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Architektur-Foto: Geometrie mit Action

Manchmal ist der Strich, den einem etwas durch die Rechnung macht, genau der, den es für ein spannendes Foto braucht. Hier sind dafür ein paar andere zuviel.

Canon EOS 500D Aufnahmedaten: 1/25s bei Blende 3.6 mit 18mm Brennweite und ISO 1000 © Rainer Bachmann

Canon EOS 500D Aufnahmedaten: 1/25s bei Blende 3.6 mit 18mm Brennweite und ISO 1000- „She Came In Through The Bathroom Window“ © Rainer Bachmann

Rainer Bachmann aus Berlin schreibt zu diesem Bild: Beim Besuch im Jüdischen Museum in Berlin spielte ich mit den geometrischen Formen und Linien der Wände und der Kellertreppe und hatte schon das Bild in schwarz/weiß vor den Augen, als plötzlich die Person aus der Tür trat. Ich drückte unwillkürlich ab und finde das Bild nun mit der Person erst eigentlich richtig spannend – sie macht auch die Formenspielerei lebendiger. Insofern bin ich mir gar nicht mehr sicher ob Architektur noch die richtige Kategorie ist, oder doch Schnappschuß treffender wäre.

Spannende Ausgangslage, schönes Motiv, guter Ausgang. Bloss der Heiligenschein, der stört mich:

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Schnappschuss ohne Durchblick: Durchg’schaut

Eine begrenzte Schärfentiefe hat ähnliche Wirkung wie Freistellung. Sie kann Blicke fangen, aber nicht nachhaltig Blicke führen.

durchgschaut

Andreas Spachtholz aus Zangberg schreibt: Das Bild entstand spontan, als ich meine Tochter so interessiert durch das Fernrohr blicken sah. Ich wollte das Bild so gestalten, dass der Betrachter über sie auf die Landschaft gelenkt wird. Deshalb wählte ich die geringe Tiefenschärfe. Leider war für einen zweiten Versuch mit einer kleineren Blende die Zeit nicht mehr da.

Ein junges Mädchen ist auf dieser Farbfotografie von hinten zu sehen, wie es durch ein festmontiertes Münz-Teleskop eine Meeresküste entlang schaut. der Vordergrund mit der Kleinen und einem dunklen Geländer liegt im Schärfebereich, der Hintergrund mit einem Sandstrand voller Felsformationen und in Dunst-Schichtungen in der Ferne aufhellender Küstenwälder liegt in einer leichten Unschärfe.

Das ist ein gelungener Schnappschuss deiner Tochter. Noch viel besser wäre er allerdings, wenn wir auch das Gesicht deiner Tochter sähen, was die Fotografie zu einem schön komponierten Urlaubs-Schnappschuss machen würde. Weiterlesen

Momentaufnahme: Siesta in Cuba

Ein Schnappschuß, der eine Geschichte erzählt.

NIKON D4S - 1/200s f/7.1 - 170 mm - ISO 800 - (c) Adelheid Maria Prünte

NIKON D4S – 1/200s f/7.1 – 170 mm – ISO 800 – (c) Adelheid Maria Prünte

Adelheid Maria Prünte aus Menden schreibt zu diesem Bild:

Ende November, Anfang Dezember war ich für 15 Tage in Cuba. Begeistert kam ich zurück. Am besten wird man in Havanna mit dem Fahrradtaxi befördert. Es war Mittagszeit und der Fahrer legte eine Pause ein. Gerade in dem Moment als ich den Auslöser betätigte, stieß er den Rauch seiner Zigarre aus. Für mich bedeutet das Foto,…. Cuba wie es leibt und lebt.

Zu sehen ist hier ein Mann, der auf etwas Autositzähnlichem ausruht, von der Kamera abgewandt. Der Rahmen darum herum, wie auch seine Armlehne, lassen erraten, daß es sich um irgend eine Art Fortbewegungsmittel handeln muß. Er ist eher dunkelhäutig und sieht von dieser Perspektive fast asiatisch aus, also hätte ich den Ort nicht unbedingt erraten können. Weiterlesen

„Kleinkind und Corbijn“: Dem Hauptbildgegenstand mehr Gewicht verleihen

Schnappschuss mit Kleinkind in einer Ausstellung, der noch ein wenig Nachbearbeitung benötigt.

Kleinkind in Ausstellung

Unser Leser Torsten Groth aus Bochum hat uns das obige Bild unter dem Titel „Corbijn und ein wenig Farbe” in der Kategorie ‚Schnappschuss‘ zur Besprechung eingereicht.

