Tanzende Bäume: Ausprobieren!
Was soll man als Fotograf ausprobieren, um spannende Bilder zu kriegen? Alles. Und wenn es schon jemand gemacht hat, dann tauscht man sich drüber aus und macht’s noch besser. Hier ein Beispiel.
Torsten Jäger aus Berlin schreibt zu diesem Bild:
Liepnitzsee (Brandenburg). Aufgenommen Ende Oktober 2015, Nach eigentlich erledigter „Arbeit“ wollte ich noch etwas rumprobieren und habe mich an einer abstrakten Aufnahme versucht. Ich habe mit kleiner Blende und langer Belichtungszeit die Kamera bei der Aufnahme senkrecht nach oben gezogen. Grundsätzlich bin ich mit dem Resultat zufrieden. Ich mag die Farben und wie die Bäume im Gras tanzen. Man hat das Gefühl durch Milchglas zu schauen. Lediglich der Baum im rechten Bereich stört m.E., weil er oben und unten an den Bildrand grenzt. Bildbearbeitung: entwickelt aus RAW mit PS Elements; normale Bildbearbeitung (Tonwerte, Kontrast, Sättigung, Schärfe, etc.)
Tolle Idee, und das sie schon jemand vor Dir hatte, spielt überhaupt keine Rolle.
Wir sehen in diesem Farbbild offensichtlich einen Blick durch den unterholzfreien Jungbaumbestand in einem Wald. Die Aufnahme ist unscharf, und auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass es sich wahrscheinlich um vertikale Bewegungsunschärfe handelt.
Ich mach’s kurz: Ich habe diese Fotografie für eine Besprechung ausgewählt, weil ich eine ganz ähnliche Aufnahme schon einmal besprochen habe und darauf verweisen möchte.
Vielleicht müssen wir der Technik des Hochziehens während der Aufnahme einen Namen geben, damit sie diskutiert und unter allgemeiner Hilfe weiterentwickelt wird – jedenfalls fand ich schon vor einigen Jahren,
Selbst wenn dies ein Zufallstreffer aus 50 verschiedenen Spielereien gewesen sein sollte – er hat eine Qualität, die reproduzierbar ist: Statt die Kamera mit einem bewegten Objekt mitzuziehen, einem unbewegten Objekt dadurch Bewegung zu verleihen, finde ich eine brilliante Idee.
Daran hat sich ind en letzten acht Jahren nichts geändert. Ausser, dass ich dder Meinung bin, dass man die Technik jetzt im Herbst im Wald ausprobieren und verbessern könnte. Und dann natürlich selber darauf achten, dass keine Stämme beide Bildränder durchbrechen, dass das Licht den Effekt unterstützt etc pepe. Schickt uns doch Eure Hochzieh-Waldbilder, wir posten einen Sammelbeitrag, wenn was zusammenkommt!
[premiumkritik]
Am Strand funktioniert das Hochziehen auch ganz gut.
herbstliches Moor.
Das ist eine ganz tolle Technik, mit der ich schon sehr viel experimentiert habe, und deswegen möchte ich davor warnen, jedes verwischte Bild zu bejubeln. Manchmal mache ich zweihundert, bis ein richtig Gutes dabei ist. Und manchmal muss man Techniken kombinieren …
Hatte heuer im Herbst eine ähnliche Idee und ein ganzes Buch diesem Thema gewidmet. Wobei meine anfänglichen Versuche ähnlich zaghaft waren das Ziel aber die Auflösung der Strukturen hin zur reinen abstrakten Farbmalerei ohne Photoshop oä Verfälschung. Hier ein Beispiel
Hallo Torsten,
Ich finde gerade den rechterhand stehenden Baum (der Dich tendenziell tangiert) durch seine
„Störungs- Qualität, sehr passend. Für mich bildet er dadurch immer wieder eine Einheit zu seinem linken Gefährten. Insgesamt finde ich die tanzenden Bäume wunderschön aufgenommen mit einem spannenden Bildaufbau.
Mich zieht es auf jeden Fall in den Bann.
