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Street-Fotografie: Schärfentiefe Spiegelung

Die Diskussion über die Street-Fotografie ist in vollem Gange: Hier eine Aufnahme, die keine Gesichter zeigt, dafür technische und kompositorische Fragen nach der Schärfentiefe aufwirft.

Street-Fotografie Rushhour

Canon PowerShot G7 X Mark II – 1/20s bei Blende 2.8 mit 36mm Brennweite und ISO 200 © Michael Wagner

Michael Wagner aus Lilienthal schreibt zu diesem Bild: Ein regnerischer, trister Abend in Hannover, die Menschen eilen nach Hause, in den leeren Geschäften sind die Schaufenster noch erleuchtet. Diese Stimmung wollte ich im Bild festhalten und wählte den Bildausschnitt mit der Pfütze, in der sich das Schaufenster spiegelt. Die Umsetzung in SW soll die triste Stimmung des Regenabends verstärken.

Wo setze ich bei einer Spiegelung den Fokus: Auf das Objekt, das spiegelt, oder das, das sich darin spiegelt? Wie ist dabei mit der Schärfentiefe umzugehen?

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Recht am eigenen Bild: Risiko in der Streetfotografie

Künstlerische Fotografie darf ein bisschen mehr als Bildjournalismus oder Werbefotografie. Wenn Menschen im Bild zu sehen sind, ist aber ein Minimum an Einverständnis nötig.

Sizilien, alte Herren auf der Piazza

Sizilien, © Anette Zabel, Canon EOS 350D, Blende F/6,3, Belichtung 1/60 Sekunde, ISO 400, Brennweite 51 mm

Annette Zabel aus Bretten schreibt zu diesem Bild: Ziel der Aufnahme war es, die Herren nicht zu stören und diese besondere Situation in einem Bergdorf in Sizilien einzufangen. Gemacht wurde die Aufnahme quasi „aus der Hüfte“, also ohne Blick durch die Kamera.

Es ist nett, die Leute, die man fotografiert, nicht zu stören. Jedenfalls ist es viel netter als das, was der Magnum-Fotograf Bruce Gilden auf den Sidewalks von New York abzieht:

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Streetfoto mit Stativ: Fog A Walk

Eine Bildidee gezielt umsetzen und mit ungewöhnlichem Werkzeug (Stativ) ein Streetfoto schaffen.

Stativ-Streetfoto: Fog A Walk

Canon EOS 6D, 1/30s bei Blende 8 mit 200mm Brennweite und ISO 100, © Steffen Rumpf

Steffen Rumpf aus schreibt zu diesem Bild:  Hi, das Bild ist diesen Winter entstanden. Ich war schon länger darauf am warten, dass es mal so richtig nebelig ist und an diesem Tag war es soweit. Gleichzeitig war ich auf der Suche nach Motiven für einen Photo-Contest mit dem Motto „Wege und Pfade“ (oder so ähnlich). Der Titel des Bildes ist eine Anlehnung an for a walk und ist doppeldeutig einmal durch die Person, die auf dem Bild zu sehen ist und zum anderen, da ich mit for a walk häufig Bilder bezeichne, die bei einer meiner Fototouren entstehen und keinen sonstigen Anlass (Hochzeit, Geburtstag, was auch immer) haben. Aufgenommen ist es mit einer Canon 6D und dem 70-200 4L ebenfalls von Canon. Müsste hoffentlich auch alles in den EXIF Daten stehen. Die Belichtungszeit war 1/30s bei Blende F8 aufgenommen auf einem Stativ. Ich hatte eigentlich gehofft, das auf diesem Weg am Mannheimer Neckar (beim Universtäts Klinikum) etwas mehr Betrieb ist, aber den meisten war es wohl zu ungemütlich ;) Das Bild ist in Lightroom überarbeitet und beschnitten und anschließend mit Silver Efex Pro in Schwarz/Weiß umgewandelt worden. Ich will ansonsten gar nicht viel mehr zu dem Bild und dem was ich mir dabei gedacht habe sagen und würde einfach mal gerne sehen, was ihr dazu sagt.

Hallo Steffen, du hast uns hier ein Bild in der Kategorie „Schnappschuss“ eingereicht, das ich persönlich eher in der Kategorie „Street-Fotografie“ sehen würde.

Du hast dir sogar vor der Aufnahme ganz bewusst Gedanken über das Wetter und dein Motiv gemacht. Ein Schnappschuss entsteht, wie der Name schon sagt, schnappend, also schnell, im Vorbeigehen…. Du hast dir hier aber gezielt einen Hintergrund bzw. ein Motiv für deinen „Akteur“ ausgesucht, das Stativ aufgebaut  und den Bildausschnitt mit deiner Kamera und Objektiv eingerichtet. Dann musstest du nur noch warten, bis eine geeignete Person deine Bühne betritt und auslösen. So funktioniert Streetfotografie.

