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Touristen am Zytglogge: Näher ran

Bei hohen Kontrasten im Bildausschnitt muss auf das wesentliche Motivteil belichtet werden. Die Automatik der Kamera wird das häufig vermasseln.

Canon EOS 600D, 1/125s bei Blende 7 mit 55mm und ISO 100, "Tourists", © Lena Hahner

Canon EOS 600D, 1/125s bei Blende 7 mit 55mm und ISO 100, „Tourists“, © Lena Hahner

 

Lena Hahner aus Heidelberg: Ich habe dieses Bild in Bern geschossen. Ich kam durch den Torbogen der Zytglogge und sah dort eine Menschenmenge darauf warten, dass die Stunde schlägt. Als nur ein Glockenschlag ertönte, rissen alle ihre Kameras und Handys hoch, um den Moment einzufangen, anstatt es sich mit bloßem Auge anzusehen. Das hat mich so zum Lachen gebracht, dass ich wartete, bis es beim nächsten Mucks, den die Uhr von sich gab, wieder geschah. Dann habe ich abgedrückt.
Ich habe das Bild hinterher bearbeitet (s/w, einige Schatten und Kontrast verändert).
Ich halte das Bild von der Aufteilung her eigentlich für gelungen, auch wenn es da noch besser hätte sein können. Es kommt mir jedoch ein wenig zu unruhig vor – zu viele kleine Details, und der Fokus zu wenig auf den Menschen. Mich würde interessieren, was ich an meinen Kameraeinstellungen und der Bildkomposition hätte besser machen können, um den Moment besser einzufangen.

Du bist genau in die Mittagslicht-Falle gelaufen – und dagegen gäbe es zwei Abhilfen: Auf das eigentliche Motiv belichten oder eine Belichtungsreihe anlegen (HDR). Hier stellt sich indes die Frage, ob Du die richtigen Entscheidungen für das von Dir geplante Bild getroffen hast. Weiterlesen

Digitale Nachbearbeitung von Fotos: Das Salz in der Suppe

Die Digitalfotografie ermöglicht uns, „einfach mal drauflos zu schiessen“ und anschliessend zu löschen, was nicht gefällt. Oft tritt dabei der Akt des Fotografierens an sich in den Hintergrund. Aber auch in Zeiten der Digitalfotografie hat ein gutes Bild unsere volle Aufmerksamkeit beim Fotografieren verdient. Eine korrekt belichtete Aufnahme mit einem gut gewählten Sujet und dem richtigen Ausschnitt ist der erste Schritt zu einem perfekten Bild. Die Bildbearbeitung sollte dabei als eigener Schritt angesehen werden und nicht für Korrekturen bereits vor der Aufnahme vorausgesetzt werden.

Originalbild vor der Bearbeitung

Der Look steuert die Emotionen
Doch natürlich ist auch die Nachbearbeitung im Photoshop essentiell für das Bild, oder wer trinkt seinen teuren Wein schon aus einer Kaffeetasse? Weiterlesen

Ausstellungsstilleben: Göttliche Strahlen

Flutendes Licht – ob in der Natur, in Gebäuden oder in bebautem Gebite – ist immer ein Blickfang. Als Motiv allein reicht es aber meistens nicht aus.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Gerd Tschebular).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto entstand auf der Biennale in Venedig und überzeugt wohl durch die einzigartige Lichtstimmung resultierend aus dem riesigen Fenster im alten Gemäuer. Die menschliche Komponente zählt wohl zur Kategorie „zur richtigen Zeit, am richtigen Ort“.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Gerd Tschebular:

Durch ein Fenster am rechten Bildrand flutet in dieser Fotografie das Licht als dichter Strom in das Bild nach links unten. Unterhalb des Fensters ist altes Gemäuer mit bröckelndem Putz zu erkennen. In der Mitte der Komposition, gerade noch ausserhalb der Lichtflutung, steht eine Frau, in Turnschuhen, Leggins und Rock, die mit mit einem Gerät von der Kamera weg hin zu filmen scheint.

Vor ihr auf dem Boden steht ein kleines, feinbeiniges Objekt, das auf den ersten Blick einer zu klein geratenen Sesselgruppe gleicht.

„Godbeam“ heissen solche flutenden Sonnenstrahlen, wenn sie durch die Wolken brechen, in der Landschaftsfotografie auf Englisch.

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Landschaftsfotografie: Plastische Küste

Ohne Extreme in den Kontrasten des Motivs ist kein HDR notwendig. Eine Aufnahme in RAW reicht bereits für vieles.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© André Bax).

Kommentar des Fotografen:

Zu sehen hier ein Küstenstreifen meiner Heimat auf Mallorca. Ich versuche mich mit der Technik des HDR und erhoffe mir Tips. Was ist zu viel und worauf sollte ich achten. Vielen Dank :) es war grau und diesig.

