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Möwenbild: Fehlender Bezug

Schnappschüsse sind attraktiv. Sie wirken spontan und erzählen uns oft eine kleine Geschichte. Aber damit sie auch wirken, benötigen sie einen für den Aussenstehenden Betrachter erkennbaren Grund und Bezug.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ralf Joost).

Kommentar des Fotografen:

Die Möwe, welche anscheinend auf Schaufensterbummel ist, sah ich in Alkmaar in der Nähe des Käsemarkts. Bei der Bildbearbeitung habe ich die Schärfe und die Helligkeit leicht korrigiert. Aufgenommen wurde es im Juli 2011.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Ralf Joost:

Ralf Joost hat mit seinem Schnappschuss eine Momentaufnahme eine Situation in einer Stadt aufgenommen. Die Möwe marschiert hier gemütlich, stolz und angstfrei über den Straßenbelag. Diese Situation ist für uns ungewöhnlich, weil normalerweise Vögel ziemlich schreckhaft sind und schnell wegfliegen, wenn man sich nähert.

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Locationshooting: Geschichte im Kopf

An grossartigen Lokalitäten braucht der Fotograf häufig gar keine aufwändig inszenierte Pose des Modells. Ein einfaches Situationsbild ist oft wirksamer.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Simon Schmitz).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild entstand, als ich mit einer Freundin ein paar Photos in einer alten Ziegelfabrik gemacht habe. Ich habe noch einen Stuhl mit zurück genommen und konnte dann die zufällig entstandene Distanz für dieses Bild nutzen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Simon Schmitz:

Eine junge Frau in leuchtend orangem Trägershirt, schwarzem Jupe und hohen Absätzen spatziert in dieser Farbaufnahme durch eine schmale, offenbar verfallende Fabrikhalle. Die Frau geht von der Kamera weg und richtet mit beiden Händen ihr Haar.

Auch wenn Dein Modell hier einen klaren Blickfang setzt – das eigentliche Motiv der Fotografie ist die Fabrikhalle – und es ist ein grossartiges dazu:

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Laubdach: Verfremdende Lichtspiele

Manchmal reicht eine ungewöhliche Perspektive für ein spannendes Bild.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sven Ring).

Kommentar des Fotografen:

Allee am Schaumainkai in Frankfurt. Mich beeindruckte das Licht- und Schattenspiel zwischen den hellgrünen Blättern, wirkte es in Farbe noch frühlingshaft frisch, bekommt der „Tunnel“ in der sw-Bearbeitung etwas Geheimnisvolles.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Sven Ring:

Eine Platanenallee in vollem Laub ist in dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme zu sehen. der Blick führt offenbar leicht nach schräg oben in die Kronen der Bäume; durch diese bricht das Licht in gleissenden Ausbrennungen in der Aufnahme nur punktweise herein, das Blätterdach ist relativ dicht und zeigt ein Muster aus Grauwerten. Darunter sind die Stämme der Bäume in der Allee zu erkennen und in der Tiefe des Bildes der Tunnel, den sie bilden.

Diese Aufnahme greift ein einfaches Motiv aus dem Alltag auf, das Dir unterwegs aufgefallen ist – ich würde sie deshalb nicht de Landschaftsfotografie zuordnen, sondern mehr als Schnappschuss bezeichnen, ohne dass das abwertend wirken soll:

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Schnappschuss: Einsame Flaschen am Rhein

Wenn ein Foto eine Stimmung gut transportiert, kann auch über einige technische Fehler hinweggesehen werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Saskia Clemens).

Kommentar des Fotografen:

Eigentlich hatte ich es nur auf die Hafengebäude im Hintergrund abgesehen… aber dann gab es da diese Bank mit den beiden ‚herrenlosen‘ Flaschen und das Licht war grad so gut!

