Test Nikkor DX AF S 18-200mm VR 3.5-5.6 (2/2): Von Nah bis Fern

Nikons DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 Superzoom bringt an beiden Enden seines langen Spektrums sehr anständige Bildresultate. Wer kein religiöser Schärfenfanatiker ist, kommt mit diesem praktischen Allround-Glas auf seine Kosten.

Nikons DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 Superzoom bei 18mm und extremer Blende von 22: Scharf von vorne bis hinten. (Bild PS)

Es ist keine Billig-Linse, Nikons [amazon B000BY52NU]Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6[/amazon], und es ist zugleich ein Superzoom: Kompromisse sind bei solchen Zoom-Objektiven, gerade wenn sie Weitwinkel- wie auch lange Teleaufnahmen ermöglichen, zu akzeptieren.

Objektiv-Schwächen sind in der Bildqualität vor allem in vier Bereichen zu finden:

  • Verzeichnungen oder Verzerrungen
  • Farbabweichungen oder Kontrastschwächen
  • Unschärfe
  • Vignettierung (Randabdunkelung)

Zoom-Objektive, also Objektive, die mehr als eine Brennweite zulassen, haben immer mit dem einen oder anderen dieser Dinge zu kämpfen. Je extremer die Brennweiten auseinanderliegen, die ein Objektiv abdeckt, desto besser sollte man sich vor dem Kauf mit den Bildleistungen auseinandersetzen: Das Glas der Linsen kann ganz einfach nicht auf alle Bereiche optimal abgestimmt sein.

 

..und bei der vollen Brennweite von 200mm oder 300mm KLeinbild (Alle Bilder PS)

..und bei der vollen Brennweite von 200mm oder 300mm KLeinbild (Alle Bilder PS)

Nikons DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 Superzoom bei 18mm Weitwinkel...

Nikons DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 Superzoom bei 18mm Weitwinkel…

Allerdings lassen sich die einen oder anderen Einbusse, die man sich bei der Bildqualität mit dem Kompromiss eines Zooms oder eben eines Superzooms einhandelt, mittels Software leichter korrigieren als andere. Farb- und Kontrastverluste sowie Schärfenmängel gehören nicht dazu; Verzeichnung und Vignettierung sind weniger ein Problem. Das hier besprochene Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 war eines der ersten Superzooms dieser Länge (11fach) für Spiegelreflex-Digitalkameras und erreicht in den Profi-Labortests der Fachmagazine dennoch überall verhältnismässig gute Werte. Dass inzwischen alle andern Hersteller Superzooms ähnlicher Brennweiten und in einer vergleichsweisen Qualitäts- und Preisklasse anbieten, spricht Bände. Das Objektiv ist ganz einfach für den Amateur, der keine große Fototasche mit vielen teuren Objektiven mit sich herumschleppen will und kann, ein ideales Werkzeug.

Kathy an Ocean Beach – eins meiner Lieblingsbilder, geschossen mit dem Nikon 18-200 bei 18mm. (Bild PS)

Ich habe es jetzt etwas länger als ein Jahr benutzt und bin, obwohl ich inzwischen die Vorteile lichtstärkerer Festbrennweiten (oder Qualitätszooms wie dem Nikkor 70-200 1:2.0) schätzen gelernt habe, noch immer recht glücklich mit dem Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6: Es ist ganz einfach sehr bequem, mit einem kurzen Dreh vom extremen Weitwinkel mit 24mm Kleinbildäquivalent auf das Fernrohr mit 200/300mm umzustellen.

Damit ist auch gleich gesagt, dass man mit solchen Objektiven automatisch die Tendenz hat, in den Extremen zu arbeiten – wo sich allerdings just die grössten Schwächen des Objektivs auswirken dürften.

…für mich ist das Nikon 18-200mm bei 200mm scharf genug. Ausschnitt 1:1 pixelweise. (Bild PS)

Dem Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 wird von den vielen Schärfe-Extremisten, die im Netz publizieren, eine Schwäche in den langen Brennweiten bei der Schärfe nachgesagt. Ich kann das, auf meinem Alltags-Gebrauch des Objektivs, nicht bestätigen. Ich habe bei den langen 200mm-Aufnahmen (300mm Kleinbildäquivalent) nie eine andere als eine von mir verschuldete Unschärfe feststellen können, kann mir aber vorstellen, dass man, wenn man den ganzen Tag nur Spitzen-Objektive mit bezahlbaren Allroundern vergleicht und dabei mit der Lupe jedem Pixel nachforscht, Unterschiede entdecken würde.

