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Streetfotografie: Das Gewusel der Großstadt

Kann Streetfotografie von der Übersichtsaufnahme her gelingen? Ein Versuch, die Frage in Bildschnitten zu beantworten.

Tramway

Leser Niklas Kääb aus München hat uns das obige Bild unter dem Titel „Tramway” in der Kategorie ‚Street/Strasse‘ zur Besprechung eingereicht.

„Ein Bild, das vor ca. einem Jahr relativ spontan in einer der Istanbuler Hauptstraßen, der İstiklal Caddesi entstanden ist. Mangels Photoshop habe ich die Bearbeitung mit Gimp durchgeführt. Nach einem standardmäßigem Weißabgleich habe ich zusätzlich den Rotanteil in den Schatten und Mitten leicht nach oben geschraubt, sowie etwas Helligkeit ausgenommen, so wie den Kontrast leicht nach oben. Leider kann ich mich hier nicht mehr an die genauen Werte erinnern.”

Zur Aufnahme wurde eine Canon EOS 1100D mit Kitobjektiv Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 III verwendet. Die Brennweite betrug 18 mm (entsprechend knapp 29 mm Kleinbildäquivalent bei einem Formatfaktor von 1.6), die Belichtungsdaten waren 1/100 Sekunde bei Blende f/5,6 und ISO 100 .

Ich wage es ja fast gar nicht zu sagen, aber manchmal bin ich ja richtiggehend froh, wenn Bilder in voller Auflösung (wie hier mit 4272 mal 2848 Pixel) eingereicht werden, da dann noch einige Beschnitt- und Auswahlreserven bestehen (siehe unten). Doch betrachten wir zunächst wieder die grundsätzlichen Bildelemente. Weiterlesen

Bewegungsunschärfe: Flirrendes Großstadtleben

Urbane Motive und Bewegungsunschärfe passen gut zusammen.

Rush Hour Bewegungsunschärfe in einem Stadtbild

Rush Hour: Bewegungsunscharfe Stadtszene © Wolfgang Everding

Unser Leser Wolfgang Everding aus Bremen hat uns das obige Bild unter dem Titel „rush hour” in der Kategorie ‚Street/Strasse‘ zur Besprechung eingereicht. Er schreibt dazu:

„Situation vor einer U_Bahnstation in Peking. Ich wollte die Bewegung der Menschen aufnehmen und habe beim Gehen mit langer Belichtunszeit mehrmals abgedrückt. Dieses Foto finde ich ist mir gut gelungen.”

Zu Ausrüstung und Aufnahmedaten liegen keine Informationen vor.

Betrachten wir zunächst wieder die grundsätzlichen Bildelemente. Weiterlesen

Einführung in die Street Fotografie/Straßenfotografie – Teil 4/4: How-To Tipps

In diesem letzten Teil, nach all den allgemeinen Betrachtungen der letzten drei Teile, möchte ich noch ein paar Tipps geben, wie bessere Street Aufnahmen zustande kommen.

  • Nimm Dir Zeit – Insbesondere in Großstädten ist das Tempo des Lebens so rasant, daß man von allen Seiten mit Reizen überflutet wird. Wo unzählige gute Motive gewesen wären, kommt man dann mit keinen oder mittelmäßigen Aufnahmen nach Hause. Anstatt einen ganzen Tag hektisch durch die Stadt zu rennen, ist es deshalb ratsamer, sich auf einen Markt im Freien, einen Straßenzug, ein Viertel zu konzentrieren.

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Einführung in die Street Fotografie/Straßenfotografie – Teil 2/4: Muß Street kompositionell/technisch perfekt sein?

Nach meiner Begriffsbestimmung steht Perfektion nicht im Vordergrund. Viele Street Aufnahmen sind kompositionell und technisch perfekt, aber viele sind es eben nicht. Doch da sie die Zeit und den Ort so perfekt eingefangen haben, akzeptiert man es als Kompromiß.


Es existiert beispielsweise ein Foto von Helen Levitt von circa 1940, das einen kleinen Jungen und ein etwa gleichaltriges Mädchen beim Tanzen auf der Straße zeigt. Sie haben die Arme erhoben, selbstvergessen, und scheinbar nicht bemerkt, daß sie fotografiert wurden. Der kleine junge ist Afroamerikaner, das Mädchen weiß – und in einer Zeit, als es verpönt oder mancherorts gar verboten war, sich mit jemandem der anderen „Rasse“ abzugeben, ist das Foto deshalb noch bemerkenswerter. Es ist auch beim genauen Hinsehen etwas unscharf, aber sonst so perfekt eingefangen, daß diese Unschärfe dem Bild keinen Abbruch tut.
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Einführung in die Street Fotografie/Straßenfotografie – Teil 1: Wie definiert man Street?

Der folgende Artikel richtet sich an Fotografen, die gerne mit der Kamera einen Ort erkunden, aber nur eine vage Vorstellung davon haben, was genau Street eigentlich ausmacht.


Hier auf fokussiert bekommen wir oft Bilder geboten, die jemand sozusagen im Vorbeigehen in einer Großstadt geschossen hat. Diese werden gerne unter „Straßenfotografie“ eingereicht, auch wenn es sich eher um einen Urlaubsschnappschuß handelt. Und konsequenterweise bekomme ich als Kritiker dann die Frage gestellt, was Street Fotografie denn eigentlich sei. Berühmte Vertreter des Genres, man denke an Henri Cartier-Bresson, haben Street ihren Stempel aufgedrückt, ohne den Begriff in eine Form zu gießen, die es für andere leichter macht, ihn zu erfassen.
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Strassenfotografie: Die Bühne Haltestelle

Im Alltag und auf der Strasse verhalten sich Menschen ihrem Kulturkreis und der Situation entprechend verschieden. Vor allem Wartesituationen haben es in sich.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Reinhard Krause).