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Saskia Clemens:

Nüchtern gesehen ist das Bild misslungen: Der Himmel ist überstrahlt und der Horizont ausgefressen, zusätzlich hat das Foto einen Farbstich ins Gelbe. Als Schnappschuss gesehen ist das Bild jedoch gelungen, auch wegen der eben genannten Fehler. Klingt paradox?

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Streetfoto: Erinnerung an alte Zeiten

Fotografien können uns an längst vergangene Zeiten erinnern. Bei dieser Aufnahme versucht Antje Kessler die Bildstimmung des 19. Jahrhunderts zu zeigen, was ihr auch ganz gut gelingt.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Antje Kessler).

Kommentar des Fotografen:

Ein Schnappschuss vom Wave Gotik Treffen 2011. Etwas abseits vom „Catwalk“-Trubel auf dem viktorianischen Picknick saßen diese beiden Leute ins Gespräch vertieft. Ich mag die versunkene Stimmung an dem Bild, die den Anschein einer anderen Zeit erweckt. Durch die körnige SW-Bearbeitung habe ich versucht, das noch zu verstärken.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Antje Kessler:

Die Kleider der Personen auf unseren Bildern geben uns immer einen Zeitbezug. Tragen sie allerdings, wie bei dieser Aufnahme von Antje Kessler, historische Kleider, so gibt es eine „Verwirrung“. Moderne Aufnahmetechnik und historische Kostüme scheinen ein Widerspruch zu sein: Weiterlesen

Stillleben: Im kalten Kerzenlicht

Ein Stillleben ist kein Schnappschuss. Im Gegenteil: Bei einem Stillleben hat der Fotograf jede Zeit der Welt (wenn es nicht gerade Eiscreme ist), sein Motiv so sorgfältig und detailverliebt zu arrangieren, wie es seine Vision erfordert. Bei diesem Foto wurde dieser Vorteil jedoch sträflich ignoriert.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Bernhard Schneck).

Kommentar des Fotografen:

Das Windlicht strahlt Licht und Wärme aus, leicht verstärkt durch die Spiegelung im Glasgefäß. Das Foto sollte etwas von dieser Ausstrahlung wiedergeben. Das Motiv wurde nicht arrangiert. Vielmehr entstand das Foto eher zufällig auf der Ausstellung „Garten München 2011“.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Bernhard Schneck:

Ein Stillleben ist kein Schnappschuss. Im Gegenteil: Bei einem Stillleben hat der Fotograf jede Zeit der Welt (wenn es nicht gerade Eiscreme ist), sein Motiv so sorgfältig und detailverliebt zu arrangieren, wie es seine Vision erfordert. Das ist der grundlegende Widerspruch dieses Fotos:

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Schnappschuss: Regeln kennen vor dem Brechen

Manche Genres der Fotografie haben bestimmte Regeln, nach denen Profis auf dem Gebiet vorgehen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Architekturfotografie ist eines davon.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Lehmann).

Kommentar des Fotografen:

Architekturfoto in Essen, Ruhrgebiet, fotografiert mit Medion Kamera

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Michael Lehmann:

Zunächst einmal im Sinne voller Transparenz, dieses Bild wurde ursprünglich unter „Architektur“ eingereicht, und ich bin von Haus aus kein Architekturfotograf. Das muß man aber auch nicht sein, um bestimmte Regeln und ihr Fehlen hier zu (er)kennen.

Was mir an Deinem Foto gefallen hat, war die bunte Fassade, die mich auch in ihren Bann gezogen hätte. Das Foto hat allerdings für mich keinen Architektur-, sondern einen Schnappschußcharakte:

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Kinderblick: Eine Summe von Details

Das Zufällige an einem Schnappschuss ist die Situation, die er einfängt – nicht die Handhabung der Ausrüstung durch den Fotografen. Den resultierenden Qualitätsunterschied zeigt dieses Bild.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Roman Sebulke).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand an einem Sommerabend, hatte gerate meine Kamera in der Hand und dann kam mir dieser Blick entgegen. Konnte noch rechtzeitig den Auslöser bestätigen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Roman Sebulke:

Ein sehr kleines Mädchen blickt in diesem Farbbild mit grossen, dunklen Augen direkt von schräg unten in die Kamera, ohne dazu den Kopf genau in die Bildachse zu drehen. Die Farben des Bildes sind fast ausschliesslich warme Braun- und Hauttöne und das Weiss des T-Shirts der Kleinen.