Keine Erdkrümmung, sondern die Tonnenverzeichnung des Nikon DX 18-200mm VR (Bild PS)

Was ich festgestellt habe am Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 ist eine relativ deutliche Verzeichnung; das Objektiv verzerrt horizontale Linien je nach Einstellung tonnen- oder kissenförmig: In Weitwinkel-Aufnahmen wird der Horizont schon mal zur Erdrundung. Das allerdings ist ein Nachteil, der mit ein wenig Geschick und / oder der richtigen Software verhältnismäßig leicht zu korrigieren (oder in den Bildern auch ganz einfach zu akzeptieren) ist. Die sichtbaren Verzerrungen gerader Linien beginnt relativ bald jenseits der Normalbrennweite zwischen 30 und 50mm. Aber zur weiteren Relativierung des Problems sei gesagt, dass es eigentlich nur bei Aufnahmen in einem Umfeld mit vielen horizontalen Geraden auffällt – am Meereshorizont also beispielsweise, oder mit dem Weitwinkel in Innenräumen.

Schärfeabfall gegen die Bildecken am Nikon DX 18-200mm. (Bild PS)

Ein zweites, im Weitwinkelbereich eindeutiges Problem sind deutliche Schärfeabfälle gegen die Bildecken hin: In den stärksten Rundungen der Linsen sorgt die Verzeichnung eben auch für einen rapiden Abfall der Schärfekreiswiedergabe. Das ist aber in aller Regel problemlos zu verkraften, weil die Erscheinung relativ weit aussen an den Bildrändern erst anfängt. Das Bild vom Kieselstrand in Nordkalifornien kann die Erscheinung illustrieren – aber Kieselstrände fotografiert man ja nicht jeden Tag.

Was Kontrast und Farbtreue angeht, kann das das Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 in meinen Augen mit deutlich teureren Gläsern mithalten; eine Vignettierung habe ich nie festgestellt.

Ein leises Misstrauen hat mich beschlichen, nachdem ich im Januar mit meinem neuen Sigma 30mm und einer Lichtstärke von 1:1.4 herumzuspielen angefangen habe; für den Workshop im Death Valley habe ich mir deshalb das 70-200mm 1:2.0 Nikkor gemietet. Und obwohl ich davon begeistert war und entsprechend das „kleine“ Superzoom gar nicht mehr mitnahm, arbeite ich inzwischen wieder ganz vergnügt und zufrieden damit weiter: Einige meiner besten Bilder sind mit dem Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 entstanden.

[photos title=“Nikon DX 18-200mm 1:3.5-5.6″]

Mittelfristig werde ich es wohl mit dem 70-200 ergänzen; aber für Reisen und Ausflüge, auf denen man keine schwere Ausrüstung mitschleppen und trotzdem einen grossen Brennweiten-Bereich abgedeckt haben will, ist das Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 ideal. Und auch wenn ich mir für Landschaftsfotografie das doch noch deutlich weitwinkligere [amazon B0007U00XK]Sigma 10-20mm Objektiv[/amazon] angeschafft habe: Die Kamera liegt in der Tasche immer mit dem aufgesetzten Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 bereit.

Das deutsche Foto Magazin hat grade einen Tabellentest der vergleichbaren Superzooms für DSLR durchgeführt. Das Resultat: Leica, Nikon, Olympus und Sigma erhalten die Note „Sehr gut“, Canon und Tamron noch ein „Gut“ für die typähnlichen Superzooms.

Oder, anders gesagt: Es gibt noch kein schlechtes Superzoom (wenn auch sicher sehr viel bessere Premium-Objektive).

Ich habe mir kürzlich überlegt, meine Nikon D200 zusammen mit dem Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 zu verkaufen. Inzwischen habe ich mich dagegen entschieden: Die D200 bringt nicht mehr viel, ist aber eine hervorragende Zweitkamera.

Und das Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6 Objektiv ist ganz einfach zu praktisch.

[postlist „and“ „Objektiv“ „Test“ „Nikkor 18-200“]

Superzooms zwischen Weitwinkel und Tele:

  • [amazon B000BY52NU]Nikon Nikkor DX 18-200mm VR 1:3.5-5.6[/amazon]
  • [amazon B001E97GIA]Canon EF-S 18-200mm IS 1:3.5-5.6[/amazon]
  • [amazon B001BN3DQ8]Leica D-Vario Elmar14-150mm 1:3.5-5.6 asph. Mega OIS[/amazon]
  • [amazon B000BKP1J4]Olympus Zuiko Digital 18-180mm ED 1:3.5-5.6[/amazon]
  • [amazon B000NOSCGM]Sigma 18-200mmDC OS 1:3.5-6.3[/amazon]
  • [amazon B001FB6PJS]Tamron DI II VC LD asph. IF Macro 18-270mm 1:3.5-5.6mm[/amazon]
11 Kommentare
  1. Boer
    Boer sagte:

    Ich habe inzwischen ein zweites Objektiv gekauft in der Hoffnung, daß es nicht den gleichen „Mangel“ aufweißt wie das erst, aber leider reagiert es genauso. Im senkrechten Zustand, wenn man zBsp. Käfer fotografieren möchte,
    öffnet sich das Objektiv auf Grund der Schwerkraft selbstständig. Eine Unart, die mir von meinem 18-140mm Modell
    nicht bekannt ist. Ist das Normal ? Beide Objektive wurden gebraucht gekauft, also kein Herstellerzustand !
    Erbitte Erfahrungen anderer Nutzer, vielen Dank !

