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Stillleben am Meer: Das Kleine im Grossen

Für eine Gute Fotografie müssen nicht alle Regeln eingehalten sein – im Gegenteil. Bisweilen ist die Gesamtwirkung verschiedener Faktoren ausschlaggebend. Dieses Landschafts-Stillleben vom Meeresufer entfaltet seine Wirkung, ohne dass (mir) ganz klar ist, warum.

Mann beim Angeln am Meer

Ein Mann angelt. DMC-FT5 von Panasonic, Aufnahme mit Blende 13 bei einer Brennweite von 11mm; 100 ISO bei 1,6s ©

Diese Aufnahme stammt von André Kaiser aus Dortmund:

Entstanden in einem Urlaub vor zwei Jahren in Nazaré, doch jetzt erst aufgetaucht.

Die Farbfotografie zeigt eine weissblaue, in leichter Bewegung wabernde Meeresoberfläche vor altrosa Himmel mit einem Horizont im obersten Drittel. Im Vordergrund der Aufnahme sind rechts zwei Felsnasen zu sehen, die gegen die Bildmitte in eine leichte Brandung hinausragen; im linken Bilddrittel liegt ein gewaltiger Felsklotz wie eine kleine Insel im Meer. ziemlich genau in der Bildmitte ist auf der Felsnase bei genauem Hinsehen ein Mann zu erkennen, der unter dem Betrachter am Wasser steht und offenbar angelt.

Mich zieht diese Aufnahme sofort in ihren Bann, weil die Stimmung diese unbeschreibliche Spanne zwischen den eigentlichen Tageszeiten widergibt:  Weiterlesen

Laurenz Berges: Aufgegebene Lebensräume

Laurenz Berges Fotografien sind menschenleer. Sie zeigen aufgegebene Lebensräume, verlassene Welten.

Laurenz Berges, Am Markt I, 2008, C-Print, 88 x 125 cm

Laurenz Berges fotografiert verlassene Häuser in Tagebergbaugebieten oder Übergangsräumen zwischen Stadt und Land.

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Foodfotografie (1/3): Lecker aussehen soll’s

Southern Corn Fritters (Maisbratlinge)

In einem vor ein paar Wochen erschienenen Artikel über Essensfotografie spreche ich unter anderem an, daß Gerichte in Szene gesetzt werden wollen. Dazu bedarf es nicht viel, auch wenn man keinen Profi-Stylisten zur Verfügung hat oder sich keine Profi-Lampen leisten kann.

  1. Essen = Stillleben

Ziel der [amazonna 3864902789]Essensfotografie[/amazonna] ist ja, das Gericht besonders appetitlich aussehen zu lassen. Man sollte alle Einstellungen (Beleuchtung etc.) mit einem „Stellvertreter“ vornehmen, und dann am Schluß das eigentliche Gericht oder Getränk vor die Kamera holen. Wie bei einem normalen Stillleben empfiehlt es sich, die Komposition Stück für Stück aufzubauen und immer wieder im Sucher oder rückwärtigen Bildschirm zu kontrollieren, ob es „paßt“. Dazu kommen noch Dinge, die Essen eigen sind – welches Geschirr sollte man nehmen, wie Farben und Texturen komponieren..

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Fotografische Komposition (1/3): Darauf ist bei der Bildgestaltung zu achten

Komposition, kompositionelle Regeln und Stilrichtungen haben sich über die Jahrhunderte hinweg grundsätzlich geändert, sind geformt und gebrochen worden. Die folgenden Ausführungen sind daher auch nicht als historische Abhandlung gedacht, sondern als kurzer Überblick über wichtige Gesichtspunkte fotografischer Komposition.

4_mittige_komposition.jpg

David Hurn bemerkte in seinem Interview mit Bill Jay, dem auf fokussiert besprochenen „Fotograf sein – On being a photographer“, ein Fotograf habe grundsätzlich nur zu entscheiden, wo er steht, und wann er auf den Auslöser drückt. Insofern sei Fotografie sehr einfach. Und dem pflichte ich uneingeschränkt bei.
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Amerikanische Fotografie: Die (beinahe) ganze Geschichte

Wer sich von modernen Klassikern der amerikanischen Fotografie gerne inspirieren lässt, findet in diesem Sommer in München sein Zentrum. Dort wird (beinahe) die ganze Geschichte seit den Sechzigern vorgestellt.

Garry Winogrand: Los Angeles, California, 1969 © Estate of Garry Winogrand

[textad]

Wir haben hier bei fokussiert.com die amerikanischen Klassiker schon verschiedentlich vorgestellt – von Lee Friedlander über William Eggleston bis jüngst zu Lewis Baltz. Die Münchner Pinakothek der Moderne führt sie nun (beinahe) alle in einer Ausstellung unter dem Titel „True Stories“ – wahre Geschichten – zusammen.