Kinderschnappschüsse gehören wohl zu den Fotos, von denen die meisten von uns genug gesehen haben – und zwar in allen Varianten:

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Der Sperling: Spatz in der Hand

Tierfotos, auch von Haustieren, haben den Bonus des „Jööööh-Effekts“. Das sollte Fotografen nicht verleiten, sich mit dem schnellen Schnappschuss zufrieden zu geben.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Christoph Michel).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand bei einem Zoobesuch. Nach unzähligen Bildern von Tieren hinter Zäunen und Gittern, gelang dieser Schnappschuss während der Rast am Mittag. Der kleine Vogel saß seelenruhig auf der Tischkante und wartete wie selbstverständlich darauf, an der Nahrungsaufnahme teilzunehmen. Ein unvorhergesehener Schnappschuss, dessen Wirkung mir erst zu Hause bewusst wurde.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Christoph Michel:

Ein Sperling sitzt auf einer Holzplatte und äugt mit schräg gehaltenem Kopf in die Kamera.

Du bezeichnest diese Aufnahme selber als Schnappschuss, hast sie aber in der Kategorie Naturfoto – die wir für Bilder von Haus- und anderen Tieren und von Pflanzen vorschlagen, eingereicht. Das soll kein Vorwurf sein:

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Naturfoto: Der Kreis des Lebens

In der Natur ist nicht alles lieblich, aber mancher unappetitliche Anblick macht nachdenklich und bedeutet mehr als die Summe der Dinge.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Christoph Holz).

Kommentar des Fotografen:

Geprägt wird dieses Bild von einem Widerspruch; Ein totes Lebewesen, an dem sich eine Fliege zu schaffen macht. Im Vorbeigehen würde dies wohl bei vielen Menschen ekel hervorrufen. Doch gleichzeitig harmonisieren die Beiden ausgesprochen gut; Das Licht, die Nähe, ein anmutender „Kuss“ bringt sie in Einklang. Das Foto ist natürlich ein Schnappschuss: Schnell musste reagiert werden, die Fliege im richtigen Moment getroffen werden. Gleichzeitig sollte natürlich Umgebung, Licht und Bildkomposition stimmen. Genau darauf zielt auch die Frage ab: Wie am besten reagieren und fotografieren wenn’s schnell gehen muss und der passende Moment getroffen werden soll?

Peter Sennhauser meint zum Bild von Christoph Holz:

Eine grüne Schmeissfliege sitzt auf dem Kopf eines an Land liegenden, offensichtlich toten Fisches und tut sich an ihm gütlich. Die hochformatige Farbfotografie setzt die Fliege ins Zentrum, die ausgerechnet am Mund des Fisches sitzt, als ob sie ihn küsste.

„Gefällt mir“ ist manchmal bei Fotorafie einfach nicht der richtige Ausdruck. Diese Aufnahme wird wohl nur wenigen Menschen „gefallen“ – zumindest in dem Sinne, dass sie sie in grossem Format als Druck im Wohnzimmer übers Sofa hängen möchten.

Aber gute Fotografie muss eben nicht „gefallen“. Sie muss ausdrucksstark sein, spannend, emotional, zum Nachdenken anregend oder faszinierend. Und das können auch Anblicke, namentlich aus der Natur, die weder besonders appetitlich noch im eigentlichen Sinne ästhetisch („schön, ansprechend“) sind.

Auch wenn ich es anders ausdrücken würde als Du, indem die beiden Tiere hier wenig Harmonie und mehr eine Wahrheit des Lebens ausdrücken:

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