Durch diese Unperfektheit im Sinne eines „frischen und ungezwungenen“ ausprobierens, lädt es ein zum Experimentieren!
Herbstgruß Paula
Ich finde diese Aufnahmetechnik auch spannend. Habe mich letztens auch mal dran gewagt. Im lichtdurchfluteten Herbstwald hätte ich wohl einen ND-Filter gebraucht. So ist es heillos überbelichtet. Irgendwie finde ich es trotzdem interessant.
eine Anregung habe ich noch.
Es muss nicht immer Wald sein, hohes Schilfrohr am Teich.
(85mm, 0,5 sek. f/19 ISO 100)
Alle Aufnahmen bearbeitet mit Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Struktur…
Danke Dierk, die sind wirklich bemerkenswert – ob Wald oder nicht, die Technik ist spannend!
Peter, wenn du Bilder sammeln möchtest, kannst du diese auch gerne dafür benutzen und hier löschen.
Der Himmel ist auch fast immer gut für solche Experimente. Den gibt es fast immer als Motiv.
Vertikal und seitlich bewegt.
(90mm, 3 sek. f/4 ISO 80 , EXIF in den Bildern)
Das Bild hat auf jeden Fall etwas. Eine große Welle und rechts oben blaue „Polarlichter“.
Wie kommt denn der große Schwarzbereich zustande, wenn Du den Himmel fotogafiert hast?
Mhmmm…. Mich stört einzig der Rahmen. ;-)
danke Torsten,
hier ausnahmsweise das unbearbeitete Original (nur mit LR Standardeinstellungen).
Wie schon erwähnt sind die Bilder stark bearbeitet. Ich finde, dass es bei so einem Motiv wie man sieht auch zu einem besonderen Ergebnis führen kann :-)
So würde das Bild von dir auch noch zu ganz anderen Ergebnissen führen. Mich stören besonders die Überstrahlungen im Himmel. Wenn ich oben den Himmel weg nehme und alles etwas stärker bearbeiten würde, würde mir(!!) das Bild sicher besser gefallen.
@ Sabine, ich weiß, dass es manchen nicht gefällt aber ich lade alle Bilder mit Rahmen, damit ich eine Kontrolle zum Übergang zu dem Hintergrund habe, der bei allen Seiten unterschiedlich ist.
Alles gut, Dierk. War nicht so ganz ernst gemeint. ;-)
Mich stört bei den Bildern der Himmel. Ich finde, ohne Himmel würden sie abstrakter aussehen.
Diese Technik kann man sehr vielfältig anwenden, nicht nur vertikal sondern auch horizontal oder mit Wellenbewegung.
Man braucht also nicht auf eine Gelegenheit zu warten, die gibt es immer :-)
Abends vom Balkon
(75mm auf Vollformat, 2 Sek. f/13 ISO 80 )
Ich bin in letzter Zeit auch vermehrt über Bilder gestolpert, bei denen die Kamera bewusst während der Aufnahme bewegt wurde und war sehr angetan von der dynamischen Kraft und Abstraktion. Ist wohl ein kleiner Trend namens „Intentional Camera Movement“. Meine Experimentierlust ist geweckt, es fehlt noch die Gelegenheit…
Es geht auf jeden Fall Zeit ins Land, bis ein halbwegs vernünftiges Bild entsteht. Zumindest, wenn das Ganze frei Hand fotografiert wird.
Danke an das fokussiert.com-Team, dass Ihr das Thema näher beleuchtet.
In den herbstlichen Wald habe ich es leider (noch) nicht geschafft und bald ist wohl die Farbenpracht herabgerieselt… bisher lediglich ein paar „Trockenübungen“ in näherer Umgebung. Hier mal die ersten Ergebnisse:
Die vertikale Struktur von Heizungsrippen über das Fenster nach oben gezogen (1/2 sec)
… eine Wäschespinne neben herbstlichen Kirschbaum (1/4 sec)
Ausprobiert! Jetzt auch mal im Wald…
(0.62sec mit Polfilter als Lichtfresser aus Ermangelung an passendem ND-Filter)
… und nocheins: