!

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Rafael Scheidle:

Rafael Scheidle hat recht. Sein Motiv wirkt sehr spontan und natürlich. Der scheue, aber trotzdem neugierige Blick des Mädchens, das grosse Auge, das skeptisch in die Kamera blickt, der abgedrehte Kopf (der so auf uns sehr attraktiv und sympathisch wirkt) und das durch die Haare abgedeckte Auge:

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Die Tränen: Intensiver Moment

Emotionale Porträts sind in der Studioatmosphäre wohl eher eine Seltenheit. Dies hier ist, ob echt oder gestellt, eine Ausnahme von gehobener Eindringlichkeit.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Reinhard Witt).

Kommentar des Fotografen:

Ein Shooting, welches eine andere Wende nahm als geplant.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Reinhard Witt:

Eine Junge Frau, noch fast ein Mädchen, blickt mit leicht geneigtem Kopf in diesem Schwarz-Weiss-Porträt in die Kamera. Das Gesicht nimmt die linke Bildhälfte ein, sie blickt über ihre linke Schulter, die in ein Cape oder einen weissen Schal gehüllt zu sein scheint. Auf ihrer linken Wange rollt eine Träne über die Sommersprossen, eine zweite hängt unter dem Auge in den Wimpern.

Ich kann’s nicht anders sagen – ich bin hingerissen:

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Tageslicht-Porträt: Das Bild des Vaters

Ein gutes Porträt muss nicht aufwändig sein und kann auch mit Tageslicht fotografiert werden, wenn es zur Stimmung und dem Charakter der porträtierten Person passt. So ist es in diesem Fall.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Gregor Goldtberger).

Kommentar des Fotografen:

Ich habe dieses Bild gewählt, da ich mir über das Einzelbild hinaus Anregungen zu meiner Art des Sehens erhoffe. Dieses Bild beinhaltet einige gestalterische Mittel, die ich häufig nutze: Quadrat, Tageslicht, nüchternes und kontrastarmes Farbspektrum, Stofflichkeit und Struktur von Haut und Oberflächen betonen, ruhige Ausstrahlung. Das Bild zeigt meinen Vater und ist das Abschlussbild einer kleinen Serie von Stillleben, die sonst klassisch Glasgefäße, Pflanzen und Obst zeigen. Daher habe ich das leicht barock anmutende, angeschnittene Gemälde im Hintergrund mit Absicht als Querverweis gesetzt.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Gregor Goldtberger:

Ein Porträt der eigenen Eltern ist manchmal schwieriger anzufertigen, als wenn fremde Personen vor der Kamera posieren. Die Nähe und Intimität kann dazu führen, dass zwischen Porträtierten und Fotografen zuviel steht, was in einem Bild nicht gezeigt werden kann.

Im Falle des Porträts des Vaters von Gregor Goldtberger ist das glücklicherweise nicht das Fall:

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Liselotte Strelow: Gesichter der jungen Bundesrepublik

Liselotte Strelow fotografierte die führenden Persönlichkeiten der jungen Bundesrepublik Deutschland. So gab sie den Jahren von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder ein prägendes Gesicht.

[textad]Liselotte Strelow: Marlene Dietrich, 1960, © VG Bild-Kunst, Bonn / LVR-LandesMuseum Bonn

Kaum ein Prominenter in Politik, Wirtschaft und Kultur, welcher „der Strelow“ nicht Porträt gesessen wäre. Im Berliner Willy-Brandt-Haus erinnert eine Ausstellung an die Fotografin, die nun 102 Jahre alt geworden wäre.

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Strassenporträtfoto: Freistellung reicht nicht

Ein Portrait lebt nicht nur von der Pose des Motivs, der Schärfentiefe und der Freistellung, sondern auch vom Licht.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Daniel Haeker).

