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See-Ufer in HDR: Effekte statt Bilder

Technische Effekte wie High Dynamic Range schaffen neue Möglichkeiten für Digitalfotografen. Dazu gehört leider auch, falsche Akzente zu setzen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Pfenninger).

Kommentar des Fotografen:

Habe ich kurz vor einem Gewitter aufgenommen. HDR Bild aus drei verschiedenen Belichtungen. Mich fasziniert vor allem die Wasserspiegelung unten im Bild.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thomas Pfenninger:

Ein Holzsteg führt aus der Bildmitte dieser Aufnahme frontal durch Schilfbüsche hinaus auf einen See, dessen gegenüberliegendes Ufer unter einem drohenden grauen Wolkenband liegt.

Die Revolution der Digitaltechnik in der Fotografie liegt nicht in neuen Effekten – auch wenn es die eine oder andere gibt, die herkömmlichen Fotografen bisher so nicht zur Verfügung stand, wie HDR – sondern in erster Linie darin, dass faktisch alle Möglichkeiten, die man früher mit viel Zeit- und Materialaufwand erlernen musste, auf Mausklick zur Verfügung stehen. Das ist Segen und Fluch zugleich, und hier zeigt sich der Fluch:

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Berglandschaft: Die Birkengruppe

Manchmal braucht man nicht mehr als eine Baumgruppe für ein sensationelles Bild. Oder doch: Das Auge, sie zu sehen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thorsten Domeyer).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand in der Nähe des Hardangervidda in der Eidfjord-Gegend (Norwegen). Mir gefiel die Gruppe von Bäumen in der sonst eher kargen Landschaft. Schwierigkeiten bereitete bei der Nachbearbeitung das Herausstellen des Motivs, da die Aufnahmebedingungen nicht optimal waren (Mittagssonne, Dunst). Aufgenommen mit einer Canon 5D Mark 2 + Canon 17-40 f4L + Zirkularpolfilter, nachbearbeitet in Adobe Lightroom 3 mit Nik-Plugins.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thorsten Domeyer:

In einer eindeutig nördlich-kühlen Tundra-Landschaft mit noch halb schneebedeckten Hügeln oder Bergen im Hintergrund steht in diesem Farbfoto eine Gruppe von drei Birken inmitten von buntem Moos auf einem Stück vom schnee befreiten Bodens. Die von den harschen Bedingungen gezeichneten und gekrümmten Bäume in der linken Bildhälfte werden ergänzt durch einen einzelnen, nach rechts in die Waagerechte weggekippten Baum. Im Vordergrund zieht sich eine kompakte Schneedecke wie ein wildes Gewässer an den Erdvorsprung heran, auf dem die Birken stehen.

Was soll man sagen: Schlechte Bedingungen, karge Landschaft, grossartige Fotografie.

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Landschaftsfotografie: Nebel am Morgen

Nebelfotos erfordern entweder logistische Drahtseilakte mit Nebelmaschinen und guter Vorbereitung – oder etwas Erfahrung und Glück, um beim passenden Wetter an der richtigen Stelle zu sein, wenn die Sonne den Morgennebel durchdringt.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Andreas Jacob).

Kommentar des Fotografen:

Zu der Zeit, als das Bild entstanden ist, war eine Kältewelle bei uns. Ich wusste, das es einen schönen Morgennebel geben wird dann die Sonne rauskommt. Wir haben 3 – 4 so Tage im Jahr wo man solches Wetter ziemlich gut vorraussagen kann. Ich war eine Zeit lang morgens zum Sonnenaufgang an dem Ort unterwegs und sah dann, dass die Sonne durch den Nebel bricht. Ich bin über den Acker gelaufen, um noch die richtige Stimmung einzufangen. 2 Minuten später war der Nebel auch schon verzogen.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Andreas Jacob:

Morgennebel zu fotografieren, ist nicht einfach, denn die wenigsten Fotografen haben riesige Nebelmaschinen, mit denen sie ganze Landschaften vollpusten können..

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Porträt mit Vignettierung: Technik und Aussage

Oft sind wir begeistert von der Kraft eines Motivs, vernachlässigen dann aber vielleicht die technischen Aspekte der Aufnahme. Wieweit lassen sich solche „Aufnahmefehler“ mit den heutigen Möglichkeiten der Bildbearbeitung wieder korrigieren?

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Rafael Scheidle).