    A.Boer

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  2. Willi
    Willi sagte:

    Objektivtest Nikon 18-200 im Jahr 2009
    Hallo Peter, benutzt Du dieses Objektiv noch immer? Ich nutze das auch und es ist so eine Art Haßliebe draus geworden – viele der Bilder sind für mich OK, aber manchmal kommen da so flaue Sachen raus, dass man meint, sich über die Augen wischen zu müssen und dann könnte ich das Objetiv am liebsten zum Altglas geben.

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  3. Anton Heumann
    Anton Heumann sagte:

    Die Bildschärfe des 18-200 Objektivs kann entlang des gesamten Brennweitenbereichs optimiert werden, wenn die Blende 8 voreingestellt wird, d. h. die Zeitautomatik verwendet wird. Ich benutze das Objektiv an meiner D300, wenn ich die leistungsstärkeren, aber eben grösseren und sehr viel schwereren Gläser nicht mit auf die Reise nehmen will.

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  4. Daniel
    Daniel sagte:

    Interessanter Artikel – Warum?
    Weil er das Superzoom von Nikon von einer (hier) positiven Seite zeigt.
    Fragt man in diversen Foren nach einer Empfehlung eines bezahlbaren 18-200 (egal ob Nikon/Tamron/Sigma) gibts immer gleich auf den Deckel. Ich habe mir auch gleich was einfangen müssen, als ich nach nem bezahlbaren Superzoom für meine D200 gefragt habe. Sprüche wie „mit der Kamera aufsteigen, aber mit der Optik sich verschlechtern“ waren da noch harmlos
    Jetzt aber bin ich doch wieder am überlegen, ob ich mir für die Reise/Kurztrip nicht doch ein 18-200 anschaffe. Hatte schon zu viele Gelegenheiten, wo mich der Objektivwechsel den entscheidenden Moment gekostet hat :(
    Aber nur mit nem 18-200 würde ich auf Dauer auch nicht glücklich werden, da es einfach zu lichtschwach ist.

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  5. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    @Corinne: Der Eindruck täuscht.

    @Blue: Danke – wir versuchen, mehr Tests zu machen, und nicht nur für Nikon.

    @Wolf: Stimmt. Und ein paar andere Verschreiber habe ich auch angepasst.

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  6. Blue
    Blue sagte:

    Sehr informativ, sehr interessant, tolle Bilder – selbst das Fisch-Bild finde ich gelungen! Mehr von solchen Test für Nikon!
    Grüße Blue

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  7. Corinne ZS
    Corinne ZS sagte:

    Gern geschehen!

    Das Fischbild ist wirklich genial. Ich würd’s mir sofort an die Wand hängen, wenn auch nicht unbedingt in die Küche. Aber auch geniale Bilder haben manchmal eine Geschichte, nicht wahr? Vielleicht trägst Du ja immer einen Fischkopf mit Dir rum, um ihn bei Gelegenheit vor der Linse zu platzieren, damit das Bild eine schrecklich spannende Geschichte erzählt und nicht bloss ein wunderbares Landschafts- und Spatziergängerbild wird. Wer weiss.

    Ich kenne Familien, deren Glück ein jähres Ende fand, als sich herausstellte, das der Ehegatte nach dem Urlaub 2501 Bilder von Käfern und Würmern, aber keins der Gattin und Kinder gemacht hatte (er ist Biologe) und von Pärchen, die nach dem Traumurlaub in Thailand ihre schwerste Zeit erlebten, weil er jede Baustelle aber nie sie fotografiert hatte (er ist Handwerker). Wirklich wahr.

    Aber da bist Du ja auf der sicheren Seite mit dem rosa Traum von einem Bild!

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  8. Corinne ZS
    Corinne ZS sagte:

    Zwei wunderschöne Bilder, eins mit Fisch und eins mit Frau. Die Farben sind prächtig, und auch sonst gäbe es noch einiges dazu zu sagen!

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  1. […] subjektiv – aber sehr praktisch geschriebene Kritik über dasNikkor DX AF X 18-200mm VR 3.5-5.6 -ein sogenanntes Superzoom – oder einfach “immer […]

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