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Naturfotografie: Bedingungen sind relativ

Was sind „gute Bedingungen“? Für Fotografen gelten andere Massstäbe als für Touristen. Zur richtigen Einstellung gehört deswegen auch die richtige Ausrüstung, um aus dem Regenmorgen eine fotografische Party zu machen.

Ladybird Johnson Grove, Redwood Ntl. Park, Nordkalifornien (© Peter Sennhauser)

Ladybird Johnson Grove, Redwood Ntl. Park, Nordkalifornien (© Peter Sennhauser)

Meine Finger sind klamm, die Ärmel des dünnen REI-Jäckchens kleben bis zu den Ellenbogen an meinen nassen Armen. Die Kapuze meines Ponchos ist in der Mitte gerissen. Der prasselnde Regen läuft an der Plastikhaut ab und durchnässt meine leichte Nylon-Outdoor-Hose vom Knie an abwärts.

Ich nehme den Objektivdeckel ab, schütze die Frontöffnung mit der linken notdürftig gegen Regentropfen und wische schimpfend den Polfilter ab, der sich vor dem kalten Objektiv permanent beschlägt.

Da kommt Workshop-Leiter Don Smith auf dem Waldpfad um die Ecke und ruft mir begeistert zu: „Wir bleiben eine Stunde länger – die Bedingungen sind einfach grossartig!“

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Fingerübungen – Sternspuren: Heller als gedacht

Sternspurenbilder bedingen eine dunkle Nacht mit wenig Umgebungslicht – oder eine gute Komposition und korrekt gesetzten Fokus. Ein Erfahrungsbericht vom Mono Lake.

[textad]Sternspuren am Mono Lake. © Peter Sennhauser 2011. Nikon D300, Sigma 10-20mm, ISO 400, 10mm, f/5.6, Belichtungszeit 39 Minuten und 43 Sekunden

Tom ist schuld. Der Amateurfotograf aus St. Louis, der zufällig in der gleichen Nacht wie ich am Mono Lake in Kalifornien Sternspuren fotografierte, bannte mich mit seinen Erzählungen über das Grizzly-Camp in Alaska, wo er vor einem Jahr in vier Tagen 3700 Bärenfotos geschossen hat.

Und so wurde aus unserer ursprünglich auf 30 Minuten angelegten Belichtung ein 40-Minuten-Bild. Jedenfalls in meiner Nikon D300:

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Julius Shulman: Architektur-Ansichten

Das abendliche Los Angeles setzt sich im Fenster eines Hauses scheinbar fort. Eine Fotografie von Julius Shulman, der als einer der bedeutendsten Architekturfotografen gilt.

[textad]Julius Shulman/Jürgen Nogai: Blue Jay Way House, Los Angeles, 2006, Architekt: Zoltan Pali © J. Nogai

Julius Shulmans „Ansichten“ von der Architektur prägt das Genre bis heute. In diesem Oktober wäre er hundert geworden, sein Lebenswerk wird aktuell in Mannheim gezeigt.

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Landschaftsfotografie: Sehen statt denken

In der Landschaftsfotografie zählt allein das Sehen. Wer zuviel nachdenkt, läuft Gefahr, in die Dokumentarfotografie zu verfallen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Roland Wagner).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand im vergangenen Sommer in den Alabama Hills, einem Gebiet mit einer Unzahl abgerundeter Felsformationen vor der aufragenden Sierra Nevada in Kalifornien. Die Gegend diente bereits als Kulisse zahlreiche Filme (unter anderem: Gladiator). Es gibt einige schön anzuschauende Felsbögen. Dieser hier wird Boot Arch genannt. Das Bild entstand am Abend, da nur zu dieser Tageszeit das Licht von der richtigen Seite kommt. Den Standort habe ich versucht, so zu wählen, dass die Form der Öffnung genau so zu sehen ist, damit sich der Name des Arches erklärt. Als Brennweite wurden 10 mm gewählt. Damit auch der Hintergrund noch einigermaßen scharf ist, wurde die Blende 14 verwendet. Ich freue mich auf eine kritische Betrachtung.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Roland Wagner:

Ein verwitterter Steinbogen in einer rundgeschliffenen Felsformation steht in der linken Hälfte dieses Farbbildes vor dem Hintergrund einer Gebirgskette unter einem von Schleierwolken durchzogenen blauen Himmel. Weiterlesen

Noch mehr Mondfotografie: Hoch oben am Himmel…

Mondbilder aus San Francisco: Diesmal hat’s fast rundherum geklappt. Die letzte Knacknuss bei der Planung von Vollmond-Bildern bleibt die Höhe des Mondes zu einer bestimmten Zeit.