Kommentar des Fotografen:

Tram-haltestelle; ursprünglich in Farbe. Das Foto wurde gemacht kurz bevor die Bahn kam – also wenig Zeit zum reagieren. „Aneinandergereite“ Personen, verschiedene Körperhaltungen, lässig-Großstadt, beiläufig.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Reinhard Krause:

Neun Personen sind insgesamt auf diesem frontal aufgenommenen Schwarz-Weiss Bild einer Tramhaltestelle in Berlin (?) zu sehen. Sie stehen dabei paarweise und allein, aber in einer Linie, wie aufgereiht auf der Perlenschnur, kümmern sich aber allesamt nicht um die anderen Wartenden.

Angeblich werden die Stockwerksanzeigern in Fahrstühlen immer hoch angebracht, damit sich die Menschen im Lift nicht in die Augen schauen müssen, sondern während der unangenehm gedrängten Fahrt gebannt woanders hinblicken können:

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Nachtaufnahme: Die quicklebendige Innenstadt

Architektur, Standort, Tageszeit, Belichtungszeit, Brennweite und Bildbearbeitung: Das sind die Faktoren, um dieses Foto zu einem lebendigen und beeindruckenden Architekturfoto werden zu lassen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Johannes Heuckeroth).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto ist im Geschäftsviertel von Paris aufgenommen – dem gigantischen Stadtteil La Defense mit seinen vielen imposanten Bauten. Ich hatte vorher schon Ansichten von diesem Standort gesehen und wollte meine eigene Version festhalten. Ich habe begonnen bei Sonnenuntergang Fotos zu machen und fotografiert bis das letzte Bisschen der blauen Stunde am Himmel verschwunden war. Später habe ich mir aus den Aufnahmen den für mich perfekten Moment der blauen Stunde herausgepickt. Der gewählte Standort zeigt die Sicht auf zwei Welten und ihre Grenzen, das Geschäftsviertel mit seinen Bürotürmen und unterirdischen Straßen sowie einen Vorort im Hintergrund. Der Fußsteg links im Weg verbindet beide Welten. Das Foto besteht aus mehreren einzelnen Hochkantaufnahmen, die jeweils mit 17mm an einer Vollformatkamera aufgenommen wurden und später zum fertigen Panorama zusammengefügt wurden.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Johannes Heuckeroth:

Architekturfotos können schnell langweilig und leblos aussehen. Umso schöner ist es, wenn ein Fotograf es schafft, Bürogebäude und Straßen so mit einer Kamera festzuhalten, dass das quirlige Leben einer Großstadt – in diesem Fall der Stadtteil La Defense in Frankreichs Hauptstadt Paris – zum Greifen spürbar ist:

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Abisag Tüllmann: Fotografierte Zeitgeschichte

Das Lebenswerk von Abisag Tüllmann gilt es zu entdecken. Es ist eine Zeitgeschichte in Fotografien – erzählt seit den späten Fünfzigerjahren.

[textad]Abisag Tüllmann, Im Terrassencafé, Frankfurt / M., 1968

Die Arbeit der Frankfurter Fotografin vereint Bildreportagen und Theaterfotografie. Ihre Bilder aus vierzig Jahren freier bildjournalistischer und künstlerischer Fotografie sind nun erstmals im Historischen Museum Frankfurt ausgestellt. Weiterlesen

Ellen von Unwerth: Berlin bei Nacht

Ellen von Unwerth entdeckte einst Claudia Schiffer. In neuen Bildern zeigt sie uns ihr Berlin bei Nacht.

[textad]© Ellen von Unwerth – aus: Berlin bei Nacht

Das „Berliner Nachtleben“ entstand als Werbekampagne für einen Shampoohersteller. Es will aber doch authentisches Zeugnis sein, versichern Ellen von Unwerth und die Ausstellungsmacher vom NRW-Forum Düsseldorf. Weiterlesen

Strassenfoto: Ein Baum im Mittelpunkt

Manchmal macht sich ein Bild durch ein ungewöhnliches Motiv fast von allein. Aber die Wahl des richtigen Standpunktes und Bildausschnitts bleibt trotzdem Aufgabe des Fotografen.

[textad]

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Markus Kohlhoff).

© Markus Kohlhoff – Nikon D700 – 1/640s – f/5.6 – ISO 200 – 50mm

Kommentar des Fotografen:

Bei diesem Baum musste ich zweimal hingucken, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Er steht an einer wochentags sehr verkehrsreichen Haupteinfallstraße. Ich habe zuerst versucht, die Krümmungen mit Weitwinkel einzufangen, was aber viele störende Hintergrundelemente abbildete. Das Bild hier ist eine – leider nicht ganz scharfe – Ausschnittsvergrößerung. Mir gefällt an diesem Bild besonders der Kontrast naturgemacht (krumm) contra menschengemacht (gerade). Wie könnte man diesen „Urwuchs“ noch besser einfangen?

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Markus Kohlhoff:

Zuerst dachte ich beim Anblick des Fotos: Mann, da hat dem Baum aber jemand eine riesige Schleife umgebunden. Erst auf dem zweiten Blick erkannte ich, dass der Baum selbst diese beeindruckenden Windungen macht.

Der Fotograf Markus Kohlhoff hat das richtige Auge gehabt, diese merkwürdige Besonderheit zu erkennen und mit seiner Kamera festzuhalten. Wie er selbst in der schreibt, besteht hier die größte Schwierigkeit darin, den richtigen Bildwinkel zu finden, in dem die Baumkrümmung die meiste Aufmerksamkeit erhält, idealerweise mit so wenig störenden Hintergrund-Bildelementen wie möglich.

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