Peter Sennhauser meint zum Bild von André Bax:

Eine mediterrane Küstenlandschaft zieht sich in dieser Farbfotografie hinter einem felsigen Vordergrund von rechts unten nach links in die Bildmitte.

Landschaften dürfen eines nicht in der Fotografie: flach wirken. Das tut dieser Küstenabschnitt auf Mallorca jedenfalls nicht: Du hast die Bucht hinter den Felsen im Vordergrund und einem Mittelgrund platziert, dahinter zieht sich eine Landzunge ins Bild hinaus und darüber hängt ein spannend bewölkter Himmel. Alle Elemente für eine gute Landschaftsaufnahme sind vorhanden, und die Räumlichkeit gewinnt durch den diagonalen Aufbau der Bucht in die dritte Dimension.

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Landschaft in HDR: Nachbearbeitung muss Sinn machen

HDR kann aus Landschaftsaufnahmen spektakuläre Bilder herauskitzeln – wenn diese in der Anlage schon vorhanden waren.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Pfenninger).

Kommentar des Fotografen:

HDR Bild aus drei Aufnahmen. An meinem Bid fasziniert mich vor allem die Wolken und Vögel im Hintergrund.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Thomas Pfenninger:

HDR, schon des öfteren hier auf fokussiert besprochen, oder „high dynamic range“ ist eine Art der Bildbearbeitung, bei der die Tonwerte zwischen dem dunkelsten und dem hellsten verteilt werden, anstatt sich an das eine oder andere Ende des Histogramms anzulehnen. Wenn HDR gekonnt eingesetzt wird, können spektakuläre Bilder entstehen. HDR, wie alle anderen Bearbeitungsmöglichkeiten auch, kann aber nur aus einem Bild herausholen, was bereits in der Anlage vorhanden ist.

Des weiteren hat HDR die Tendenz, Dinge mit einem Grauschleier zu überziehen und eine helle Aura um Gegenstände zu legen. Deshalb ist nur mit der HDR-Umwandlung die Arbeit noch lange nicht getan.

Den Schatten nach zu urteilen hast Du diese an sich hübsche Landschaft um die Mittagszeit fotografiert. Die Bildaufteilung ist gut, die Unterschiede zwischen Grasflächen, Weg und Feldern ergeben interessante Texturunterschiede.

Die HDR-Bearbeitung ist hier allerdings meiner Meinung nach fehl am Platz:

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Landschaftsfotografie: Der Dunst und die Schatten

Der morgendliche Dunst und die Schatten der aufgehenden Sonne ergeben bei diesem Panoramabild eine eindrucksvolle Kombination. Dafür lohnt es sich, früh aufzustehen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Franz Bogner).

Kommentar des Fotografen:

An einem Sonntag-Sommermorgen erwartete ich nach einer klaren Nacht den für manche hochgelegenen Senken hier im Bayerischen Wald typischen Morgendunst und wurde direkt an der Grenze zum österreichischen Mühlviertel um ca. 6:00 Uhr nicht enttäuscht.

Entlang einer einsamen Straße fand ich diesen kleinen Weiler, wo die Sonne den Morgendunst gerade aufzulösen begann. Mit dem Stativ machte ich unter anderem 7 Hochformataufnahmen, die ich zu diesem Panorama zusammenfügte. Zuhause am PC fand ich die Farben allerdings viel zu blass und entschloss mich deshalb, daraus eine SW-Umsetzung zu machen.

Das Bild gefällt mir so ganz gut, doch so hundertprozentig zufrieden bin ich doch nicht. Ich würde gerne wissen was man hier bei der Bildgestaltung und Bearbeitung noch besser machen könnte. Bearbeitung: RAW-Enzwicklung mit Lightroom, Panorama mit Autopano Giga und SW-Umsetzung mit NIK Silferefex Pro.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Franz Bogner:

Ein Foto wie ein Gemälde. Solche Motive sind prädestiniert dafür, groß auf eine Leinwand gezogen und über das heimische – oder auch ein fremdes – Sofa gehangen zu werden.

Das Bild lebt vor allen durch zwei Komponenten, die gut ineinandergreifen:

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Tanzbären-Paradox: Strassengeschichte

Wenn Strassenfotografie Motiv, Exotik und Emotion zu einer Geschichte kombiniert, ist ein wesentliches Ziel erreicht. Wenn wir Fragen stellen müssen, ein weiteres.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Alexander Borais).