Kommentar des Fotografen:

Ein relativ spontanes Portrait mit wenig Vor-, aber umso mehr Nachbereitung. Schwarzweiß war von vornherein geplant; wichtig war mir einseitiges Fensterlicht. Die BEA ist kein Filter, o.ä., sondern ist „von Hand“ ´reingewedelt. Ich wollte einen Grat zwischen Realität (normale Kids-Kleidung / Fensterrahmen,…) und Verträumten (eben durch die BEA) erreichen. Der Fokus sollte auf dem Blick liegen. Dank denen, die sich mit dem Foto beschäftigen!

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Rafael Scheidle:

Rafael Scheidle hat recht. Sein Motiv wirkt sehr spontan und natürlich. Der scheue, aber trotzdem neugierige Blick des Mädchens, das grosse Auge, das skeptisch in die Kamera blickt, der abgedrehte Kopf (der so auf uns sehr attraktiv und sympathisch wirkt) und das durch die Haare abgedeckte Auge:

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Zivilisationsbild: Trostlosigkeit festhalten

Ein vordergründig unattraktives und trostloses Motiv kann durchaus interessant sein, wenn es gelingt, diese „Trostlosigkeit“ auch wirkungsvoll zu zeigen. Gelingt diese bei dieser Aufnahme?

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Felix Hälbich).

Kommentar des Fotografen:

Diese Ansicht einer Firma für Beton- und Natursteine habe ich bei einer Erkundungstour durch meine alte Heimat bei Dormagen im Rheinland gemacht. Solche Orte haben mich schon als Kind fasziniert. Mir gefällt die ruhige Ausstrahlung des Bildes und der Schriftzug. Ich schaue es mir immer wieder gerne an.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Felix Hälbich:

Solche Bilder zu bewerten ist ausgesprochen schwierig. Schauen wir sie einzig aus dem Blickwinkel der fotografischen Bildqualität an, so mögen sie uns nicht zu überzeugen. Das Motiv ist völlig unspektakulär, die technische Qualität nicht berauschend, die Komposition statisch und eher langweilig, der Kontrastumfang zu gross (mit einem reinweissen langweiligen Himmel). Schnell sind wir versucht, das Bild als missglückte Aufnahme auf die Seite zu legen.

Wir können diese Aufnahme aber auch aus einer eher kunstorientierten Perspektive ansehen:

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Blickkontakt: Fotografisches Interview

Der direkte Blickkontakt ist das unmittelbare Transportmittel für Emotionen. In fotografischen Reportagen und Dokumentation muss er deshalb sehr bewusst eingesetzt werden.


Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Roland Beck).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild des teppichknüpfenden Jungen aus Ecuador in seinem engen Arbeitsraum habe ich beim Scannen meiner Diasammlung wiederentdeckt. Die Szene hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kann das Bild aber auch auf neutrale Betrachter eine Wirkung entfalten? Aufgenommen mit einer Leica CL Kleinbildkamera auf Kodachrome-Diafilm. Belichtungsdaten nicht mehr rekonstruierbar.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Roland Beck:

Ein Junge sitzt in einem Raum an einem hölzernen Webstuhl, dessen Wände mit Kalk geweisst scheinen. Durch das glaslose Fenster im Bildzentrum hinter dem Jungen, der nach links direkt in die Kamera blickt, fällt gleissendes Licht.

Diese Farbfotografie ist jedenfalls ein einprägsames Bild, das kaum ein Betrachter ohne nähere Untersuchung übergehen wird. Einerseits sind der Raum und die Tätigkeit des Jungen von indigener Abstammung mit Filzhut am Arbeitsplatz ausreichend exotisch, um unser Interesse zu wecken. Das dominante Element aber ist der direkte Blick des Jungen:

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Situationsporträt: Der Denker

Der Einbezug der Umgebung in ein Porträt verlangt höchste Aufmerksamkeit und sorgfältige Abstimmung von Subjekt und Hintergrund.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Christoph Adaém).