Die Person zentral in der Bildmitte platziert gehört genau da hin! Die Schwarzweißumwandlung ist zum Motiv passend gewählt. Mit einer 1/30 Sekunde hast du bewusst eine Belichtungszeit (Verschlusszeit) gewählt, um die Bewegung der Person mit einen leichten Wischer, d. h. mit einer Bewegungsunschärfe festzuhalten. Das schafft Dynamik.

Die Blende 8 bringt dir eine gute Tiefenschärfe um die Situation im Bild möglichst mit viel Tiefenschärfe wiederzugeben.

Ich wäre, glaube ich nicht, mit einer 200 mm Brennweite ans Motiv rangegangen, aber es schafft Abstand zum Akteur, was du evtl. damit bezwecken wolltest, um nicht aufzufallen. Meine Objektivwahl wäre hier ein Weitwinkel gewesen. Weitwinkelobjektive schaffen Räumlichkeit im Bild, d.h. Nahes wird wesentlich größer abgebildet, wie weiter entferntes.

Eine Telebrennweite staucht Entfernungen zusammen, was genau dein Bild auch ausmacht! Das gefällt mir. Durch die Lampen in der Flucht wird der Weg perspektivisch genug hervorgehoben. Mit einem Weitwinkel würden die Abstände der Lampen zu weit auseinander gehen und der Bildeffekt wäre dahin.

[bildkritik]

Der Nebel, der nur erahnen lässt, was sich dahinter verbirgt, macht das Bildfeeling aus.Ich habe mal die Lichter reduziert und mit dem „Dunst entfernen“-Regler den Nebel reduziert und siehe da: Dass, was sich hinter diesem verbirgt (Zaun und Auto), ist Bildunrelevant und schadet der Bildharmonie nur. Also drehe ich die Regler wieder so, wie sie ursprünglich waren. Dass die Äste der Bäume so langsam im Dunst verschwinden und sich ein „weißes Loch“ bildet, dass den Blick mehr auf das zentrale Motiv im Bild leitet, ist genau das, was das Bild braucht. Der Vogel setzt dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf. Es macht das Bild noch interessanter und der Blick des Betrachters verweilt noch länger darauf.

Was ich persönlich mit deinem Bild machen würde, um es mehr auf den Punkt zu bringen? Etwas beschneiden und Ablenkendes (rote Markierungen) entfernen.

Gerade weil der vordere kreuzende Weg sehr hell ist, lenkt er vom eigentlichen Motiv stark ab, genauso wie die auffällige Lampenklappe rechts oder das  linke Schild. Die Bank vorne rechts stört mich weniger. Man könnte sie aber auch leicht entfernen.

Störende Elemente

Störende Elemente

Mein Vorschlag mit meiner kleinen, aber feinen obligatorischen Vignette im Bild:

Vignette

Vignette

Fertig!

Finales Bild

Finales Bild

Deine Aufgabe zum Thema „Wege und Pfade“ hast du hervorragend gemeistert. Ein starkes Bild in der Kategorie „Street-Fotografie“  :-)

Gegenlichtfotografie: Auf der Lauer

Die besten Bilder entstehen oft spontan, aus der Situation heraus

gegenlicht-Fotografie, © Jens Friedrich

Gegenlicht-Fotografie, Olympus Stylus 1, 1/800s bei Blende 6,3 mit 108 mm Brennweite und ISO 100, © Jens Friedrich

Jens Friedrich aus Bludenz schreibt zu diesem Bild: Nach einer lange Bus-Fahrt bin ich morgens in Berlin angekommen und bin mit meiner Kompakten Olympus sofort auf Street-Erkundungstour gegangen. Dieses Bild ist bereits an der Unterführung vom ZOB Richtung S-Bahn entstanden.
Ich habe das perfekte Gegenlicht gesehen und für 20 Minuten verschiedene Bildkonzepte ausprobiert und die Belichtung so angepasst, dass der Hintergrund richtig ausbrennt.
In Lightroom hab ich dann nur noch 1zu1 beschnitten, SW umgewandet, den Kontrast und Klarheit noch etwas erhöht sowie eine leichte Vignette hinzugefügt.

Herzlichen Glückwunsch, Jens! Du hast mit deinem Bild eine motivliche Situation wahrgenommen, wobei du wohl schon eine klare Vorstellung hattest, wie das Foto nach dem Auslösen aussehen soll.  Weiterlesen