Kommentar des Fotografen:

Bei einem Spaziergang durch die Straßen Sankt Petersburgs (Russland) beobachtete ich auf einer Brücke diesen Jungen mit einem Zirkusbär. Es ist eine SW-Analogaufnahme, Spiegelreflex Nikon F3 mit einem 20 mm Nikon-Weitwinkel (gescannt und bearbeitet). Das Bild war schief, habe es gerade gerückt und einen Ausschnitt gewählt. Möglicherweise ist der Himmel zu hell?

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Alexander Borais:

Ein Junge mit wilder Frisur sitzt in diesem Hochformat-Schwarzweiss-Bild auf einer Mauer und stützt mit nachdenklich/traurigem Blick den Kopf in die Hand. Zu seiner Linken steht unter ihm ein junger Tanzbär mit Maulkorb, der sich anscheinend spielerisch an des jungen Bein zu schaffen macht und dabei in die Kamera blickt.

Ein starkes Stück. In unseren Breitengraden ist ein Tanzbär ein Anachronismus, und unser Tierschutz-Gewissen wird sich sofort mit einer gewissen Empörung ob diesem Bild Luft machen wollen. Damit ist ein Teil der Emotionalität bereits gegeben, die eine gute Fotografie aufweisen muss.

Hier geht die Geschichte aber noch viel weiter:

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Menschengruppe: Form, Licht und Schatten

Das Spiel mit klaren geometrischen Formen und mit harten Schatten ist in der Fotografie sehr beliebt und immer auch sehr wirkungsvoll. Solche Orte und Momente zu erkennen macht die Qualität eines Fotografen aus.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Axel Kistenich).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist auf der Besucherplattform des Triangle Towers in Köln Deutz entstanden. Die Lichtverhältnisse waren an diesem Tag ideal. Durch das seitliche Licht enstanden die langen Schatten der Menschen, sowie eine gute, schattenfreie Ausleuchtung der Architektur. Mir gefielen die strengen Formen der Metallkonstruktion, welche die Linienführung in die Bildtiefe vorgeben. Im Kontext dazu die Schatten der Menschen. Die Umsetzung in SW habe ich gewählt, da ich Ablenkungen durch die intensiven Farben vermeiden wollte.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Axel Kistenich:

Alex Kistenich besitzt das Auge des Fotografen, wenn es darum geht, potentiell interessante Lichtsituationen und Motive zu erkennen:

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Schwarzweiss-Schmetterling: Fotografie lebt auch von Formen

In der Natur sind uns viele Motive quasi vor die Haustür gelegt. Es gilt sie zu erkennen und gekonnt ins Bild zu setzen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© olaf veit).

Kommentar des Fotografen:

na ja digital gibt halt farbfotos so oder so… nun meine umsetzung. ein schmetterling, bei dem ja es auf ja auf die farbe ankommt. habe dank digitaler bearbeitung in schwarz-weiss umgewandelt. mir persönlich gefällt dieses ergebnis – aber wie ist eure meinung?

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von olaf veit:

Olaf hat gut daran getan seine digitale Fotografie in Farbe zu fotografieren und dann in schwarzweiß umzuwandeln. Mein Reden ist es immer, keine Informationen zu verschenken, indem gleich und ausschließlich schwarzweiß digital fotografiert wird.

Wobei dies unterwegs nur in einem Fall ein Problem ist: Wenn wir im RAW- Modus fotografieren und schwarzweiß einstellen, haben wir am Display der Kamera ein schwarzweißes Bild zum sofortigen Beurteilen und trotzdem die farbigen RAW-Daten später noch zum bearbeiten. Bei Einstellung auf JPG dagegen sind die Farben verloren!

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Klatschmohn: Gegenlicht mit Tiefe

Silhouette-Gegenlichtaufnahmen mangelt es häufig an Tiefe – schon deshalb, weil die Blende meist geschlossen werden muss.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Matthias Keschke).

Kommentar des Fotografen:

Titel: „Mohnanbeter beim Sonnenuntergang“ Die Überlappung der drei Mohnblüten links erinnern mich an einen Kopf (auf Beinen)… Ich finde, das Bild erhält durch diese Konstellation der Blüten eine surreale Wirkung!

Peter Sennhauser meint zum Bild von Matthias Keschke:

Einige Klatschmohn-Blüten in einem Feld, relativ nah aufgenommen direkt gegen die Sonne. Durch die extreme Gegenlicht-Situation ist der untere Bilddrittel total schwarz; daraus ragen die dünnen Stängel von vier Pflanzen nach oben ins Abendrot, die feinen Härchen sorgen dafür, dass trotz der Silhouette-Situation noch Detailzeichnung im Bild vorhanden ist. Hinter den direkt vor der Sonne im Schattenriss abgebildeten Blüten ist ein weiterer Cluster in der Unschärfe der Tiefe zu sehen.

Wer sagt denn, die Sonne sei rund?

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