Er schreibt dazu: „In einer Ausstellung mit Bildern von Corbijn waren meine Tochter und ich fast allein unterwegs – rote Jacke, schwarz/weißer Hintergrund, und dann „nur“ das Handy (iphone4 mit zerkratzter Linse zur Hand). Aber wenn ich die vielen Kinder-Bilder, die man (also Vater) so macht im Laufe der Zeit, durchgehe, bleibe ich immer wieder an diesem Bild hängen – habe lange überlegt, ob es anders zugeschnitten sein sollte, mich aber entschlossen, es vollkommen unverändert zu belassen. Freue mich über eine Rückmeldung.(Bilddaten: ISO 125, 4mm, f/2.8, 1/120)”

Längere Zeit habe ich überlegt, „Wie reagiere ich auf dieses Bild, wie empfinde ich es?“ Letztendlich bin ich zum Schluss gekommen, dass die Farben des Kindes in dem eher monochromen Raum alleine wirken, und dass ich den nicht vorhandenen Blickkontakt zu einem sichtbaren Bild an der Wand ignorieren kann. Besser wäre es schon gewesen, bei der Aufnahme gleich darauf zu achten, dass das Kind eines der im Foto befindlichen Bilder anschaut. Auch eine andere Perspektive der Aufnahme, von einem Standpunkt weiter rechts, würde sich dann anbieten.

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„Bahnsteig“: Bewegung vs. Stillstand

Die Linie ist hervorragend geeignet, den Blick des Betrachters zu lenken, Räume aufzuteilen und Dynamik oder Statik zu symbolisieren. Dem Fotografen bietet sie ein einfaches, aber mächtiges Kompositionselement. Wirkungen und Nebenwirkungen wollen wir uns in der folgenden Bildbesprechung vor Augen halten.

bahnsteig3

Unser Leser Bruno Reuter aus dem unterfränkischen Kleinostheim hat uns das obige Bild unter dem Titel „Bahnsteig” in der Kategorie ‚Street/Strasse‘ zur Besprechung eingereicht.

Er schreibt dazu: „Beim Betrachten des Bildes \“MTA\“ von Emil Licht erinnerte ich mich an ein ähnliches Bild von mir. Es entstand an einer Bahnstation in Amsterdam. Ich kam gerade die Treppe hoch und habe schnell das Bild gemacht, im nächsten Moment ging der junge Mann im Vordergrund auch weiter. Ich wollte die Mischung aus Stillstand und Bewegung festhalten. Später fiel mir dann auch die extreme blaue Farbe au, die durch die Fenster zu sehen ist.”

Über Ausrüstung und Aufnahmedaten ist hier nichts bekannt. Das von Bruno mit 4996 Pixel mal 3378 Pixel eingereichte Bild ist für normale Monitore doch etwas groß, so daß ich es für unsere Zwecke auf 1000 Pixel mal 676 Pixel verkleinert habe. Unverändert zeigt sich im Vorschaubild ein kräftiges Moiré, was allerdings im Vollbild verschwindet.

Die Belichtung zeigt sich dem Betrachter ausgewogen. Ein Blick auf das Histogramm bestätigt diesen Eindruck. Die Mehrheit der Tonwerte bewegt sich in den Zonen I bis VII. Geringfügige Abbrüche sind lediglich im Lichterbereich zu verzeichnen. Da es sich hierbei um die Lampen oberhalb des einfahrenden Zuges handelt, sehe ich dies als unproblematisch an. Einzig die Bahnhofsuhr scheint etwas überblendet. Hier hätte man eventuell in der Nachbearbeitung über das Werkzeug “Lichter wiederherstellen” nachjustieren können.

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Leserfoto – «Paris en pleine nuit»: Etwas mehr Nacht bitte

(c) Nicolas Zenz

Eigentlich beginnt doch jeder Urlaub gleich. Streit mit der Freundin, ob das Stativ nun mitkommt oder nicht. Ich habe mich durchgesetzt, das Stativ im Gepäck, leider auch das Versprechen es bei der Stadtbesichtigung zuhause zu lassen (=100% der Zeit). Was macht der kreative Fotograf? Er fotographiert aus dem Hotelfenster bei Nacht. So ist dieses Foto also entstanden.

Mir gefällt es gut, der Freundin (vielleicht aus Trotz, weil ich sie damals aufgeweckt habe?) nicht besonders. Nun fände ich eine professionelle Meinung zu dem Bild interessant. Was könnte man verbessern? Wenn man sich zu lange selbst mit einem Bild beschäftigt, wird man einfach betriebsblind.

