Test Lensbaby (1 von 2): Das Frankenstein-Objektiv
Lensbaby ist das Tilt/Shift-Objektiv für Arme, das Anti-Scheimpflug-Effekte mit jeder Spiegelreflexkamera erlaubt. Das neue Modell der dritten Generation ermöglicht Feineinstellungen dank Feststellschrauben. Wir haben es getestet.
Schön ist es jedenfalls nicht. Das Lensbaby sieht aus wie Frankensteins Objektiv – oder wie ein chirurgisches Instrument zur Fixierung von Wirbelsäulen. Aber damit finden wir uns ab, schliesslich dient das Objektiv auch dazu, geradezu „abartige“ Bilder zu schiessen:
Als Kreativ-Instrument darf es da auch designmässig abweichen, schliesslich tut es ja genau das optisch…
Lensbaby auf Nikon D200: Der Blendenring wird im Objektiv mit kleinen Magneten festgehalten (o.l.), der kleine Knopf arretiert das Lensbaby (o.l.), mit einem Drehregler lässt sich die Schärfe feinjustieren (u.l.), und das Zusammendrücken der zwei Knöpfe am untern Ring löst die Arretierung. (Bilder PS/fokussiert.com)
[amazon B008FXYH3U]Das Lensbaby[/amazon] erlaubt den sogenannten Tilt/Shift – Effekt, eine Beugung der Scheimpflug’schen Regel: Demnach steht die Ebene der Schärfentiefe in der Fotografie parallel zur Film- (oder heutzutage der Sensor-) Ebene. Je nach Blende ist in einem Foto deswegen immer alles, was sich in gleicher Distanz von der Kamera befindet, entweder scharf oder eben in der Unschärfe. Mit einer Abwinkelung der Linsen kann allerdings diese Ebene schräg zur Filmebene versetzt werden. Und plötzlich verläuft die Schärfe schräg durchs Bild.
In einem Artikel über Anti-Scheimpflug haben wir den Effekt bereits behandelt. Er dient einerseits für das Vermeiden von stürzenden Linien bei der Architekturfotografie und andrerseits für Spezialeffekte; er lässt sich mit Fachkameras mit flexiblem Balg oder mit speziell gefertigten (und teuren) Tilt/Shift-Objektiven für Spiegelreflex -Kameras nutzen.
Oder eben mit den Lensbabies. Wir haben eins bestellt, und zwar das neuste Modell der dritten Generation: Es verfügt nicht nur über eine Fixierung des flexiblen Objektivbalgs, sondern über drei Schrauben zur Fein-Einstellung der Ebene, einen Justierungs-Ring für die Feineinstellung der Schärfe und einen Release-Mechanismus.
Das Lensbaby wird in einer simplen Verpackung mit einem zähen Kunststoff-Behälter und einem Objektivbeutel geliefert. Der Container kann für die Aufbewahrung und den Transport des Lensbaby dienen, dessen Feinmechanik sonst im Foto-Rucksack von andern schweren Ausrüstungsgegenständen erdrückt werden könnte.
Ausserdem liegt in der Packung ein kleiner Faltprospekt zur Benutzung und ein löffelartiges Gebilde. In dessen mit einem Plastikdeckel verschlossenen Behälter sind sechs Gummischeiben mit Loch zu finden; das Griff-Ende des Objekts ist mit einer Kappe abgedeckt und erweist sich als kleiner Magnet.
Die Scheiben sind die Blendenringe, die von Hand im Lensbaby ausgetauscht werden: Der Magnet am „Blendenlöffel“ dient dazu, die magnetischen Scheiben aus dem Objektiv herauszuheben oder einzulegen. Sie werden vor der Linse von drei am Rand vorstehenden kleinen Magneten festgehalten. Das Lensbaby weist ohne Ringeinsatz eine Blende 2 auf, der kleinste Einsatz entspricht der Blende 22.
Die Bedienung des Lensbaby ist gar nicht mal so einfach. Es wird auf der Kamera montiert und danach mit drei Fingern (un-) gleichmässig gegen das Kameragehäuse gezogen oder davon weggedrückt; die Standardfokussierung des Normalobjektivs liegt bei 18 Fuss oder sechs Metern. Der Clou ist die Verschiebung des „Sweetspots“: Der Fokus lässt sich durch ein Abschrägen des Balgs praktisch im ganzen Bildausschnitt „herumschieben“.
Wenn Schärfe und Sweetspot stimmen, sorgt ein Druck (mit einem vierten Finger…) auf den kleinen Verriegelungsknopf oben rechts am Objektivring dafür, dass die Einstellung fixiert wird. Dazu springen kleine Spitzen innerhalb der Löcher in die Gewinde der drei Schrauben, die sich zuvor frei in den Metallhülsen bewegten. Jetzt kann mit dem Schiebeknopf die Scharfstellung feinreguliert und über die drei Schrauben der Sweetspot noch genauer festgelegt werden.
Ein Zusammendrücken der beiden Kugelknöpfe unten am Objektivring löst die Verriegelung, das [amazon B008FXYH3U]Lensbaby[/amazon] schnellt in die Normalstellung zurück.
Das ist auch schon alles. Aber es ist gar nicht mal so einfach, diese simple Mechanik richtig anzuwenden – wie wir im zweiten Testteil sehen werden.
[postlist and „Lensbaby“ „Test“]
Hahaha. Nein. Wohl nicht. Es gibt wahrscheinlich viele Motive, die ich anders schießen würde als du, und mindestens genauso viele, die du anders schießen würdest als ich… Case in point. Ich schieße damit hauptsächlich Stillleben.
Sofie, der Test geht weiter, mit viel mehr Beispielen. Wohl auch alle nicht das, was Du gemacht hättest, da bin ich mir sicher ;-)
Ich glaube, du hast tatsächlich damit nur ein bischen experiementiert. Ich habe, zugegebenermaßen, bisher damit auch nur mäßige Erfolge, den einen mehr oder weniger zufällig, weil ich nicht geblickt habe am Anfang, wie mit dem Ding umzugehen war.
Hier mein persönlicher Einblick: das Lensbaby zwingt Dich, voll manuell zu fotografieren; soll heißen, wenn einem die Grundlagen nichts sagen, wird es ein Mißerfolg. Außerdem ist es m.E. am besten geeignet, Stillleben oder spezielle Straßenszenen etc. zu fotografieren, wo ein extremer Fokus angebracht ist. Oder in einem Porträt. Was du als Beispiel bringst, wäre das eine Bild, was ich NICHT gewählt hätte.
Nur so als Kommentar.
Lensbabies sind eine schöne Art kreativ mit Schärfe umzugehen und in jedem Fall eine Überlegung wert. Ich denke mal das Lensbaby wird irgendwann auch den Weg in meinen Fotorucksack finden ;)