Das zentrale Interesse dieser seinerzeit jungen Fotografen, die sich seit den späten Sechzigerjahren mit der amerikanischen Lebensrealität auseinandersetzten, galt der American Social Landscape, wie die Pinakothek zur Ausstellung mitteilt. Sie entwickelten neuartige Stilmittel zwischen subjektiver Weltsicht, analytischer Bestandsaufnahme und konzeptuellen Strategien, die wir als „amerikanische“ Bildsprache empfinden. Die einen – wie Lee Friedlander, Garry Winogrand, Robert Adams oder Larry Clark blieben der Schwarzweißfotografie verpflichtet. Andere wie William Eggleston und Stephen Shore haben die Farbfotografie als künstlerisch eigene Ausdrucksform vorangetrieben. Die Ausstellung führt rund 130 Werke zusammen und spannt einen weiten Bogen: von der subjektiven Straßenfotografie der Sechziger und den sachlichen Landschaftsstudien der  New Topographics über die konzeptuellen Arbeiten von John Baldessari und Dan Graham bis zu dem erst vor wenigen Jahren entstandenen New York-Zyklus von Zoe Leonard.

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Strassenfotografie: Das stille Fahrrad

Stillleben müssen nicht aus Vasen und Obst bestehen. Ein altes Fahrrad in einer Seitengasse tut’s auch.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Lisa Napoletano).

Kommentar des Fotografen:

…altes italienisches Fahrrad, das an einem im Boden verankerten Haken festgemacht wird, damit es nicht geklaut wird.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Lisa Napoletano:

Ein schwarzes Damenfahrrad älteren Semesters steht in dieser hochformatigen Aufnahme aufrecht an eine cremefarbene Wand angelehnt.

Viel kürzer habe ich hier noch selten eine Bildbeschreibung gehalten. Dabei ist zu sagen, dass mir Diese Fotografie genau deswegen ins Auge gestochen ist, weil sie so einfach und überschaubar ist.

Das Motiv ist simpel und unspektakulär, aber dennoch einen zweiten Blick wert. Warum sollen wir uns dieses Fahrrad anschauen?

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Autostillleben: Dynamik im Stillstand

Wenn es gelingt, in der Abstraktion eine Aussage zu kreieren, die dem Motiv entspricht, entsteht das Gefühl, dass ein Bild „stimmt“.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Frank Wahner).

© Frank Wahner Olympus PM – E-PL1 – 1/13s – f/10 – ISO 800 – 10mm

Kommentar des Fotografen:

Die Türklinke eines alten, unansehnlichen Mercedes aus den 80er Jahren. Seit Jahren steht er unbeachtet auf dem Hof des Autohändlers herum. Gezielt habe ich nach besonderen Lichtverhältnissen gesucht, die durch die nahestehenden Straßenlaternen gestaltet wurden. Das Foto beeinhaltet bewußt nur einen kleinen, beinahe scharfen Anker und soll dekorativ und ästhetisch wirken.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Frank Wahner:

Ein mechanischer, glänzender Gegenstand, verbunden mit in der Unschärfe nichtmehr genau erkennbaren, golden glänzenden Strukturen, ist in diesem farbbild in der rechten Hälfte zu sehen. Von ihm ausgehende, nach links oben in die Hintergrundunschärfe verlaufende Lichtstrahlen schaffen Dynamik.

Erst beim zweiten, dritten Blick ist dieses Motiv als verchromter Autotürgriff zu erkennen. Und auch das nur gerade wegen des Schlosszylinders:

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Mark Laita: Tier-Stillleben

Mark Laita fotografiert Tiere – Meeresbewohner, Schlangen, Vögel – vor schwarzem Hintergrund. Es entstehen faszinierende, klar komponierte, dunkle Stillleben.

[textad]Mark Laita: North Pacific Giant Octopus, 2010

Allein für seine Serie „Sea“ – das Meer – investierte der Amerikaner Mark Laita über zehn Jahre Zeit. Wir sehen seine Serien zu den Meerestieren, Schlangen und Vögeln aktuell in Berlin.

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Spontanes Stillleben: Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Fotografien werden immer automatisch subjektiv vom Betrachtenden beurteilt. Daran ändert auch eine Erklärung des Künstlers nichts.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Juliane Kunath).

Kommentar der Fotografin:

aufgenommen im April im Dänemarkurlaub. Irgendwer hatte den falschen Lichtschalter erwischt und in der Sauna das Licht angeschaltet. Ich fand das so toll, dass ich unter den fragenden Blicken aller beteiligten die Kamera samt Stativ schnappte und ins Bad verschwand. Ergebnis ist dieses Bild, für das ich schon sehr sehr viel Lob und sogar die Verwendung in einem Onlineartikel geerntet habe.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Juliane Kunath:

Dieses Foto habe ich mehrmals zwischen meinem Kritikerspace und dem allgemeinen Fotopool hin und her geschoben. Es stach mir ins Auge, aber nicht aus den Gründen, die die Fotografin angibt:

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Herbststillleben: Hintergrund ist nicht gleich Hintergrund

Bei einer minimalistischen Komposition sollte auf alles Ablenkende verzichtet werden.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Carmen Jahnke).

Kommentar des Fotografen:

Eins der ersten Herbstbilder mit meinem neuen Lieblingsobjektiv Tamron 60mm f/2 Makro auf meiner D90 (f14, 1/15).

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Carmen Jahnke:

Stillleben sind eine gute Übung für Komposition, denn als Fotograf hat man in der Regel volle Kontrolle über die ganze Szene. Nichts läuft aus dem Bild, gähnt im falschen Augenblick etc:

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