Fotodaten:
Sony NEX-C3, Daten: 60mm; F22; 20 Sek. Verschlusszeit; ISO 200

LG Nicolas

Paris ist eine dieser Städte, die einen nicht mehr losläßt, wenn man mal da war. Mir war es nur einmal vergönnt, und ich rede heute noch drüber. Du hast uns einen Schnappschuß eingereicht, der die Stadt bei Nacht zeigt. Zu sehen ist der Fluß, Straßenlichter reihen sich wie Perlen durchs Bild. Weiterlesen

Leserfoto – „Halbzeit“: Absicht und Aussage

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(c) Gregor Boos

Dies Bild ist im Juni, abends nacht 19:00 Uhr, in Lübeck im Aegidienhof entstanden.
In dem Moment, als ich ihn betreten hatte, ist mir dieser Ball sofort aufgefallen, wie gerade eben liegengelassen.
Fotografiert wurde es mit einem SLR Magic 35mm f/1.7 (C-Mount Objektiv an Micro Four Thirds Adapter) an einer Olympus E-PL3.
Blende geschätzt f/8 (der Einstellweg zwischen f/5,6 und f/16 beträgt knapp 10mm und das Objektiv hat keine Blendenrastung). Das Objektiv hat auf Grund seiner Konstruktion je nach Blende einen mehr oder weniger großen scharfen Spot und bildet außerhalb dieses Spots unscharf ab. Scharfgestellt wurde auf den Ball.

Grundsätzlich muß ein Bild ohne die Erklärung des Fotografen, was er intendiert hat, bestehen können – es in der Hinsicht, also intentionalistisch, zu beurteilen, wird im allgemeinen als falsch angesehen. In diesem Sinne betrachte ich Dein Bild, und sehe eine Fußball vor einem Baum. Die Ränder sind verschwommen dargestellt, was auf den ersten Blick entweder dem Objektiv oder der Nachbearbeitung geschuldet ist. Weiterlesen

Leserfoto – „Fußball, auf den Hund gekommen“: Schnappschuß mit Tiefgang

Gute Fotos regen zum Nachdenken an, doch sollte man kompositionelle Entscheidungen aus einem Grund treffen.

(c) Hans Praefke

Das Bild entstand 2014 in Buenos Aires im Problembezirk La Boca

Marke: NIKON CORPORATION, Modell: NIKON D3000, Belichtungszeit: 10/2500, ISO: 200, Blende: 110/10, Brennweite: 180/10

Nachdem ich dieses Bild ausgewählt hatte – ja, der Hund hatte es mir auch angetan – habe ich erst einmal recherchiert. Das mache ich zwar sonst auch, aber wenn Dein „Modell“ hier ein Tutu angehabt hätte, wäre die Aussage der Aufnahme eine vollkommen andere. Weiterlesen

Leserfoto – „Treppe“: Architektur als Abstrakt

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, lassen sich auch aus eher unscheinbaren Motiven außergewöhnliche Fotos herausholen.

(c) Oliver Bedford

Schnappschuss einer Kolonnade in Hamburg – genauen Ort kann ich nicht mehr rekonstruieren. Perspektive korrigiert, in S/W gewandelt, Kontrast erhöht und beschnitten.

Ein Fotografenfreund hat mir einmal gesagt, die Herausforderung in der Fotografie sei oft nicht, spektakuläre Motive angemessen abzulichten (man muß sich beispielsweise regelrecht bemühen, vom Grand Canyon schlechte Bilder zu machen, obwohl es die leider auch zuhauf gibt), sondern im Alltäglichen das Interessante abzubilden. Das ist Dir hier meines Erachtens gelungen. Bei Deiner Aufnahme mußte ich zweimal hinsehen, bis mir die Illusion klar wurde, und das hat mich schließlich zur Auswahl bewegt.
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Leserfoto: Die verborgenen Schnappschüsse der Festplatte

Oft ist von längst verloren geglaubten Perlen der Fotografie die Rede, die jahrelang unbemerkt auf der heimischen Festplatte schlummerten und erst durch eine spätere Bildbearbeitung zu vollem Glanz emporsteigen. Nur: Nicht jedem Foto ist dieses Märchen vergönnt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Peter Keit).

Kommentar des Fotografen:

Winziger Ausschnitt aus Schnappschuss. Sonntäglicher Trödelmarkt Boxhagener Platz Berlin-Friedrichshain. weitgehende Bearbeitung mit Picasa 3, um die techn. Unzulänglichkeiten in Vorzüge zu verwandeln, die durch professionell perfekte Aufnahmen mit Qualitätskamera kaum zu erreichen. Wie oftmals, habe ich das Motiv erst beim durchmustern des Originalfotos entdeckt.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Peter Keit:

Der berühmte Fotograf Robert Capa hat gesagt: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, bist du nicht dicht genug dran.“ Und dieser Mann war Kriegsfotograf, kein Flaneur, der beim Spazierengehen hofft, zufällig einige schöne Bilder machen zu können. Ein sicheres Zeichen, dass dieser Spruch auf die eigenen Fotos zutrifft, ist, wenn man das Bild stark beschneiden muss oder nur „winzige Ausschnitte“ aus dem Originalfoto nehmen kann, damit es einem selbst zusagt.

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