Kommentar des Fotografen:

Mein Freund Markus (er ist Schauspieler) in einem leeren Restaurant in Köln. Mit einer Hasselblad CM, Diafilm, 80mm Planar mit Blende 2.8, auf Stativ. Die Stimmung und das Licht gefallen mir sehr gut, ebenso sein Blick. Der Scan des Films erfolgte leider nur mit einem mittelmässigen Scanner bei 800dpi.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Christoph Adaém:

Ein Mann, schätzungsweise in seinen Dreissigern, sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen an an einem Holztisch, den Kopf in die Linke gestützt, die Rechte am Stiel eines Rotweinglases auf dem Tisch. Er blickt direkt und nachdenklich in die Kamera. Hinter ihm und im ganzen rechten Teil der quadratischen Farbfotografie erstreckt sich ein Raum mit weiteren Holztischen, auf denen Kerzen stehen. Hinten links ist der letzte, bläuliche Schein von Tageslicht durch eine Glastüre zu sehen.

Dein Freund scheint nicht in bester Stimmung gewesen zu sein, als diese Aufnahme entstanden ist. Tatsächlich liegt aber viel von der Kraft der Aufnahme im melancholischen, nicht eindeutig interpretierbaren Ausdruck in seinem Gesicht:

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Konzeptbild: Kranker Teddy

Auch wenn das Motiv krank aussieht, muss das nicht für das Foto gelten. Zudem gilt, dass Aussage des Bildes und Lichtstimmung zusammen passen sollten.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Manja Sirch).

Kommentar des Fotografen:

Der Teddy von meinem sohn. Er saß da so traurig, einsam, verletzt und verlassen. Ich hab das Foto nachträglich aufgehellt und gesättigt, was mir meiner Meinung nach nicht sehr gut gelungen ist. Allerdings hat das bild eine starke Aussagekraft, die in die richtung von mißhandlung geht.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Manja Sirch:

Es ist ein hinlänglich bekanntes Motiv: Ein einsamer Teddybär, möglichst alt und zerfleddert aussehend, vielleicht in einer dunklen Ecke oder achtlos in einem düsteren Kinderzimmer liegend. Häufig wird es in Zeitschriften zur Illustration von Themen wie Kindesmißbrauch oder sexueller Gewalt benutzt.

Diese Assoziation hattest Du selber auch. Jedoch schreibst Du, dass Du das Bild nachträglich aufgehellt und gesättigt hast:

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Bildkritik und Fotografie: Warum „gefällt mir“ nutzlos ist

Eine Bildkritik sollte eine Beurteilung sein und kein Urteil. Der Unterschied? Ersteres hat Einfluss auf mein Können, letzteres nur auf die Stimmung.

Wow! Applaus und Kritik sind zwei verschiedene Dinge. (Foto MadJack Photography)

Wow! Applaus und Kritik sind zwei verschiedene Dinge. (Foto MadJack Photography)

[textad]

Ronny Ritschel ist kürzlich hier auf fokussiert.com in den Genuss einer Bildkritik gekommen. Ich sage das absichtlich so hochgestochen. Denn es mag sich jeder von uns fragen, wann er das letzte mal eine substantielle Einschätzung eines seiner oder ihrer Bilder durch einen Profi mit 30 Jahren Erfahrung erhalten hat (Ronny hat darüber gebloggt und sein Publikum auf Blogtimes nach ähnlichen Erfahrungen gefragt).

Ist nicht so wichtig, mag jetzt die eine oder der andere denken: Auf flickr kriege ich zu jedem publizierten Bild zehn, fünfzehn Beurteilungen von anderen.

Das stimmt nicht.

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Strassenfoto: Kirmesaction ohne Menschen

Rummelplatz- und Vergnügungspark-Umgebungen sind ideal, um Action, Freizeit und Vergnügen darzustellen. Ein paar lachende Menschen allerdings helfen dem Motiv ungemein.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Holger Saß).

Kommentar des Fotografen:

Die Aufnahme habe ich während einer Herbstkirmes in meinem Heimatort geschossen. An diesem Tag herrschte extrem gutes Wetter. Ich wollte das bunte Treiben und die Dynamik hervorheben, die an solchen Tagen auf dem Festplatz herrscht.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Holger Saß:

Ein Rummelplatz-Fahrgeschäft voller Farbe und Bewegung ist in dieser Aufnahme in vollem Betrieb zu sehen. Wir blicken vom Rand zur Achse des Geschehens, zwischen einer uns mit der Rückseite zugewandten und weiter entfernten Gondeln hindurch. Dazwischen sorgen Trockeneis-Nebelschwaden für zusätzliche Chaos-Stimmung. Im Zentrum des Bildes ist eine Gondel dem Fotografen zugewandt und darin eine junge Person erkennbar, die sich in vergnügter Anstrengung an den Griff klammert.

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