Ein Himmel, wie ihn sich Fotografen wünschen: Der Mond über der Bucht von San Francisco, die Barockputen verstecken sich hinter dem Rosa. (Bilder PS)

Ein Himmel, wie ihn sich Fotografen wünschen: Der Mond über der Bucht von San Francisco, die Barockputen verstecken sich hinter dem Rosa. (Bilder PS)

Es hat sich diesmal wirklich gelohnt: Ich habe zum wiederholten Male ausgiebig mit Winkelmesser und Mondstandstabellen herumprobiert und in Google Earth nach Standorten gesucht – und diesmal sogar den wichtigsten in der Stadt vorgängig ausgekundschaftet. Am ersten der beiden Mondshooting-Tagen war der Erdtrabant zwar ein bisschen hoch über meinem Motiv, aber der flammende Himmel – Waldbränden in Südkalifornien sei Dank – hat mich mehr als entschädigt. Die Bilder in der Stadt am Donnerstag gelangen fast genau so, wie ich sie geplant hatte.

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Fingerübungen – Wasserspiele: Der Ozean läuft aus

Wasser als Motiv erlaubt eine Unmenge an fotografischen Effekten. Ein paar Spielereien mit der Verschlusszeit am Ufer des Pazifik zeigen, dass hier der Fotograf das Motiv gestaltet.

Klick für Legende und Vollansicht. (Bilder PS)

Wer den Ozean vor der Haustüre hat, sollte als Fotograf dankbar sein: Die Küste bietet Unmengen an spannenden Motiven. Neben vielen anderen Dingen ist die Brandung – die bewegte Wassermasse selber, die Landschaft und Lebewesen zugleich zu sein scheint – ein Abenteuer für sich. Kaum sonstwo spielt die Belichtungszeit in der Landschaftsfotografie eine grössere Rolle, kann das Motiv selber durch die Wahl der Verschlusszeit vom Fotografen gestaltet werden. Die Unterschiede zwischen Langzeit- und Kurzbelichtung machen ganze Bilderwelten aus.

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Fingerübungen – Vogelfotografie: Nah dran ist nicht genug

Vögel gehören wohl zu den beliebtesten Wild-Tiermotiven: Sie sind fast überall anzutreffen. Deshalb ist es aber auch schwieriger, interessante Bilder zu schiessen.

Junger Hawk im Golden Gate Park - etwas langweilig...(© PS)

Eigentlich bin ich am Sonntag auf den Erdbeerhügel im Goldengate-Park spaziert, um den Kolibris aufzulauern. Aber schon unterwegs fragten mich andere Parkgänger, ob ich die Eulen suche oder die Falken (man kennt hier die Parktiere schon fast beim Namen – dabei sind sie alle wild!), und übrigens sässen zwei der Jungfalken (oder Habichte? „Hawks“) oben auf dem Berg gut sichtbar in einer Tanne.

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Deanna Templeton: Zeichen auf der Haut

Zeichen, Namen, Markenlogos kritzeln Skater in Kalifornien ihren Fans auf die Haut. Deanna Templeton hat diese Szene fotografiert und zeigt die Bilder jetzt in Düsseldorf.

Deanna Templeton: ohne Titel„Scratch My Name on Your Arm“ – so heißt die Ausstellung im NRW-Forum ab 4. April. Die Bllder zeigen zeigen junge Skateboard-Groupies, die ihre Körperteile ihren Idolen aus der Skateboardszene überschreiben – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

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Pirkle Jones: Photojournalist und Künstler

Pirkle Jones war in Kalifornien eine Fotografenlegende. Der Freund und Schüler von Ansel Adams war ein Meister der narrativen Fotografie. Er ist Mitte März verstorben.

Pirkle Jones: Ein Haus wird umgesiedelt 1956. © Pirkle Jones, SFMoma, www.sfmoma.com

Ich hatte noch nie von Pirkle Jones gehört, bis ich den Nachruf in der NYT las. Inzwischen bin ich sicher, viele seiner Bilder schon gesehen zu haben. Als Foto-Journalist hat Jones vor allem in Kalifornien grosse Projekte realisiert, darunter seine Ansicht vom „Tod eines Tals“ (Death of a Valley“, 1956). Weiterlesen

Landschaft: Farbe als Motiv

Landschaftsfotografie bietet als Motiv auch natürliche Farben, auf die man sich konzentrieren kann. Was sich vor und nach Sonnenuntergang finden lässt, ist phänomenal.

artistspalette.jpg

Die Artists Palette im Death Valley – kurz vor Sonnenuntergang (links) und vier Minuten später (rechts). © Peter Sennhauser

 

Ich bin eine Nachteule. Nicht nur wegen der Zeitverschiebung zu Europa – ich habe schon immer gerne ganze Nächte durchgearbeitet (und ganze Tage verschlafen.)

Das hat Vor- und Nachteile: Einkaufen im Safeway geht um drei Uhr morgens herrlich entspannt (leider habe ich noch keinen 24h-Waschsalon in meiner Umgebung gefunden). Samstägliche Wanderungen mit Freunden, die frühmorgens aufbrechen wollen, fallen dagegen häufig aus.

Der Workshop im Death Valley hat meinen Rhythmus völlig umgedreht:

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