Kommentar des Fotografen:

Raheem, Obdachloser, lebt auf der Straße und im Obdachlosenheim in Harlem. Ich traf ihn, kaum dass ich die Metro an der Station 125th/Lexington Av. verlassen hatte. Das Bild ist ein „Zwitter“, es handelt sich einerseits um ein spontanes Straßenportrait und insofern um Street Photography, andererseits verschleiert die Freistellung den Zusammenhang, den ein deutlicher wahrnehmbarer Hintergrund bieten würde. Manchmal finde ich ein Gesicht auf der Straße aber einfach so stark, dass ich nicht widerstehen kann, mich nur auf die Person zu konzentrieren und den Hintergrund mit voller Absicht der weit geöffneten Blende zu opfern. Raheems Gesicht, sein blindes Auge, hatte eine enorme Wirkung auf mich und hat sie immer noch. Nachdem wir uns dann eine Weile unterhalten hatten und er mir seinen Gesichtsausdruck mit „I’m an angry old man“ erläutert hatte, fing er an, für weitere Aufnahmen in rascher Folge mit wechselndem Ausdruck zu posieren.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Daniel Haeker:

Ein Portrait auf der Straße. Ein interessantes Gesicht, und vor allem eine schöne Geschichte. Das Foto lebt vor allem durch den persönlichen Austausch vor dem Fotografieren. Technisch ist es sehr gut gelöst. Allerdings stört etwas ganz anderes.

Zur technischen Seite:

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Alice Springs alias June Newton: Die Grippe von Helmut

Alice Springs ist der Künstlername von June Newton. Weil ihr Mann Helmut Newton die Grippe hatte, sprang sie für ihn ein – und begann so mit ihrer eigenen Fotografie.

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Alice Springs: Fashion, Dépêche Mode, Paris 1971

Das war 1970. Die seither in vier Jahrzehnten entstandenen Bilder von June Newton alias Alice Springs sind nun in Berlin ausgestellt.

June Newton ließ sich von Helmut die Handhabung von Kamera und Belichtungsmesser erklären und fotografierte 1970 anstelle ihres Mannes ein Werbebild für die französische Zigarettenmarke Gitanes.

Das Porträt des rauchenden Models war der Startschuss für eine neue Karriere. Anfang der Siebzigerjahre fotografierte Alice Springs einen französischen Haarstylisten. Die Werbebilder erschienen als ganzseitige Anzeigen in renommierten Modezeitschriften. Weiterlesen

Ruhiges Kinderportrait: Glücksfall

Es ist eine Kunst, bei zappeligen Kindern ruhig wirkende Portraits zu erstellen. Mit etwas Körnung und Tonung wirken sie dann sogar zeitlos.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Stephan Bremicker).

Kommentar des Fotografen:

Wo ist die Marie? Da ist die Marie! Dieses Bild ist beim Spielen mit unserer Kleinsten entstanden. Momentan versuche ich bei meinen Portraits die Umgebung etwas stärker mit einzubeziehen, um ein Gefühl für die Situation dem Betrachter zu vermitteln. Bei der Bearbeitung war mein Ziel, das Bild auf das Wesentlichste zu reduzieren, um so ihren aufgeweckten und freudigen Blick voll zur Geltung zu bringen. Ebenso hat mich die Situation mit starkem Gegenlicht und einem relativ starken Kontrast zum dunklen Vorhang gereizt. Nun würde mich natürlich sehr die Meinung eines Profis interessieren, was ich gegebenenfalls noch besser machen könnte.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Stephan Bremicker:

Bei Portraits entscheiden Sekunden zwischen Gelingen und Vermasseln. Bei Portraits von Kindern sind es eher Millisekunden. Die wenigen, die Dir zur Verfügung standen, hast Du hier jedoch gut genutzt.

Das Modell, in diesem Fall Deine kleine Tochter Marie, schaut mit einem leicht verschmitzten Blick direkt in die Kamera. Als Bildformat wurde das Quadrat gewählt, und auch das Hauptmotiv – der Kopf – befindet sich direkt in der Bildmitte.

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Tempel-Porträt: Ruhender Mönch

Der Blick des Mönches zieht den Betrachter gleich in das Foto rein – es bleibt kaum Zeit, um den symmetrischen Hintergrund zu würdigen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Patrik Dietrich).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand an einem Abend in Myanmar in der Shwedagon Pagode in Yangon. Er saß in einer Ecke vor einer Säule. Mich hat der stumme Blick des Mönchs fasziniert, die faltige Haut, das rote Gewand. Es gibt nicht viele Menschen, die schweigend eine Aura haben… er hatte sie!

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Patrik Dietrich:

Majestätisch: Das ist der erste Gedanke, der mir beim Betrachten des Fotos durch den Kopf geht. Der Fotograf Patrik Dietrich hat hier einen sitzenden alten burmesischen Mönch in einem roten Gewand vor einer fast ebenso roten Pagode abgebildet.

Das Besondere daran:

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