Die Betonung auf das Wesentliche: Linien, Graustufen, Schwarz und Weiß – So simpel die Zutaten, so raffiniert das Ergebnis.
Kommentar der Fotografin:
Bern, Bahnhofvorfahrt. Ich habe ungefähr drei Sekunden Zeit, das Bild zu schiessen, das vor mir auf dem Boden liegt, bevor ich ins Auto steige. Zwei Sekunden braucht die Kamera zum Erwachen, eine muss für den Bildausschnitt reichen. Wie bereits öfter erlebt, ist’s wohl auch hier: Schnell gesehen, schnell abgedrückt – und das erste Bild ist das beste. Bildbearbeitung: Kontrast erhöht, nichts geschnitten. Ich bin zurzeit auf der Suche nach dem simplen Bild, geprägt von Linien, mit kaum Farben, und da bieten sich mir elegante graue Strassenbeläge mit nichts als Zigarettenstummeln als Farbtupfern geradezu an. Mich erheitert das Bild auch, weil es ein Ausschnitt Schweizer Boden zeigt, auf dem aus lauter Exaktheit Schräges entsteht.
Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Corinne ZS:
Fotografen sehen anders. Oder in diesem Fall: Fotografinnen sehen anders als Menschen ohne Kamera.
Anders ist es nicht zu erklären, dass gute Fotografen (ich bleibe der Einfachheit halber mal bei der männlichen Form, anwesende weibliche Fotografen sind natürlich eingeschlossen) so schlichte Motive festhalten können, die als Foto klar und stark wirken, im wirklichen Leben jedoch oft gnadenlos übergangen werden. In diesem Fall des Fotos vom Straßenbelag mit Gullideckel und Fahrbahnmarkierung sogar wörtlich.
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